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Wenn wir Gerechtigkeit anstreben, versuchen wir oft für andere oder gar für ein ganzes System zu entscheiden, was gerecht ist. Doch irgendwer fällt dabei immer raus.

Gitanjali Wolf, Vorstand von der Wigwam eG

Wer das Team der Wigwam eG besuchen will, muss tief in den Berliner Wedding vordringen. Der Kiez hat einen zweifelhaften Ruf – zu Unrecht. Das Leben hier ist so quirlig wie fast nirgendwo sonst in der Stadt. In dem ehemaligen Arbeiterbezirk haben Menschen aus der ganzen Welt ein Zuhause gefunden. In den Straßen begegnet uns ein sehr lebendiger Mix aus europäischen, arabischen, afrikanischen und asiatischen Kulturen, die der Berliner Schnoddrigkeit eine ganz besondere Note verleihen. Der Wedding hat in den letzten Jahren viele Künstler, Kreative und Start-ups angezogen, die sich durch diese bunte Vielfalt inspirieren lassen.

Eines dieser Unternehmen ist die Kommunikationsagentur Wigwam. Gegründet 2009 widmete sie sich in den ersten Jahren der Social-Media-Beratung von NGOs. Ihrem Kundenfokus ist sie treu geblieben, aber ihr Dienstleistungsspektrum entwickelte sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiter. Heute versteht sich das Berliner Unternehmen als Kampagnenagentur, Designstudio und Organisationberatung. Die Erfahrungen und Kompetenzen, die Wigwam durch agile Arbeitsweisen und einer auf Gemeinschaft und Solidarität ausgelegten Kultur in den vergangenen Jahren gesammelt hat, geben sie mit Herzblut und Überzeugung weiter.

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Wer den Wandel will, muss immer wieder bei sich selbst anfangen.

Wigwam eG

Ihr Anspruch an Projekte und an die Kunden ist hoch. Gut, fair, gerecht oder gemeinwohlorientiert sollen die Themen sein, für die sich Wigwam einbringt und engagiert. Die "Agentur" möchte an gesellschaftlich relevanten Themen arbeiten, die ihnen und anderen Menschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft machen und sie gleichzeitig als Menschen wachsen lassen.

"Kommunikation für das Gute" liest man auf der Unternehmenswebsite in großen Lettern. Dort umreißt Wigwam verschiedene Projektbeispiele der vergangenen Jahre wie etwa die erfolgreichen Wahlkämpfe der Landesverbände von Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern. Für die Kindernothilfe erarbeitete Wigwam eine Digitalstrategie und unterstützte sie bei der internen Umsetzung. Nicht zuletzt der Relaunch der EKD-Webseite oder die Entwicklung der deutsch-türkischen Selbsthilfeplattform Kendimiz für die Bundesvereinigung Lebenshilfe passt zum Projekt- und Kundenspektrum der Kommunikationsagentur wie die Faust aufs Auge.

Wer schon öfter in Berlin unterwegs war, weiß: Die spannendsten Orte findet man in Hinterhöfen. Das Büro der Wigwam eG liegt hinter der wuseligen Straße. Wir passieren den Innenhof durch ein großes Tor. Angekommen im 3. Obergeschoss des Hinterhauses betreten wir "das Wigwam", wie das Unternehmen sein Büro selbst zu nennen pflegt.

"Wer den Wandel will, muss immer wieder bei sich selbst anfangen. Daher ist das Wigwam mehr als nur ein Ort, an dem Menschen zusammenarbeiten. Es ist auch ein eigenes soziales Labor, in dem das Team gemeinsam träumt, experimentiert und die eigene Arbeitswelt gestaltet, wie es ihm gefällt", schreibt die Agentur in ihrem "JA!Buch", dem obligatorischen Genossenschaftsbericht für 2017.[1]

Zum Interview werden wir von Gitanjali Wolf und Eugen Friesen sehr herzlich begrüßt. Ihre Kolleginnen und Kollegen, die gerade aus der Mittagspause zurück ins Wigwam kommen, nicken uns ebenfalls freundlich zu. Hier fühlt man sich sofort willkommen. Der Besprechungsraum, der für unser Interview reserviert ist, ist an diesem Tag nicht mit Tisch und Stühlen bestückt, sondern mit Kissen und Matten auf dem Boden, auf denen wir es uns bequem machen.

Gitanjali kam 2015 zu Wigwam. Hier fand sie die Schnittmenge aus Kommunikation und Politik, die sie beruflich gesucht hatte. Bei Wigwam entwickelte sich ihr Tätigkeitsfeld kontinuierlich weiter. Sie ist nicht nur eine von 6 Vorständen der Genossenschaft. Sie stemmt Kundenprojekte, lanciert Kommunikationskampagnen und begleitet vor allem Transformationsprozesse bei ihren Kunden, z. B. in Richtung Selbstorganisation.

Eugen ist Vollblut-Kommunikator und Vorstand der Genossenschaft. Zu Wigwam kam er 2014 nach einer Station im Marketing bei einem Berliner Start-up. Dort hatte ihm zuletzt Substanz und die Anbindung an gesellschaftlich relevante Themen gefehlt, die er dann bei Wigwam und deren politischen Kommunikation fand. Hier kann er sein journalistisches Geschick einbringen, vor allem für die Arbeit an Kampagnen mit seinen Kunden. Auch er hat neben seinen originären Aufgaben bei Wigwam interne Rollen übernommen.

Eine Genossenschaft entsteht

Wigwam war nicht immer eine Genossenschaft. Die Unternehmung startete 2009 als GmbH. Was als 3-Personen-Company begann, entwickelte sich über die Jahre zu einem Team von rund 20 Leuten. 3 von ihnen waren zuletzt Gesellschafter und bildeten die Geschäftsführung. Die Zusammenarbeit war von Anfang an sehr basisdemokratisch ...

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