Erreichbarkeitsdruck, Überstunden und Arbeitsstress führen zu Burnout-Symptomen
Über die Hälfte der Befragten (55 Prozent) bewertet ihre Work-Life-Balance als gut. Allerdings fühlen sich 35 Prozent von ihnen ständig erreichbar, was bei über der Hälfte (55 Prozent) zu Burnout-Symptomen führt. Das sind einige Ergebnisse einer Studie von Protime, einem Anbieter von Workforce-Management-Lösungen, in Zusammenarbeit mit YouGov. Dafür wurden im Mai 2024 insgesamt 2.048 Beschäftigte in Deutschland zu Themen wie Work-Life-Balance, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Erreichbarkeit und Pausenzeiten befragt.
Wunsch nach Flexibilität und ausgewogener Work-Life-Balance bei Arbeitgebern angekommen
Flexibilität ist in der heutigen Arbeitswelt von zentraler Bedeutung. Das scheinen die Unternehmen auch erkannt zu haben, denn laut der Studie wird die Flexibilität bei den Arbeitszeiten von etwas mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) als positiv wahrgenommen. Dieser Umstand trägt auch zur Balance zwischen Elternverantwortung und Arbeitsverpflichtungen bei: Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmenden mit Kindern im eigenen Haushalt gibt an, dass Flexibilität im Arbeitsalltag sich positiv auf die Fähigkeit ausgewirkt hat, Elternverantwortung und Arbeitsverpflichtungen in Einklang zu bringen.
Auch die Work-Life-Balance, also die Ausgewogenheit der Beziehung zwischen Arbeit und Privatem, wird von mehr als der Hälfte der befragten Arbeitnehmenden (55 Prozent) als gut angesehen. Dabei bewerten Eltern ihre Work-Life-Balance häufiger positiv (63 Prozent) als Kinderlose (51 Prozent).
Geht es um die Fähigkeit, Arbeitsstunden und Freizeit ausbalancieren zu können, gelingt dies laut der Studie 61 Prozent der Befragten mühelos. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Arbeitnehmenden hat jedoch (eher) große Schwierigkeiten dabei. Zudem bevorzugen 81 Prozent der Befragten eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben. Nur 16 Prozent lehnen diese Trennung eher oder völlig ab. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass eine Mehrheit der Arbeitnehmenden sowohl die Balance zwischen Arbeit und Freizeit als auch eine klare Abgrenzung zwischen beruflichen und privaten Bereichen schätzt.
Erreichbarkeitsdruck kann Burnout-Symptome verursachen
Doch es gibt auch eine Kehrseite: Mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) fühlt sich laut der Studie unter Druck gesetzt, ständig erreichbar zu sein. Das gilt insbesondere für Angehörige der sogenannten Gen Z (44 Prozent) sowie der Gen Y / Millennials (45 Prozent). Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) gibt an, dass es für sie kein Problem ist, an freien Tagen E-Mails zu überprüfen und sich auf die bevorstehende Arbeitswoche vorzubereiten. Bei Personen mit Kindern im Haushalt liegt dieser Wert sogar bei 60 Prozent, im Vergleich zu 44 Prozent bei denen ohne Kinder. Zudem überprüfen 46 Prozent der Beschäftigten häufig außerhalb der regulären Arbeitszeiten arbeitsbezogene E-Mails oder Nachrichten.
Vielerlei Faktoren können zu Burnout-Symptomen führen. 55 Prozent der Befragten erleben sie gelegentlich bis häufig aufgrund von schlechtem Zeitmanagement. Besonders häufig gaben dies Millennials (63 Prozent) und Frauen (60 Prozent) an. Arbeitsstress führte bei der Hälfte der Befragten (50 Prozent) außerdem dazu, dass sie während des Urlaubs oder ihrer freien Zeit schon einmal krank wurden.
Die Ergebnisse der Befragung verdeutlichen eine Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach einer klaren Trennung von Arbeit und Privatleben und der gelebten Realität. Ständige Erreichbarkeit und die Vermischung von Arbeit und Freizeit können zu erheblichen Belastungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Besonders jüngere Generationen und Eltern scheinen hierbei besonders stark betroffen zu sein.
Hoher Arbeitsdruck und Überstunden weit verbreitet
Sind Arbeitnehmende erst einmal krank, fällt die zusätzliche Arbeit auf ihre Kolleginnen und Kollegen ab. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Arbeitsdruck und die Notwendigkeit, Überstunden zu leisten, weit verbreitet sind: Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) fühlen sich unter Druck gesetzt, Überstunden zu machen.
Dieser Druck ist bei Millennials (60 Prozent) und der Gen Z (57 Prozent) besonders stark ausgeprägt. Zudem sehen sich Frauen (50 Prozent) und Eltern (59 Prozent) häufiger betroffen als Männer (46 Prozent) und Kinderlose (43 Prozent). Gründe dafür sind laut den Befragten Personalmangel oder Unterbesetzung (40 Prozent), gefolgt vom Arbeitspensum (37 Prozent) und den persönlichen Erwartungen an sich selbst (25 Prozent).
Teilweise kompletter Verzicht auf Pausenzeiten
Kommt es zu Stress und Überstunden, werden - wie es laut Studie scheint - gelegentlich auch die Pausenzeiten missachtet: Während 68 Prozent der Befragten regelmäßig Pausen machen, geben knapp ein Drittel (30 Prozent) an, selten oder nie Pause während der Arbeitszeit zu machen. Ein interessantes Ergebnis: Angehörige der Generationen Gen X und Babyboomer (jeweils 35 Prozent) machen laut der Befragung häufiger Pausen als die jüngeren Generationen Gen Z (22 Prozent) und Millennials (21 Prozent). Frauen (16 Prozent) und Eltern (37 Prozent) machen seltener Pausen als Männer (7 Prozent) und Kinderlose (27 Prozent).
Und 35 Prozent der Befragten geben zu, dass sie bei der Erfassung der Pausenzeiten gelegentlich schummeln. Besonders betroffen sind die Gen Z (45 Prozent) und Eltern (45 Prozent), was darauf hindeutet, dass diese Gruppen möglicherweise häufiger in Situationen geraten, in denen sie ihre Pausenzeiten anpassen oder verkürzen müssen, um den Arbeitsanforderungen gerecht zu werden.
Auswirkungen der Elternschaft auf die Arbeit
Wenig verwunderlich: Die Elternschaft hat erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsgewohnheiten und Arbeitspräferenzen der Arbeitnehmenden. 74 Prozent der Eltern berichten dies, und knapp die Hälfte (46 Prozent) der Eltern empfindet die Balance zwischen Kinderbetreuung und Arbeit als eine Herausforderung. Besonders Frauen (52 Prozent) sind davon betroffen (Männer: 40 Prozent). Flexibilität (41 Prozent) und die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten (35 Prozent), sind für Eltern besonders in diesem Zusammenhang wichtig geworden.
Die konkreten Auswirkungen der Elternschaft variieren: 37 Prozent der Eltern berichten, dass sie bei der Arbeitszeit nicht mehr so flexibel sind wie vor der Elternschaft, wobei Frauen (45 Prozent) stärker betroffen sind als Männer (30 Prozent). 31 Prozent der Eltern arbeiten häufiger zu Hause oder im Homeoffice, wobei Männer (34 Prozent) dies häufiger tun als Frauen (29 Prozent). Weitere Veränderungen umfassen einen früheren Arbeitsbeginn (27 Prozent) oder einen späteren Arbeitsbeginn (24 Prozent). Für 22 Prozent ist es wichtig, spät am Abend zu arbeiten, wenn die Kinder schlafen, und 21 Prozent geben an, dass Kinderbetreuungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz an Bedeutung gewonnen haben. 20 Prozent der Eltern fallen häufiger bei der Arbeit aus, z. B. wegen der Krankheit oder fehlender Betreuung ihres Kindes, wobei Frauen (23 Prozent) häufiger betroffen sind als Männer (16 Prozent).
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