Leitsatz (redaktionell)

1. Das dem Betriebsrat im Falle der ordentlichen Kündigung zustehende Widerspruchsrecht (BetrVerfG § 102 Abs 3) hat den individuellen Kündigungsschutz der Arbeitnehmer gemäß KSchG § 1 in keinem Fall verschlechtert.

2. Auch wenn der Betriebsrat einer ordentlichen Kündigung nicht nach Maßgabe des BetrVerfG § 102 Abs 3 widersprochen hat, sind die in KSchG § 1 Abs 2 S 2 (BetrVerfG § 102 Abs 3 Nr 2 bis 5) genannten Widerspruchsgründe zumindest insoweit bei der Interessenabwägung nach KSchG § 1 Abs 2 S 1 zu berücksichtigen, wie es sich um Tatbestände handelt, die schon nach der bisherigen Rechtslage der Annahme entgegenstehen konnten, die Kündigung sei durch dringende betriebliche Erfordernisse bedingt.

3. Zu diesen ohne Widerspruch des Betriebsrates zu berücksichtigenden Umständen gehört die Möglichkeit, den gekündigten Arbeitnehmer auch unter schlechteren Arbeitsbedingungen auf einem anderen freien Arbeitsplatz weiterzubeschäftigen, jedenfalls dann, wenn der Arbeitnehmer sich hierzu im unmittelbaren Anschluß an die Kündigung bereiterklärt hat (im Anschluß an BAG 1959-12-04 1 AZR 382/57 = AP Nr 2 zu § 1 KSchG Betriebsbedingte Kündigung).

 

Verfahrensgang

LAG Hamm (Entscheidung vom 08.11.1972; Aktenzeichen 5 Sa 349/72)

ArbG Dortmund (Entscheidung vom 18.04.1972; Aktenzeichen 4 Ca 621/72)

 

Fundstellen

BAGE 25, 278-291 (LT1-3)

BAGE, 278

BB 1973, 1635

DB 1973, 2535

NJW 1974, 470

BetrR 1974, 32

ARST 1974, 17

BlStSozArbR 1974, 139

SAE 1975, 1-5

AP § 1 KSchG 1969 (LT1-3), Nr 2

AR-Blattei, ES 1020 Nr 146

AR-Blattei, Kündigungsschutz Entsch 146

EzA § 102 BetrVG 1972, Nr 7

JuS 1974, 123

MDR 1974, 172

SozArb 1974, 220

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