So treffen Sie bessere Entscheidungen
Mit den Entscheidungen von heute bestimmen wir den Erfolg von morgen. Dieser Beitrag soll Ihnen eine neue Perspektive bei der Entscheidungsfindung aufzeigen. Starten wir mit einem Teaser: Denken Sie an Ihre beruflichen Entscheidungen des letzten Jahres. Welche sticht für Sie als die beste heraus?
Bessere Entscheidungen und der Faktor Glück
Ich vermute die Entscheidung, die Sie ausgewählt haben, hat zu einem guten Ergebnis geführt. Das sollte auch so sein; zumindest im Schnitt. Denn für eine gutes Ergebnis braucht man zwei Dinge: eine gute Entscheidung und die nötige Portion Glück. Ich nehme an, dem können Sie zustimmen. Wenn ich die Frage nach der besten Entscheidung in größeren Gruppen stelle, bekomme ich fast ausschließlich Entscheidungen präsentiert, die zu einem guten Ergebnis geführt haben. Da stellt sich die Frage: Wo bleibt da das Glück?
Die Forschung legt nahe, dass der Faktor Glück im Rückblick wahrscheinlich vergessen wird. Gutes Ergebnis heißt gute Entscheidung. Und umgekehrt. Resulting heißt dieses Phänomen (nach Jonathan Baron und John C. Hershey), bei dem eine Entscheidung ausschließlich anhand des Resultats bewertet wird.
Schlechtes Ergebnis gleich schlechte Entscheidung?
Lassen Sie uns das anhand eines Spiels von Cassie Kozyrkov, Googles erstem Chief Decisions Scientist, veranschaulichen. Es geht um einen Schokoriegel. Ich gebe Ihnen einen handelsüblichen, sechsseitigen Würfel und eine 1-Euro-Münze. Werfen Sie beide gleichzeitig hoch. Sie bekommen den Schokoriegel, wenn entweder der Würfel eine Sechs zeigt oder die Münze auf die Seite mit der Zahl fällt. Aber: Sie müssen zunächst entscheiden, was zählen soll - der Würfel oder die Münze.
Nehmen wir an, Sie wollen den Schokoriegel. Wie entscheiden Sie? Ich bin sicher, Sie kommen schnell zu ihrer Antwort. Eine Münze hat zwei Seiten, Sie gewinnen also mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit. Beim Würfel bekommen Sie den Riegel aber nur mit jedem sechsten Wurf. Sie nehmen also die Münze. Das ist eine sehr gute Entscheidung, denn das erhöht Ihre Chance auf den Schokoriegel.
Auf zum Wurf. Die Münze fliegt, der Würfel rollt ... und es ist schief gegangen. Sie bekommen keinen Schokoriegel, weil die Münze "Kopf" zeigt. Der Würfel zeigt aber eine Sechs. Hätten Sie doch nur den Würfel genommen, dann wäre der Schokoriegel jetzt Ihrer. War das nun eine schlechte Entscheidung? Nein! Das Ergebnis war schlecht, nicht Ihre Entscheidung.
Sie haben das beeinflusst, was Sie unter Kontrolle haben: Ihre Alternativen bestmöglich einzuschätzen. Der Rest war Pech und Ihnen ist nichts vorzuwerfen. Dieser Bewertung stimmen Sie wahrscheinlich zu. Die Frage ist aber: Bewerten Sie Ihre Entscheidungen im echten Leben auch in dieser Weise oder vielleicht doch zu häufig nur nach dem Ergebnis?
In jeder Entscheidung steckt eine Prognose
Selten ist eine Entscheidung so klar und überschaubar, wie die zwischen einem Würfel und einer Münze. Doch bei genauer Betrachtung stellen Sie vielleicht eine Gemeinsamkeit mit anderen und auch mit den großen und schwierigen Entscheidungen fest: Sie alle finden unter Unsicherheit statt. Wüssten Sie mit Sicherheit, welche Konsequenzen Ihre Entscheidungen nach sich ziehen, wären sie kinderleicht. So aber liegt im Kern einer jeden Entscheidung eine Einschätzung über die unsichere Zukunft. Wo hat man es mit einer Münze zu tun und wo mit einem Würfel? Und wie viele Seiten hat dieser? Die Poker-Weltmeisterin und Psychologin Annie Duke bringt es auf den Punkt: "every decision is, in essence, a prediction".
Die Grundlage für bessere Entscheidungen
Sind wir in der Lage, unsere Einschätzungen zu verbessern und bessere Prognosen zu treffen, machen wir die unsichere Zukunft ein Stück greifbarer. Damit schaffen wir die Grundlage, unsere Entscheidungen erfolgreicher zu gestalten. Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf eine Methode, die von Ihnen als Individuum absieht und Sie als Teil eines Schwarms begreif: die Idee der "Weisheit der Vielen", die Aristoteles schon vor mehr als 2000 Jahren beschrieb.
Mittlerweile gibt es Studien, die diese Weisheit spielerisch verdeutlichen: Lassen Sie beliebig ausgewählte Personen die Anzahl an Jelly Beans in einem Glas schätzen, wird die Masse an Leuten eine hervorragende Schätzung liefern. Nur zwei Prozent der Leute liegen beim "Market Efficiency and the Bean Jar Experiment" besser als der Schwarm. Die Forschung kennt solche Resultate mittlerweile nicht nur für ein Glas mit Süßigkeiten, sondern vor allem für Felder, die die Welt bewegen: Wie verändert sich die Geopolitik, wann ist mit neuen Innovationen zu rechnen oder wie ist die wirtschaftliche Entwicklung zu erwarten? Die Vielfalt von Wissen und Perspektiven zu vereinen, schlägt das beste Expertenwissen. Diese Erkenntnis drängt einen zu der Frage: Wie informiere ich meine Entscheidungen? Vertraue ich zu sehr auf die wenigen Experten, vielleicht sogar nur auf den einen, mich selbst?
Entscheidungen mit besseren Einschätzungen unterstützen
Eine Organisation sollte also einen Schritt zurücktreten und fragen, ob bei der Einschätzungskompetenz noch Luft nach oben ist. Eine Gruppe um Philip Tetlock ist mit dem Good-Judgment-Projekt angetreten, um den empirischen Nachweis dafür anzutreten, dass die Antwort in der Regel "ja" lautet. Das Projekt maß sich bei einem Turnier, bei dem Fragen zu beantworten waren, die die US-Geheimdienste auch ihren Analysten stellen. Das Turnier lief vier Jahre und rekrutierte mehr als 25.000 Teilnehmende, die über eine Million Vorhersagen machten. Das Good-Judgment-Projekt gewann das Turnier deutlich – und schlug sogar die Analysten der Geheimdienste. Dabei stellte sich heraus, dass Vorhersagen von kleinen Gruppen die Vorhersagen der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer übertrumpfen.
Diese große Studie konnte nicht nur die Weisheit des Schwarms nachweisen, sondern auch identifizieren, was Menschen hilft, bessere Einschätzungen zu treffen, und wie man den Schwarm ideal zusammenstellt. Die fünf prägnantesten Erkenntnisse stellen einen Leitfaden da, wie Sie Ihre Entscheidungen mit besseren Einschätzungen unterstützen können.
Fünf Etappen auf dem Weg zu besser informierten Entscheidungen
1. Lernen Sie die Grundlagen: Grundlegende Denkfehler bremsen das Potenzial, das Sie eigentlich schon haben. Im Casino können Sie beispielsweise Leute beobachten, die auf Rot setzen, weil zuletzt nur Schwarz gefallen ist. Dabei wissen Sie doch, dass Zufall zufällig ist und sich eben nicht ausgleicht. Im Good-Judgment-Projekt führte bereits eine 60-minütige Schulung zu deutlich präziseren Einschätzungen.
2. Verstehen Sie Ihren Bias: Wir neigen dazu, die leichten Dinge zu glauben. Die Dinge, von denen wir gerne hätten, dass sie wahr sind. Wir versuchen unsere Ansichten bestätigen zu lassen, damit alles so bleibt, wie es ist. Das führt zu einem Bias, einer systematischen Verzerrung unserer Sicht. Sich dessen bewusst zu sein, hilft bereits dabei, den Bias zu überwinden. Es gilt, Probleme nicht impulsiv zu betrachten, sondern das einzunehmen, was Nobelpreisträger Daniel Kahneman "die Außensicht" nennt.
3. Das richtige Mindset: Gute Prognostiker sind absolut ehrlich, wenn es um die Ursache ihres Erfolgs geht. Sie können eingestehen, wenn sie trotz (und nicht wegen) ihrer Analyse eine richtige Vorhersage getroffen haben.
4. Vielfalt macht den Schwarm weiser: Fachwissen hilft, aber auch Nicht-Experten sind unerlässlich – insbesondere, wenn sie die vermeintlichen Experten herausfordern. Schließlich müssen das Problem und die Lösungsansätze aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet werden.
5. Dokumentieren und verfolgen Sie die Einschätzung und geben Sie Feedback: Das Dokumentieren und spätere Überprüfen von Einschätzungen verbunden mit zeitnahem Feedback ist unerlässlich. Nur so können wir lernen. Stellen Sie fest, ob man sich um eine falsche Annahme gedreht, eine wichtige Erkenntnis übersehen oder es versäumt hat, abweichende Meinungen zu berücksichtigen. Auf diese Weise können Sie auch Best Practices für weitere Vorhersagen ableiten.
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