Jede Entwicklung, jede Veränderung, jede Strategie-Implementierung stellt eine Transformation dar: Der Übergang zwischen einem alten und einem neuen Zustand. Prägend hierbei ist das Gefühl, dass der alte Zustand nicht mehr passt und der neue Zustand noch nicht passend ist.[1] Nach dem Sozialpsychologen Kurt Lewin (1963) kommt es in der Transformation – der individuellen und auch der unternehmerischen – zu einem Aufeinandertreffen von Beharrungs- (retardierend) und Veränderungskräften (akzelierend). Abb. 1 zeigt das dreistufige Phasenkonzept.

Abb. 1: Dreistufiges Phasenkonzept von Lewin, 1963[2]

Vorwiegend geht es um das oberste Ziel, dass "das System [...] wieder in einen Ruhezustand kehren [muss], ohne jedoch in den alten Zustand zurückzufallen".[3] Als besonders sensibel gilt die Instabilität in der Bewegungsphase (moving), die vorherrschend ist und ein hohes Maß an Unsicherheit und Unwohlsein als charakteristisches Merkmal aufweist (zur inhaltlichen Beschreibung der Phasen mit der jeweiligen Zielsetzung siehe Schmeisser et al., 2013, S. 234–236[4]). "Das Geheimnis von Wandel ist es, seine Energie nicht für Kämpfe um das Alte zu verwenden, sondern dafür das Neue zu erschaffen." (Sokrates, 469 v. Chr. bis 399 v. Chr.). Doch ein chinesisches Sprichwort stellt fest: "Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen". Und so war es u. a. Jack Welch – ein US-amerikanischer Manager, der Jahrzehnte beim amerikanischen Konzern General Electric in der Verantwortung war –, der feststellte: "Die Veränderung hat keine Anhänger. Die Menschen hängen am Status quo. Man muss auf massive Widerstände vorbereitet sein". Diese Widerstände können unterschiedliche Ausdrucksformen einnehmen, siehe Tab. 1.

 
  verbal (Reden) non-verbal (Verhalten)
aktiv (Angriff)

Widerspruch

Gegenargumentation

Vorwürfe

Drohungen

Polemik

sturer Formalismus

Aufregung

Unruhe

Streit

Intrigen

Gerüchte

Cliquenbildung
passiv (Flucht)

Ausweichen

Schweigen

Bagatellisieren

Blödeln

ins Lächerliche ziehen

Unwichtiges debattieren

Lustlosigkeit

Unaufmerksamkeit

Müdigkeit

Fernbleiben

innere Emigration

Krankheit

Tab. 1: Ausdrucksformen von Widerständen[5]

Dem augenscheinlichen Ärger über den Widerstand als eine beispielhafte Barriere kann in einem ersten Schritt mit einer veränderten Perspektive begegnet werden.

 
Wichtig

Eine andere Perspektive auf Widerstand

Widerstand ist Commitment mit dem bestehenden System. Je mehr Widerstand vorhanden ist, als umso effektiver kann das alte System bezeichnet werden. Ist zu erwarten, dass sich alle sofort mitreißen lassen, wenn etwas über Jahre hinweg belohnt und bestärkt wurde?

Sowohl für den Umgang mit Widerständen als auch für den Umgang mit weiteren Barrieren, die im Rahmen von Entwicklungs- und Veränderungsprozessen auftreten, wird ein fundiertes, konsequentes und geplantes Barrierenmanagement benötigt.

 
Wichtig

Barrierenmanagement

Beim Barrierenmanagement geht es darum, eine Verhaltensabsicht gegenüber auftretenden Hindernissen abzuschirmen und in das tatsächliche Verhalten umzusetzen.[6] Es geht aber weiter auch darum, konstruktiv und kreativ mit diesen Hindernissen umzugehen:

"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden können, kann man was Schönes bauen." (Goethe)

Das Barrierenmanagement umfasst zur zielorientierten Umsetzung der Absicht die strukturierte Abschirmung von Störungen.[7] Dafür entwickelt es Mechanismen und diverse Strategien und überprüft auch deren Qualität. Folgende beispielhafte Struktur eines Barrierenmanagements ist dabei möglich:[8]

  1. Analyse
  2. Ziele
  3. Handlungsplanung (action planning)
  4. Bewältigungsstrategien (coping planning)
  5. Handlungskontrolle
[1] Von Velasco (2016): Aufbruch ins Neue. Landkarte für Übergänge. Preetz: Connimago.
[2] Eigene Darstellung modifiziert nach Bergmann/Bungert (2012): Strategische Unternehmensführung: Perspektiven, Konzepte, Strategien. Berlin, Heidelberg: Springer Gabler, S. 230.
[3] Schulte-Zurhausen (2010): Organisation. 5. Aufl., S. 356. München: Vahlen.
[4] Schmeisser/Andresen/Kaiser/Teschner (2013): Personalmanagement (UTB basics). Stuttgart: UTB.
[5] Nach Doppler/Lauterburg, 2014, S. 357.
[6] Krämer/Fuchs (2010): Barrieren und Barrierenmanagement im Prozess der Sportteilnahme. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 18 (4), 170–182.
[7] Krämer/Fuchs (2010): Barrieren und Barrierenmanagement im Prozess der Sportteilnahme. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 18 (4), 170–182.
[8] Schumann (2020): Gewohneinheiten. Verstehen. Entwickeln. Verändern. Mit und ohne Corona. Bad Sobernheim: Being to inspire.

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