Zusammenfassung

 
Überblick

Ziele im Leben von Menschen und Unternehmen sind so facettenreich wie individuell – so hat jeder Ziele und jeder hat andere: monetäre Ziele, Imageaufbau, Gesundheit, Nachhaltigkeit etc. Doch wie sieht die Zielerreichungsquote aus, also der Quotient von gefassten und schließlich erreichten Zielen?

Die Einhaltung und Förderung von Erfolgsfaktoren sind nur die eine Seite der Medaille. Da können die Ziele noch so attraktiv sein. Die Beachtung und das Ausschalten der Störfaktoren, der Barrieren und Stolperfallen im Alltag, der Sandkörner im Leistungsgetriebe sind die andere Seite der Medaille. Oft ist diese Seite jedoch die Entscheidende für einen erfolgreichen Prozess. Es sind die Barrieren – sowohl individuell beim Menschen als auch kollektiv-institutionell von Unternehmen und Gesellschaften –, welche die Ausführung oder die notwendige Qualität in der Umsetzung von Strategien und final das Erreichen von Zielen verhindern.[1]

[1] Schumann (2020): Gewohneinheiten. Verstehen. Entwickeln. Verändern. Mit und ohne Corona. Bad Sobernheim: Being to inspire.

1 Einführung

Anhand von Zahlen kann verdeutlicht werden, wie erfolglos u. a. viele Veränderungsprozesse in Unternehmen verlaufen:"Untersuchungen abgebrochener Veränderungsprozesse zeigen, dass der überwiegende Teil (80 %) bis zum Frühstadium der Implementierung ein vorzeitiges Ende findet, 30 % der Veränderungsprozesse werden bereits im Planungsstadium, d. h. während der Konzeptionsphase, vorzeitig beendet."[1]

Auch auf individueller Ebene ist der Erfolg der Zielerreichung kritisch zu betrachten. Das spiegelt sich beispielsweise in der Umsetzungsqualität von Vorsätzen wider und so haben lediglich 30 % der Vorsätze eine realistische Chance, sich zu verstetigen.[2] In der Prävention und Gesundheitsfürsorge ist dieses Problem nicht nur bekannt, sondern wird dort mit der Intentions-Verhaltens-Lücke thematisiert: Die Differenz zwischen Wollen und Machen.[3]

Ein Berater-Bonmot lautet: Nach der Inspiration folgt die Transpiration – das gilt sowohl für die Individual- als auch die Unternehmensebene. Entsprechend gerät die Qualität der Strategieimplementierung in den Fokus der Betrachtung: Wie kann das, was beschlossen wurde, strukturiert und effektiv in das Verhalten der Organisationsmitglieder eingebracht werden? Die Qualität der Strategie-Implementierung meint damit die wirksame Umsetzung strategischer Pläne in konkretes, strategie-geleitetes Handeln der Unternehmensmitglieder – gerade auch in BGM-Prozesse.[4] Wirkungsvoller als attraktive Ziele – so die vorliegende Meinung – sind die Barrieren, die einen davon abhalten, etwas zu tun. Entsprechend wird in diesem Artikel das Barrierenmanagement fokussiert, mit dem der Weg für Leistung freigemacht wird – sowohl auf Individual- als auch auf Unternehmensebene. Gewohnheiten spielen in diesem Zusammenhang eine sehr große Rolle. Es werden wirkungsvolle Strategien im Umgang mit den Gewohnheiten vorgestellt.[5]

[1] Bergmann/Bungert (2012): Strategische Unternehmensführung: Perspektiven, Konzepte, Strategien, S. 244. Berlin, Heidelberg: Springer Gabler.
[2] Bartens (2016, 30.12.): Warum gute Vorsätze so selten gelingen. Süddeutsche Zeitung. Zugriff am 16.2.2021. Verfügbar unter: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/vorsaetze-wie-veraenderungen-gelingen-1.3315627
[3] Sheeran/Webb (2016): The intention–behavior gap. Social and personality psychology compass, 10(9), 503–518.
[4] Welge/Al-Laham (2012): Strategisches Management. Grundlagen – Prozessimplementierung. [S.l.]: Gabler, S. 938.
[5] Schumann (2020): Gewohneinheiten. Verstehen. Entwickeln. Verändern. Mit und ohne Corona. Bad Sobernheim: Being to inspire.

2 Barrierenmanagement: Definition und Phasen

Jede Entwicklung, jede Veränderung, jede Strategie-Implementierung stellt eine Transformation dar: Der Übergang zwischen einem alten und einem neuen Zustand. Prägend hierbei ist das Gefühl, dass der alte Zustand nicht mehr passt und der neue Zustand noch nicht passend ist.[1] Nach dem Sozialpsychologen Kurt Lewin (1963) kommt es in der Transformation – der individuellen und auch der unternehmerischen – zu einem Aufeinandertreffen von Beharrungs- (retardierend) und Veränderungskräften (akzelierend). Abb. 1 zeigt das dreistufige Phasenkonzept.

Abb. 1: Dreistufiges Phasenkonzept von Lewin, 1963[2]

Vorwiegend geht es um das oberste Ziel, dass "das System [...] wieder in einen Ruhezustand kehren [muss], ohne jedoch in den alten Zustand zurückzufallen".[3] Als besonders sensibel gilt die Instabilität in der Bewegungsphase (moving), die vorherrschend ist und ein hohes Maß an Unsicherheit und Unwohlsein als charakteristisches Merkmal aufweist (zur inhaltlichen Beschreibung der Phasen mit der jeweiligen Zielsetzung siehe Schmeisser et al., 2013, S. 234–236[4]). "Das Geheimnis von Wandel ist es, seine Energie nicht für Kämpfe um das Alte zu verwenden, sondern dafür das Neue zu erschaffen." (Sokrates, 469 v. Chr. bis 399 v. Chr.). Doch ein chinesisches Sprichwort stellt fest: "Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Win...

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