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Freie Gehaltswahl ist nicht romantisch ... Ich habe noch nie so hart in der Sache gestritten, war aber auch den Kollegen menschlich noch nie so nah.

Fabian Schünke, Senior Consultant bei Vollmer & Scheffczyk GmbH

Wenn Fabian Schünke sich bei Workshops vorstellt, blickt er in erstaunte Gesichter. Die Teilnehmer hören ihm scheinbar gar nicht mehr zu, denn sie sind zu sehr damit beschäftigt nachzurechnen: 10 Jahre Führungserfahrung als Projekt-, Vertriebs- und Bereichsleiter bei der Schleifring GmbH, davor eine Lehre als Industriemechaniker, ein Mechatronikstudium und noch einen MBA oben drauf, Auslandserfahrung in den USA und in Asien – und er sieht doch noch so jung aus. 36 Jahre ist er alt (Jahrgang 1983). Die steile Karriere ist nicht die einzige Besonderheit in seinem Lebensweg. Vor knapp einem Jahr hat er sich entschieden, die Führungskarriere erst einmal an den Nagel zu hängen und bei der Vollmer & Scheffczyk GmbH (kurz V&S) anzuheuern, die etwas andere Unternehmensberatung im Maschinenbau, die eine Art freie Gehaltswahl praktiziert. Dort startete er für deutlich weniger Gehalt als vorher und als er es sich selbst gewünscht hatte.

Warum tut jemand sowas? Was macht V&S für einen Vertreter der Generation Y, der in seiner Karriere scheinbar schon fast alles erreicht hat, so attraktiv? Und wie frei ist die Gehaltswahl, wenn man dabei auch mal unter seinen eigenen Gehaltswünschen bleibt?

V&S hat ein Büro in Hannover und in Stuttgart, dort sitzen allerdings ausschließlich 2 Backoffice-Kolleginnen. Die Berater sind ständig unterwegs, beim Kunden. Bisher wollten sie die Büros behalten, könnte ja sein, dass die Kunden sich dort mit ihnen treffen wollen. Doch Meetings und Events lassen sich auch anderswo organisieren und Coworking gibt es überall. So denken die Berater gerade darüber nach, ihr Office ganz aufzugeben. Was man da an Infrastruktur spart, könnte ins Gehalt fließen. Viel wird das wohl nicht sein, aber zur Not stünde er als Empfänger bereit, meint Fabian und lacht.

Geld ist nicht die Hauptmotivationsquelle von Fabian Schünke, soviel ist schnell klar. Denn wer richtig Kohle machen möchte und einen Lebenslauf wie er hat, geht als Führungskraft in die Industrie oder macht IT-Beratung. Als er zu V&S wechselte, war klar, worauf er sich einlässt. Er hatte bereits vor seinem Eintritt 3 Jahre mit seinen künftigen Kollegen zusammengearbeitet – damals auf der Seite der Auftraggeber. Sein damaliger Chef musste ihn zu der Zusammenarbeit überreden – er selbst war eigentlich dagegen, Berater zu engagieren. Fabian war überzeugt, "da kommen zuerst die Senior-Leute und die Partner und machen eine geile Show und dann folgen die im Kommunionsanzug mit Portfolioanalyse und Excellisten". Dass er selbst einmal Berater werden könnte, daran hat er damals keinen Gedanken verschwendet. Umso mehr hat ihn die Andersartigkeit von V&S gepackt. Schon vorher hatte er oft an einen Wechsel gedacht, um sich beruflich weiterzuentwickeln. Nun konnte ihn keiner mehr halten.

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Freiheit gibt es nicht umsonst. Es ist ein ständiges Ringen, Reden, Kämpfen und Sich-Engagieren.

Fabian Schünke, Senior Consultant bei Vollmer & Scheffczyk GmbH

"Viele reiten die New-Work-Schiene, überlegen sich aber nicht richtig, warum sie das machen. Man ist jetzt agil und selbstorganisiert, trägt Sneaker und war im Silicon Valley. Doch manche Firmen fragen sich nicht ernsthaft, welches Problem sie damit in den Griff bekommen wollen", findet Fabian. Bei V&S sei das anders: Flache Hierarchien und selbstverantwortliche Entscheidungswege ja. Aber nichts sei in Stein gemeißelt, alles immer im Fluss. Es wird viel gerungen, hart in der Sache gestritten. "Kognitives Basteln" nennt das sein neuer Kollege Martin Mittendorf, der seit 2013 als Partner an Bord ist. "Viele von uns haben schon Erfahrungen des Scheiterns gemacht, aber gleichzeitig gedacht, das kann doch nicht sein, dass wir gegen die klassischen Schemata immer wieder anrennen und nicht weiterkommen. Das muss besser gehen." V&S erprobt deshalb laufend Neues, wenn den Mitarbeitern etwas aufstößt. Und da wäge man verschiedene Seiten ab, im gemeinsamen Disput, den Martin als eine Art Kräftemessen mit Argumenten sieht. "Freiheit gibt es nicht umsonst. Es ist ein ständiges Ringen, Reden, Kämpfen und Sich-Engagieren. Wenn du in ein hierarchisches System gehst, ist das definitiv bequemer", sagt Fabian Schünke.

Für viele Themen und Situationen hat V&S ein Repertoire an Vorgehensweisen zur Lösungs- und Entscheidungsfindung entwickelt. Wer Entscheidungen in einer Gruppe trifft, neigt automatisch dazu, einen Konsens anzustreben: Alle sollen sich einig sein. Das geht nur, wenn man ähnlich tickt. Doch im unsicheren Umfeld mit vielen Optionen funktioniert der Konsens oft nicht mehr. Dann soll es die demokratische Abstimmung richten. Der Nachteil: Die Mehrheit gewinnt und das ist nicht immer die beste Option. An dem Punkt steigt V&S mit alternativen Modellen ein. Wenn ein Vorschlag im Raum steht, fragen die Berater nicht unbeding...

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