Die Beurteilung von (krankmachenden) psychischen Belastungen bei der Arbeit ist eine der Herausforderung des BGM und des Arbeitsschutzes. Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen geht man davon aus, dass ein Ungleichgewicht in Form von hohen Arbeitsanforderungen, Leistungsdruck, Stress und fehlenden Ressourcen wie Handlungs- und Entscheidungsspielräumen negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat – so die Theorie des sog. Job-demand-control-Modell.[1] Dieses wurde seither mehrfach überprüft und gilt heute als eines der wesentlichen Grundlagenmodelle zur Beurteilung dieser arbeitsbezogenen, psychischen Belastungen.

Zur Bestimmung dieses gesundheitlichen Risikos eignet sich der sog. FIT-Fragebogen.[2] Die Kurzbezeichnung FIT steht dabei als Abkürzung für "Fragebogen zum Erleben von Intensität und Tätigkeitsspielraum in der Arbeit". Als Ergebnis erhält man einen Risiko-Index, der Rückschlüsse auf die psychischen Belastungen ermöglicht.

Ein weiteres, wichtiges Modell ist das Effort-Reward-Imbalance (ERI) Modell[3], das auch als Modell beruflicher Gratifikationskrisen bezeichnet wird. Es geht davon aus, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen entstehen können, wenn es ein Ungleichgewicht zwischen Anforderung und Belohnung gibt, d. h. Leistung und Gegenleistung. Auch hier gibt es einen eigenen Fragebogen (ERI-Fragebogen), der einen dem FIT vergleichbaren Index bildet.

Studien haben gezeigt, dass Beschäftigte, die gemäß dieser beiden Modelle zur Gruppe mit erhöhter (negativer) Stressbelastung gehören, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Es ließ sich ein Zusammenhang zu Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten und letztlich auch zum metabolischen Syndrom nachweisen.[4]

[1] Karasek, Job demands, job decision latitude, and mental strain: Implications for job redesign. Administrative Science Quarterly 24, 1979, S. 285-308.
[2] Richter/Hemmann/Merboth/Fritz/Hansgen/Rudolf, Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, Juli 2000, Vol. 44, No. 3, S. 129-139.
[3] Siegrist, Soziale Krisen und Gesundheit, 1996.
[4] Siegrist, Herausforderung Stress im Beruf, 2007.

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