Nachwuchskräfte: Breiter Einstieg, schneller Aufstieg

Die Berufsvielfalt in der Immobilienbranche ist so groß, wie es die Zugänge zu den einzelnen Tätigkeiten sind. Ausgehend von einer breiten Ausbildung sind vielfältige Spezialisierungen im Rahmen von Weiterbildungen möglich.

Drei Beispiele verdeutlichen das Spektrum, das sich zwischen Verwaltung, Immobilien- und Wohnungswirtschaft bietet.

Immobilienverwaltung

Sie sind im besten Fall die "eierlegende Wollmilchsau", wie es der Geschäftsführer beim Dachverband Deutscher Immobilienverwalter (DDIV), Martin Kaßler, formuliert: Immobilienverwaltern bietet sich die gesamte Bandbreite von Tätigkeiten in der Wohnungswirtschaft. Vom Hausmeister bis hin zum Datenspezialisten oder Technik-Experten sind diverse Vertiefungen möglich. Verwalter setzen zum Beispiel Gesetze und Verordnungen um, verhandeln mit Dienstleistern über Konditionen für die Eigentümergemeinschaft und kommen Wartungspflichten an. Der Bedarf an Fachkräften ist hoch, die Bereitschaft von Unternehmen, den Interessenswünschen ihrer Mitarbeiter nachzukommen, entsprechend gestiegen.

Einstieg:
Der klassische Weg führt über die Ausbildung zum Immobilienkaufmann oder -kauffrau. Prinzipiell kann allerdings jeder Verwalter werden. Seit 2017 müssen Verwalter allerdings nachweisen, dass sie für diesen Beruf qualifiziert sind: Das geltende Gesetz zu den Berufszugangsvoraussetzungen für Wohnimmobilienverwalter erfordert beispielsweise die Vorlage einer Gewerbeerlaubnis, einen Versicherungsnachweis und Weiterbildungen in regelmäßigen Abständen. Mitbringen sollte man DDIV-Geschäftsführer Kaßler zufolge grundsätzlich etwa Verhandlungs- und Organisationsgeschick, ein gutes Gespür für Menschen sowie technisches, juristisches und Zahlenverständnis sowie Stressresistenz.

Vergütung:
Die Vergütungssätze für Verwalter unterscheiden sich je nach Vertiefungsrichtung, Erfahrung und Auftraggeber. Als Einstiegsgehalt geben Branchenverbände 2.000 bis 2.500 Euro brutto an.

Weiterentwicklungsmöglichkeiten:
Verwalter müssen sich der aktualisierten Gesetzeslage zufolge fortbilden, und zwar 20 Stunden innerhalb von drei Jahren. Berufsfachverbände wie der BVI Bundesfachverband der Immobilienverwalter e.V. sehen diese Reglung kritisch. "Es reicht nicht, dass selbst Berufsanfänger lediglich 20 Weiterbildungsstunden alle drei Jahre nachweisen müssen", sagt BVI-Geschäftsführerin Sandra Lenzenhuber.

"Die Berufsinhalte und -prozesse von Verwaltern sind im Wandel und erfordern hoch professionelles Auftreten, Arbeiten und Management." Sandra Lenzenhuber, Geschäftsführerin des BVI

Der BVI fordert eine Fortbildungspflicht von mindestens 20 Stunden pro Jahr – auf deren Basis dann nicht nur Vertiefungen von Datenmanagement bis Expertise in Gebäudeenergie gründen, sondern auch eine neue Diskussion über Vergütungssätze fußen könnte.  

Property Management

Property Manager kümmern sich überwiegend um Gewerbeimmobilien, und zwar in jeglicher Dimension vom Mietermanagement über die Umsetzung von Gesetzesnovellen im Energiebereich und das Anwenden digitaler Lösungen für die Steuerung von Kommunikationsprozessen. Sie müssen sowohl technisch bewandert sein, als auch mit der erhöhten Umschlagsgeschwindigkeit von Transaktionen umgehen sowie die wachsende Menge an Unterlagen digital kanalisieren können und den gestiegenen Anforderungen einer zunehmend internationalen Kundschaft Rechnung tragen: Stressresistenz und die Fähigkeit, Aufgaben zu priorisieren und zu planen, zählen zu den Kerneigenschaften.

Einstieg:

Die Kombination aus inhaltlicher Breite und Tiefe erhöht nicht nur den Reiz des Berufs, sondern vervielfältigt auch die Zugangsmöglichkeiten. Die Aussage von Personalverantwortlichen, sich auf der Suche nach Fachkräften bisweilen auch in anderen Branchen umzuschauen, unterstreicht diese Ausgangslage. Nicht zuletzt um ihr Profil zu schärfen, haben Property Manager gemeinsam mit Weiterbildungseinrichtungen Qualifizierungsprogramme entwickelt. So können sich in Kooperation mit der EBZ Akademie in Bochum Interessenten seit Januar in speziellen kaufmännischen und technischen Themen fortbilden. Der Lehrgang "Manager Commercial Properties (IHK)" ist als Zertifikatslehrgang angelegt und kombiniert Fernstudium mit Präsenzphasen.

Vergütung:

Ähnlich breit wie die Zugangs- und Vertiefungsmöglichkeiten im Property Management sind auch die Beschäftigungs- und Verdienstmöglichkeiten gelagert. Dabei hätten sich die Gehaltsvorstellungen der Berufseinsteiger analog zu den Trends in der gesamten Immobilienbranche entwickelt, sagt der Geschäftsführer von HIH Property Management, Thomas Junkersfeld.

Weiterentwicklungsmöglichkeiten:

Die Bandbreite bei Property Managern ähnelt der von Immobilienverwaltern – allerdings kommt gerade bei den Schwergewichten der Branche eine internationale Komponente dazu: Ein Großteil der Kunden kommt aus dem englischsprachigen Raum. Wer über gute Sprachkenntnisse verfügt und sich für interkulturelle Aspekte in Wirtschaft und Handel interessiert, hat gute Aufstiegsmöglichkeiten. Aufgrund der hohen Datenmengen und zugrundeliegender Softwareprozesse sind auch Informatiker mit Vertiefungsinteressen gefragt.

Auch die Struktur der Branche bietet differenzierte Chancen: Im Gewerbeimmobilienbereich seien überwiegend größere Unternehmen mit Konzernstrukturen präsent, erklärt Junkersfeld. Eine Ausnahme bildeten gleichwohl Portfolien mit einem regionalen Schwerpunkt, die zum Teil auch von inhabergeführten Unternehmen bewirtschaftetet werden.  

Quartiersmanagement

Quartiersmanager erfüllen als Kümmerer in Stadtvierteln mehr als nur eine soziale Funktion. "Sie helfen, die Kundenzufriedenheit in den Quartieren zu steigern und Mieter-Fluktuation zu vermeiden beziehungsweise zu verringern", sagt der EBZ-Vorstandsvorsitzende Klaus Leuchtmann und spricht von einer sinnvollen betriebswirtschaftlichen Entscheidung. Wo Vandalismus und Lärm sinken oder Konflikte ausgeräumt werden können, bevor es zu einer Räumungsklage kommt, sparen Wohnungsunternehmen außerdem ganz konkret Geld. Die EBZ bietet an ihrer Akademie nicht nur eine Weiterbildung zu Inhalten des Quartiersmanagements an, sondern hat gestiftet vom Vonovia-Konzern auch eine Professur eingerichtet (mehr dazu in Kapitel 4).

Einstieg:

Mit Blick auf das Eigeninteresse von Wohnungsunternehmen verwundert es nicht, dass die Teilnehmer am Weiterbildungsprogramm der EBZ Akademie in der Regel von den Unternehmen entsandt werden. Gleichwohl bietet das Berufsfeld grundsätzlich auch Quereinsteigern einen günstigen Einstieg in die Wohnungswirtschaft – etwa Menschen, die aus der sozialen Arbeit kommen oder einen pädagogischen Hintergrund haben. Neben Wohnungsunternehmen selbst stehen häufig auch Träger wie Diakonie oder Lebenshilfe hinter Stellen im Quartiersmanagement. Kommunikative Fähigkeiten und Kenntnisse im Konfliktmanagement sind eine Grundvoraussetzung – genauso wie Aspiranten in der Lage sein müssen, Prozesse zu steuern und sie zu evaluieren.

Vergütung:

Aufgrund der verschiedenen Zugänge variieren auch die Verdienstmöglichkeiten stark. So orientieren sich Gehälter bei öffentlichen Trägern (etwa der AWO und der Caritas) eher an Tarifverträgen für den öffentlichen Dienst, bei Privatunternehmen kommt es auf individuelle Verhandlungen an. Klar ist, dass mit zunehmender Qualifizierung das Gehalt steigt.

Weiterentwicklungsmöglichkeiten:

Das Quartiersmanagement selbst bedeutet bereits eine Weiterentwicklung beziehungsweise zusätzliche Qualifizierung. Je größer das betreute Viertel oder das Träger-Unternehmen, desto vielfältiger sind die Aufstiegsmöglichkeiten.


Weitere Kapitel:

Status quo: Jung, talentiert, ehrgeizig – und gesucht

Recruiting im Klassenzimmer

Mehr als nur Wirtschaft