Betrachtet man das Thema Gesundheit in der deutschen Bevölkerung nur aus Sicht der Gesundheitsausgaben, so kommt man schnell zum Schluss, dass die gesundheitlichen Herausforderungen gewaltig sind. 2015 erschien nach 1998 und 2006 der dritte bundesweite Gesundheitsbericht des Robert Koch Instituts (RKI) und des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS). Dieser stellt neben der Gesundheitssituation und dem -verhalten der Bevölkerung auch die ökonomische Seite dar. Demnach belief sich das gesamte Finanzvolumen des Gesundheitswesens im Jahr 2013 auf 422,5 Mrd. EUR.[1] Die Gesundheitsausgaben im engeren Sinne aber, d. h. ausschließlich die laufenden Gesundheitsausgaben und Investitionen, betrugen im Jahr 2013 314,9 Mrd. EUR. In Summe betrachtet gehören das Gesundheitswesen und die angrenzenden Bereiche zu den umsatzstärksten Wirtschaftsbereichen in Deutschland. Die Ausgaben von 11,2 % des Bruttoinlandsprodukts zeigen, dass dieses auch einen wichtigen Beschäftigungsfaktor darstellt. Die Zahlen machen aber auch deutlich, dass einerseits die Sozialsysteme durch die Ausgaben, vorrangig für Krankheit, belastet werden, das Gesundheitswesen andererseits aber auch Verdienstpotenziale ermöglicht.

Wie steht es nun um die Gesundheit der Deutschen? Laut dem Gesundheitsbericht 2015 schätzen drei Viertel der Frauen und Männer ihre Gesundheit als sehr gut oder gut ein, die Lebenserwartung ist kontinuierlich gestiegen, die Neuerkrankungsrate bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist in den letzten 2 Jahrzehnten gesunken und für die Heilung vieler Krebsarten sind Erfolge zu verzeichnen. Sorge, so der Gesundheitsbericht, macht der Anstieg von Diabetes mellitus, welcher nur zum Teil durch die demografische Alterung erklärt werden kann. Insgesamt hat aber der Faktor Alter, ebenso wie die soziale Lage, einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit. Hinsichtlich des Gesundheitsverhaltens spielen eine ungesunde Ernährung, mangelnde körperliche Aktivität sowie Alkohol- und Tabakkonsum eine Rolle. Zwar sind zwei Drittel der Erwachsenen in Deutschland sportlich aktiv, jedoch erreicht nur jeder Fünfte das empfohlene Aktivitätsniveau von 2,5 Stunden pro Woche. Die Folgen werden zunehmend sichtbar: der Anteil Übergewichtiger ist auf einem hohen Level, der Anteil Adipöser steigt. Auf Basis von Studiendaten schätzt man, dass rund ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland von Bluthochdruck betroffen sind.[2] Zu einer ähnlich negativen Bewertung des Aktivitätsverhaltens kommt der DKV Report 2016 "Wie gesund lebt Deutschland?". Die bereits zum 4. Mal durchgeführte Studie zieht das Fazit, dass viele sich für gesund halten, das Bewusstsein für ausgewogene Ernährung steigt, ein Trend zum Nichtrauchen festzustellen ist, dass die körperliche Aktivität jedoch sinkt.[3]

Aus Sicht der Unternehmen spielen in diesem Zusammenhang die Krankmeldungen eine Rolle. Aufgrund der Lohnfortzahlung innerhalb der ersten 6 Wochen entstehen den Unternehmen hohe Kosten, zudem besteht bei besonders betroffenen Mitarbeitern das Risiko länger andauernder Ausfälle bis hin zur Erwerbsminderung und damit dem frühzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben. Dadurch können den Unternehmen Kosten für Ersatzkräfte während der Erkrankungszeit entstehen, im Falle des Ausscheidens eines Kollegen auch für die Rekrutierung eines ähnlich qualifizierten Mitarbeiters. Mit jedem Ausscheidenden wächst auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des damit in bestimmten Branchen vorhandenen Fachkräftemangels das Risiko eines Wissensverlustes im Unternehmen.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) berechnet jährlich die volkswirtschaftlichen Produktionsausfallkosten durch Arbeitsunfähigkeit anhand der Lohnkosten und des Verlustes an Arbeitsproduktivität. Auf Basis des Arbeitsunfähigkeitsvolumens von rund 30 Mio. GKV-Versicherten schätzt die BAuA die volkwirtschaftlichen Produktionsausfälle für das Jahr 2014 auf 54 Mrd. EUR, den Anteil an der Bruttowertschöpfung sogar auf 90 Mrd.[4] Seit 2006 zeigt sich nach langer Zeit des Rückgangs der Krankenstände in Deutschland wieder eine stetige Zunahme. Die Krankheitsursachen stellen die gesetzlichen Krankenkassen jedes Jahr in ihren Berichten dar. Demnach dominieren in den Arbeitsunfähigkeitsfällen oftmals die Atemwegserkrankungen, gefolgt von den Muskel-Skeletterkrankungen und Verletzungen bzw. Erkrankungen des Verdauungssystems. Bei den Arbeitsunfähigkeitstagen stehen die Muskel-Skeletterkrankungen an der Spitze, dahinter die psychischen Erkrankungen und Atemwegserkrankungen bzw. Verletzungen.[5]

Ein Trend, der sich zudem in allen Gesundheitsreporten zeigt, ist die Zunahme der psychischen Erkrankungen. Welche Gründe sich allerdings für diesen Anstieg verantwortlich zeigen, ist bis dato noch nicht abschließend geklärt. In der als Stressreport 2012 bekannten, sechsten Erhebungswelle der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung, bei der in regelmäßigen Abständen rund 20.000 Beschäftigte befragt werden, zeigten sich seit der Erhebung 2005/2...

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