Das BGM hat viele Schnittstellen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, z. B. bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen oder der ergonomischen, gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitsplätze. Für Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten bieten die Berufsgenossenschaften (BG) das sog. "Unternehmermodell Arbeits- und Gesundheitsschutz" an, das den Unternehmer bei der Organisation des Arbeitsschutzes im Betrieb unterstützen soll. Dieses Modell ist besonders für KMU interessant. Vor diesem Hintergrund sollte bei der Zusammenarbeit mit KMU das BGM im Rahmen des Unternehmermodells "Arbeits- und Gesundheitsschutz" integriert werden. Dabei sollte bereits zu Beginn über ein Konzept nachgedacht werden, welches beide Systeme miteinander verbindet und KMU in Sachen Arbeitsschutz und bei der Einhaltung gesetzlicher Anforderungen unterstützt. Der Ablauf eines BGM in KMU ähnelt stark dem klassischen Phasenmodell eines BGM und damit einer prozessorientierten Vorgehensweise. Inhaltlich müssen jedoch die Besonderheiten und Herausforderungen von KMU in allen Phasen Berücksichtigung finden (siehe Abb. 2).

Abb. 2: Ablauf BGM für KMU im Rahmen des Unternehmermodells

In Phase 1 des Ablaufmodells für KMU ist neben der Klärung des Bedarfs und Festlegung von Zielen gleichzeitig zu prüfen, ob und in welchem Maße ein BGM-Konzept für den Betrieb angemessen ist, ohne diesen zu überfordern. Insgesamt muss das BGM in KMU informeller angelegt werden als in größeren Betrieben und dabei berücksichtigt werden, dass das Projekt neben dem Tagesgeschäft von nicht speziell hierfür ausgebildeten Verantwortlichen initiiert und gesteuert wird. Zur Klärung dieser ersten Schritte und Punkte erfolgt in KMU meist ein persönliches Gespräch mit dem Unternehmer selbst. Diesem kommt hier eine noch stärkere Schlüsselrolle für die Initiierung und Ausrichtung des BGM zu, als dies bereits in größeren Unternehmen der Fall ist, sodass bei der Ansprache und Motivierung die besonderen Bedürfnisse des Inhabers Berücksichtigung finden müssen.

Da in KMU häufig Defizite in der Umsetzung des Arbeitsschutzes vorhanden sind, muss das BGM-Konzept auch dieser Anforderung gerecht werden. Es soll bereits zu Beginn eines Projektes verdeutlicht werden, dass das BGM die Unternehmen auch in Sachen Arbeitsschutz unterstützen und ihnen beratend zur Seite stehen kann. Auf Basis dieser Vorgaben wird das BGM-Konzept passend zu den individuellen Gegebenheiten des Betriebs erstellt und bereits mögliche externe Unterstützung geklärt. Gerade bei KMU muss sichergestellt werden, dass der (Produktions-)Ablauf nicht gestört und dennoch alle Mitarbeiter im Rahmen des BGM-Konzeptes erreicht werden. Hierfür müssen die Mitarbeiter rechtzeitig informiert und v. a. auch integriert werden.

In Phase 2 wird es in KMU nicht immer gelingen, eine umfassende und komplexe Analyse durchzuführen. So ist es z. B. bei einer geringen Beschäftigtenzahl nicht immer möglich oder gar sinnvoll, eine zeit- und kostenintensive Mitarbeiterbefragung zu starten. Schon allein aus Datenschutzgründen kommen schriftliche Beschäftigtenbefragungen oder auch Arbeitsunfähigkeitsanalysen von Krankenkassen in KMU nur eingeschränkt infrage. Schließlich muss von Unternehmen zu Unternehmen individuell entschieden werden, welche Instrumente einsetzbar sind und gleichzeitig auch den notwendigen Nutzen bringen.

Eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Auswahl und Durchführung von Analysen in KMU ist der Einbezug der Mitarbeiter. Über Einzelinterviews oder Gesundheitszirkel können Mitarbeiter beteiligt werden und bereits wertvolle Hinweise und Ideen für die Planung von Interventionen liefern. Auch im Rahmen einer klassischen Arbeitsplatzanalyse kann ein informelles Gespräch mit den einzelnen Mitarbeitern wichtige Einblicke in die Arbeitsbedingungen und Ideen für Verbesserungen liefern. Mitarbeiter sind Experten auf ihrem Gebiet und können praxisorientierte Ideen für Veränderungen und Optimierungen der Arbeitsplätze und deren Gestaltung beisteuern. Bei den verschiedenen Analysen sollte der Bezug zum Arbeitsschutz hergestellt werden, indem im Rahmen von Einzel- und Gruppengesprächen einfache Arbeitsschutzmaßnahmen angesprochen werden, wie z. B. regelmäßige Unterweisungen oder die Nutzung von Sicherheitsausrüstung.

Im Rahmen der Phase 3 "Maßnahmen" müssen – entsprechend der besonderen Gegebenheiten in KMU – schließlich praxisnahe und einfach umsetzbare Interventionen geplant und umgesetzt werden. Dabei gilt es, auf Basis der Analyseergebnisse und unter Beteiligung der Mitarbeiter, Maßnahmen zu entwickeln und bereits bei der Planung die KMU-Besonderheiten und Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Zudem gilt es auch in dieser Phase, den Arbeitsschutz zu integrieren und die Unternehmen bei der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben zu unterstützen. Neben Maßnahmen der Verhaltens- und Verhältnisprävention sollen folglich auch Maßnahmen zum Arbeitsschutz Berücksichtigung finden. Dies bedeutet nicht, dass der BGM-Experte sämtliche Arbeitsschutzthem...

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