E-Mobilität: Wie bewegen wir uns in Zukunft durch die Stadt?

Der Druck auf die Ballungszentren nimmt weltweit zu. Durch den verstärkten Zuzug machen neben dem akuten Wohnungsmangel auch Verkehrsinfarkte das Leben in der Stadt zur Herausforderung. Doch geht es in Zukunft vielleicht auch anders? Ein Ausblick.

Verkehrsvermeidung durch Entkopplung von Arbeitsort und Arbeitsweg könnte helfen. Oder Homeoffices und Coworking-Spaces nahe am Wohnort wären eine Möglichkeit. Diese und weitere Auswege aus dem Dilemma bietet die Digitalisierung, die auch entscheidend die Wohntrends 2035 prägt und das Leben der Zukunft beeinflusst.

Nicht alle Arbeitswege werden überflüssig

Dennoch wird das nicht alle Wege zur Arbeit überflüssig machen oder drastisch verkürzen. Der öffentliche Personennahverkehr ist noch ausbaufähig. Wer einmal zur Stoßzeit mit einer U-Bahn in London oder Tokyo gefahren ist, beides Städte mit hervorragendem und sehr weitgespanntem U-Bahn-Netz, weiß, dass auch dem ÖPNV Grenzen gesetzt sind.

Aktuell diskutiert werden E-Roller oder E-Scooter, die gerade in einigen deutschen Städten zugelassen werden. Sie könnten wie Fahrräder eine wichtige Rolle übernehmen, um den Druck von überlasteten Straßen, aber auch von den überfüllten Transportmitteln des ÖPNV zu nehmen, der in Zukunft womöglich führerlos und in kürzeren Takten verkehren wird. Der Tretroller wird tendenziell das Fahrrad, die ÖPNV-Nutzung oder den einfachen Fußweg ersetzen. Das Auto wird wohl kaum stehen gelassen werden, vermutet die Mobilitätsjournalistin Christina Müller. Vielmehr stellt sich derzeit die Frage, wo die E-Scooter überhaupt fahren dürfen.

"Wenn Elektroroller auf dem Gehweg fahren, wird es für Fußgänger unangenehm." Christina Müller, Auto-Journalistin bei der Süddeutschen Zeitung

Deswegen braucht es Straßenkonzepte, die diese Art der Fortbewegung, auch Mikromobilität genannt, nicht behindern und vor allem sicherer machen. Dazu zählen Schnellstraßen für Fahrräder und E-Bikes, wie es sie bei unseren Nachbarn in den Niederlanden schon lange gibt.

Flugtaxis: Mehr als ein Buzzword?

Wenn Straße und Untergrund überfüllt sind, hilft nur ein Blick in den Himmel. Auch dort gibt es tatsächlich schon alternative Fluggeräte, wie in unserem Top-Thema zur Zukunft des Wohnens im Jahr 2030 bereits beschrieben. Der viersitzige Helikopter von Airbus, der "CityAirbus" hat vier umweltfreundliche und elektrisch betriebene Doppelrotoren, die ihn 50 Kilometer weit tragen können. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 120 Kilometern pro Stunde. Das ist ausreichend für Strecken in großen Städten. Hüpfen soll er, von Dach zu Dach. Mitte 2019 soll er getestet werden, allerdings noch nicht über bebautem Gebiet.

Weltweit forschen und entwickeln zumeist Startups unabhängig von großen Konzernen ähnliche Konzepte. Doch auch hier gilt wie in fast allen Bereichen der E-Mobilität: China ist allen anderen meilenweit voraus. Anfang April wurde in einem Wiener Stadion der bereits flugfähige "EHang 216" vorgestellt. Der bietet zwar nur Platz für zwei Personen, trägt diese aber schon praktisch erprobt mit acht Armen und 16 Rotoren sicher durch die Luft. Damit ähnelt er mehr einer Drohne als einem Mini-Hubschrauber.

Überfüllte Lufträume? Schwer vorstellbar

Wie im Film "Das fünfte Element" könnte jedoch auch der Luftraum über den Städten irgendwann überfüllt sein. Vorläufig wird sich jedoch der Großteil des Verkehrs weiterhin auf der Straße abspielen – zunehmend führerlos, automatisiert und elektrisch. Zwar haben vor rund zehn Jahren Reutlinger Studenten eine straßenlose Stadt entworfen, doch das ist auch mit großer Fantasie nur schwer vorstellbar.

Einfacher vorstellbar ist, dass die Straßen in Zukunft nicht mehr mit denen von heute zu vergleichen sein werden: Sie werden eine eigene Intelligenz haben, werden über Sensoren und Farbmarkierungen vor Gefahren wie Glatteis warnen oder beherbergen eine Induktionsspur, mit der sich E-Autos während der Fahrt laden lassen. Diese E-Autos werden großen Carsharing-Anbietern gehören, die sie in Linie gegen Gebühr verkehren lassen, oder aber, wie bisher gewohnt, einfach bei Bedarf vermieten. Die Fahrzeuge werden in ein Mobilitätsnetz eingetaktet sein, das auch Fahrräder sowie den ÖPNV einbindet. Auch zu Fuß wird man weiterhin gehen, doch die täglichen Wege werden sicher nicht nur kürzer, sondern auch bequemer.