Möchte das Unternehmen Kennzahlen zur Bewertung der Ausgangssituation und langfristig zur Erfolgsmessung des BGM erheben, müssen zunächst die damit verbundenen Ziele definiert werden. Dient der Aufbau eines Kennzahlensystems zum Benchmark mit anderen Unternehmen oder allgemein veröffentlichten Werten, richtet sich die Auswahl der benötigen Kennzahlen nach denen dieses Benchmarks. Möchte man aber betriebsintern den Erfolg von Maßnahmen bewerten, müssen die Kennzahlen sich an den Merkmalen der Programme orientieren.

 

10.1 Zieldefinition

Für das Unternehmen müssen die aktuellen und zukünftigen gesundheitsbezogenen Herausforderungen bzw. die Faktoren, die möglicherweise in Verbindung mit Gesundheitswerten stehen, definiert werden. Davon werden die Ziele für ein betriebliches Gesundheitsmanagement (inkl. des Arbeits- und Gesundheitsschutzes) abgeleitet.

Beispiele:

  • Krankenstand zu hoch – Krankenstand reduzieren
  • Häufung Rückenerkrankungen mit zunehmenden Alter – Beschäftigungsfähigkeit in Bezug auf Muskel-Skelett-Erkrankungen bis zur Rente erhalten – Steigerung Produktivität
  • viele BEM-Fälle bzw. hoher Anteil Langzeiterkrankter am Krankenstand – Optimierung der Arbeitsbedingungen und Präventionsmaßnahmen zur Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit
  • Wettbewerbsvorteile durch höhere Produktivität – Leistungsfähigkeit erhöhen durch Optimierung körperliche Gesundheit und höhere Zufriedenheit

10.2 Zielparameter konkretisieren und prüfen

Aus allgemein formulierten Zielen müssen nun konkrete und damit messbare definiert werden. Diese Ziele lassen sich ggf. schon direkt mit einer Kennzahl darstellen oder aber es müssen mehrere herangezogen werden (Abb. 4). Dabei ist zu prüfen, in wie weit bereits Kennzahlen im Unternehmen vorhanden sind und welche noch neu erhoben werden müssen.

Abb. 4: Zielparameter definieren

Die hier dargestellten Kennzahlen dienen dabei als Auswahl und sollten in entsprechender Runde diskutiert und auf ihre Eignung geprüft werden. Einer solchen Expertenrunde gehören i. d. R. an:

  • Geschäftsführung (ggf. Vertreter/Bereichsleitung/Projektleitung),
  • Personalabteilung,
  • Betriebs-/Personalrat,
  • Vertreter der Arbeitsmedizin und -sicherheit,
  • ggf. externe Dienstleister/Berater (zur fachlichen Unterstützung/Moderation Projektgruppe).

Darüber hinaus kann auch ein Workshop unter Einbeziehung von Führungskräften zur Ermittlung der relevanten und für das Unternehmen passenden Kennzahlen ergänzend durchgeführt werden.

10.3 Pfadmodell aufbauen

Nachdem die Kennzahlen definiert wurden, müssen nun die Faktoren festgelegt werden, die diese Kennzahlen beeinflussen (Ursache-Wirkung) oder zumindest damit in Zusammenhang stehen könnten. Dabei helfen theoretische Modelle und bereits durchgeführte Studien, die schon entsprechende Verbindungen/Zusammenhänge aufzeigen. Es empfiehlt sich, diese Verbindung grafisch zu visualisieren, sodass Pfade, d. h., mehrere Verbindungen hintereinander bis zum Zielparameter, ggf. sogar zu einer greifbaren Zielkennzahl, entstehen (Abb. 5). Damit wird deutlich, welche Daten erhoben werden müssen, um letztlich die Zielkennzahl erklären oder den Zielparameter abbilden zu können.

Abb. 5: Beispielergebnis eines Workshops zum Aufbau eines Pfadmodells

10.4 Kennzahlen für Ausgangssituation erheben

Ein Modell von Verbindungen/Pfaden bedeutet noch nicht, dass damit auch die Zielparameter wirklich erklärt werden können. Letztlich muss das Modell in der Praxis überprüft werden. Sollen nun Daten im Unternehmen erhoben werden, sei es in Form einer Befragung, Beobachtung oder durch Messung, ist eine fachliche Beratung sinnvoll, welche Erhebungsinstrumente geeignet, d. h., wissenschaftlich fundiert aber auch praxistauglich sind. Nach Erhebung der Daten haben Sie nun erste Werte zur Prüfung des Modells, aber auch Hinweise für notwendige und zielführende Interventionen.

10.5 Initiale Maßnahmen durchführen

Während ggf. weiter an dem Modell gearbeitet bzw. dieses auch angepasst wird, können schon Maßnahmen auf der Verhaltens- oder Verhältnisebene oder auch in kombinierter Form stattfinden. Die Auswahl dieser initialen Maßnahmen ergibt sich aufgrund der Analyseergebnisse unter Beachtung der Ziele.

10.6 Erste Erfolgsmessung durchführen

Nach Beendigung der ersten Maßnahmen sollten diese evaluiert, d. h. bewertet werden, dies jedoch nicht unmittelbar nach Beendigung, z. B. eines Rückenschulkurses, sondern zeitversetzt. Die erhoffte Wirkung bedarf einer bestimmten Zeit, da die Inhalte der Maßnahmen auch in den beruflichen Alltag integriert werden müssen und eine entsprechende Anpassung möglich werden sollte. Zur Abschätzung des optimalen Zeitpunktes einer Wiederholungsmessung helfen Erfahrungswerte, andernfalls könnte eine Erhebung nach einem Jahr als vernünftiges Zeitfenster angesehen werden. Eine erneute Messung ist aber auch abhängig von der Art der durchzuführenden Maßnahmen. Müssen umfangreiche Veränderungen am Arbeitsplatz vorgenommen werden, müss...

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