Die Begriffe "Arbeitswelt 4.0", "Arbeit 4.0" bzw. "Arbeiten 4.0" prägen zunehmend die Diskussion um die Weiterentwicklung der Arbeitswelt, wobei hier die Frage im Raum steht, ob es auch die Vorstufen Arbeiten 1.0 bis 3.0 gegeben hat. Die Nummerierungen 1–4 leiten sich aus den bereits bekannten 3 industriellen Revolutionen ab:

  1. Industrielle Revolution durch Einführung mechanischer Produktionsanlagen mithilfe von Wasser und Dampfkraft (Ende 18. Jahrhundert, Beispiel: 1. Webstuhl 1784).
  2. Industrielle Revolution durch Einführung arbeitsteiliger Massenproduktion mithilfe von elektrischer Energie (Beginn 20. Jahrhundert, Beispiel: 1. Fließband/Schlachthöfe in Cincinnati 1870).
  3. Industrielle Revolution durch Einsatz von Elektronik und IT zur weiteren Automatisierung der Produktion (Beginn 1970er-Jahre, Beispiel: 1. Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS)/Modicon 084 1969).

Aktuell befinden wir uns in den Anfängen der 4. Industriellen Revolution, welche u. a. geprägt ist durch den Einsatz cyber-physischer Systeme.[1]

Gemäß diesen Stufen sowie deren Übertragung auf die komplette Arbeitswelt, also nicht nur in Bezug auf die Industrie, entstand der Begriff Arbeitswelt 4.0 bzw. Arbeiten 4.0. Was kennzeichnet nun diese neue Arbeitswelt?

In unserem beruflichen wie privaten Alltag zeigen sich neue Produkte und Dienstleistungen, wie Drohnen, Roboter und 3-D-Drucker, mit denen mittlerweile menschliches Gewebe gedruckt wird. Automatisiertes Fahren, intelligente Häuser oder Beratungen via Computer verändern unsere Arbeitswelt enorm.[2] Digitalisierung, Flexibilisierung, Prozessbeschleunigungen sowie das vernetzte Arbeiten kennzeichnen diese neue Arbeitswelt 4.0. Prozesse streben nach der Verknüpfung von Dingen, Maschinen, Prozessen, Dienstleistungen und Menschen. Im Gegensatz zu früheren Digitalisierungsphasen wird eine neue Tiefe, Qualität und Reichweite ermöglicht. Die zunehmende Digitalisierung der Arbeit bringt Veränderungen in der Wirtschaft, für Unternehmen und Erwerbstätige mit sich. Dadurch bedingt verändern sich Arbeitsbedingungen und Produktionsweisen.[3]

4.0-Prozesse bieten vielseitige Chancen für die Gesundheit von Beschäftigten. Der zunehmende Fortschritt der Informations- und Kommunikationstechnologie führt zu einer Flexibilisierung der Arbeitswelt.[4] Immer mehr digitale Lösungen werden in Betrieben eingesetzt. "Es erfolgt eine schnelle und einfache Informationsverfügbarkeit (…) durch die Wandlung analoger Maßnahmen in digitale Maßnahmen. Dabei kann eine Transformation auf mobile Endgeräte wie Tablet, Smartphone, Wearables sowie Computer ermöglicht und digitalisiert werden."[5] Ressourcen werden freigesetzt, sodass effizienter gearbeitet werden kann. Beschäftigte werden von körperlich schweren Arbeiten und Aufgaben unter Zwangshaltung befreit. Zudem wird die Arbeitsorganisation optimiert. Neben den Chancen resultieren aus den neuen Bedingungen auch Herausforderungen, Unwägbarkeiten und veränderte Belastungsfaktoren. Ängste und Arbeitsplatzunsicherheiten verbreiten sich unter den Beschäftigten. Trotz Digitalisierung, Automatisierung und Computerisierung der Arbeitswelt ist ein "Ende der Arbeit" nicht zu befürchten. Neue Berufe, Berufsbilder, Branchen und Arbeitsplätze entstehen.[6] Daneben entstehen Qualifizierungsbedarfe, um neue Tätigkeiten und Aufgaben zu erlernen.

Im Hinblick auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) stellen sich folgende Fragen:

  • Welche Auswirkungen hat die Arbeitswelt 4.0 auf die Gesundheit und Work-Life-Balance der Beschäftigten?
  • Welche Konsequenzen ergeben sich für das BGM als Managementsystem sowie die Gestaltung von Maßnahmen?
  • Mit welchen Entwicklungen ist in den nächsten Jahren zu rechnen?
[1] DFKI (2011) aus Promotorengruppe Kommunikation der Forschungsunion Wirtschaft – Wissenschaft (2013): Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0.
[3] Hasselmann/Schauerte/Schröder (2017): Digitalisierung: Herausforderungen meistern und Krisen vermeiden, in: Badura et al. (Hrsg.), Fehlzeiten-Report 2017, Springer Verlag.
[4] Afflerbach/Gläsener (2016): New Ways of Working – Vertrauen und Selbstmanagement in einer digitalisierten Arbeitswelt, in: Badura et al. (Hrsg.), Fehlzeiten Report 2016. Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
[5] Kaiser/Matusiewicz (2017): Effekte der Digitalisierung auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), in: Matusiewicz/Kaiser (Hrsg.), Digitales Betriebliches Gesundheitsmanagement (Bd. 1, S. 1–34), Springer Gabler, Wiesbaden.

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