Obwohl die DIN SPEC 91020 bereits seit 2012 auf dem Markt ist, hat sie sich nie richtig durchgesetzt. Zum einen ist der Anspruch sehr hoch, weshalb sich Unternehmen nicht trauen, in diese Tiefe des BGM einzusteigen, zum anderen wurde der Nutzen einer Zertifizierung nicht gesehen. Dies hat sich in der jüngsten Vergangenheit verändert, da die DIN SPEC 91020 als idealer Leitfaden für den qualitätsorientierten Aufbau eines nachhaltigen BGM gilt. Förderlich in diesem Zusammenhang ist sicherlich die steigende Anforderung von Geschäftsleitungen hinsichtlich einer Nutzendarstellung sowie das Vorhalten von BGM-Kennzahlen.

Für Unternehmen, die nun von der BS OHSAS 18001 auf die DIN ISO 45001 umsteigen müssen, stellt sich die Frage, wie denn Risiken und Chancen zur Gesundheit bei der Arbeit analysiert und bewertet werden und daraus Gesundheitsziele abgleitet werden können. Insofern bietet sich nun die Chance, die DIN SPEC 91020 BGM als Leitfaden für den Aufbau eines BGM zu verwenden und dabei auch BGM-Ziele zu definieren, die gleichzeitig auch als SGA-Ziele nach der DIN ISO 45001 betrachtet werden können.

Oftmals identifizierte BGM-Ziele sind:

  • leistungsfähige und leistungsbereite Mitarbeiter,
  • Demografiefestigkeit,
  • Arbeitsfähigkeit bis zur Rente,
  • werteorientierte Führung/gesund Führen,
  • hohe Arbeitgeberattraktivität,
  • sichere und gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen.

Aus dieser Auflistung wird deutlich, dass es insbesondere in den Bereichen Demografie, Führung, Arbeitsfähigkeit und Arbeitsbedingungen Überschneidungen zwischen dem BGM und dem Arbeitsschutz gibt. Dies ist auch nicht verwunderlich, da das Verständnis eines BGM die freiwillig durchzuführende Betriebliche Gesundheitsförderung sowie die gesetzliche Verpflichtung im Arbeitsschutz und zum Angebot eines Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) einschließt. Daher ist es im Sinne einer Koexistenz der beiden Managementsysteme vorstellbar,

  • eigene BGM-Ziele, eigene SGA-Ziele sowie gemeinsame Ziele zu definieren (s. Abb. 1),
  • aber auch das BGM der DIN ISO 45001 strukturell unterzuordnen und
  • trotzdem noch ergänzende BGM-Ziele außerhalb der Norm/des Managementsystems zu definieren (s. Abb. 2).

Abb. 1: BGM als Parallelsystem zur DIN ISO 45001

Die DIN SPEC 91020 BGM als Leitfaden bietet die Möglichkeit, BGM-Ziele exakt auf den Bedarf des Unternehmens angepasst zu definieren. Hierbei können gemeinsame Ziele auch auf die Ebene von strategischen Handlungsfeldern reduziert werden, so z. B. auf die gesetzlich verpflichtend durchzuführende Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen, das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) und die Ergonomie.

Abb. 2 zeigt beispielhaft die Unterordnung des BGM als Subsystem in der DIN ISO 45001. Hierbei werden BGM-Ziele als SGA-Ziele definiert und damit vollständig in die Norm 45001 integriert. In den Auslegungen der Norm wird es aber schwierig werden, Themen wie "Hohe Arbeitgeberattraktivität" als Risiken oder Chancen im Sinne der Norm zu definieren.

Abb. 2: BGM als Subsystem in der DIN ISO 45001

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