Innovation für die Immobilienbranche: Digitale Raumnutzung

Innovation in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft ist Thema unserer neuen Serie. Im zweiten Teil geht es um das Startup Basking Automation GmbH: Mit der webbasierten App Basking.io können Räume effizienter genutzt und dabei auch noch Kosten gespart werden.

Die Situation nimmt mancherorts bizarre Züge an: Auf der einen Seite werden Büroflächen in Ballungsräumen extrem knapp und konkurrieren in der Nutzung mit Wohnen und Gewerbe. Auf der anderen Seite halten viele Unternehmen Räume in großer Zahl und auf Flächen vor, die selten vollumfänglich genutzt werden.

Die Hälfte aller Büroflächen hierzulande verwaise unnötig, ist sich der Mitgründer der Plattform Basking.io, Dr. Eldar Gizzatov, sicher und führt das Beispiel von Konferenzräumen an, in denen sich nur einmal in der Woche Mitarbeiter zum Austausch zusammensetzen.

Echtzeit-Analyse der Raumbelegung

Der in Russland und den USA ausgebildete Tüftler erkannte eine Nische, in die ein Vordringen lohnenswert schien: Das Startup Basking Automation GmbH war geboren, eine Plattform zur Analyse der Raumbelegung in Echtzeit. Mit Hilfe von Wifi- und Mobiltelefondaten erfassen Gizzatov und sein Team, wann Räume genutzt werden.

"Arbeitsplätze verändern sich", erklärt der Gründer. "Viele arbeiten von zu Hause, von unterwegs oder von temporären Büros außerhalb des Unternehmenssitzes." Firmen versuchten zwar, mit diesen veränderten Nutzermustern klarzukommen – häufig sei allerdings für sie noch nicht wirklich greifbar, was die neuen Verhaltens- und Arbeitsmuster ihrer Beschäftigten für die Büros als solche bedeuten. "Dieses Problem haben wir gesehen."

Basking kann dank der Datennutzung auf eigene Sensoren verzichten. "So arbeiten wir kosteneffizient", sagt Gizzatov. Freilich könnte man die Aufgabe traditionell angehen: Dutzende Studierende in die Firmensitze schicken, Bewegungsströme festhalten, Belegungszeiten notieren und Excel-Tabellen anfertigen lassen. Nur wäre eine solche quasi-händische Kartierung weniger genau, kaum lückenlos zu bewältigen und gerade beim Transfer zur Analyse mit zahlreichen Fehlerquellen behaftet. Zudem wäre die Vergleichbarkeit eingeschränkt möglich. 

Basking Automation Tag der Büroimmobilie ZIA Office Award 2019

Auszeichnungen vom ZIA und bei der Mipim

Für ihre Geschäftsidee sind die Gründer bereits mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem gleich im Gründungsjahr 2017 auf der Messe Mipim, später als Hoffnungsträger in den USA. Zuletzt nahm der Branchenverband ZIA Basking in seinen Innovationsbericht auf und verlieh dem Unternehmen auf dem "Tag der Büroimmobilie 2019" außerdem den Office Award in der Kategorie Software.

Rückhalt leistet das Beratungs- und Analysehaus Colliers, von dessen Accelerator-Programm Basking.io profitierte. Colliers stelle nicht nur wichtige Kundenkontakte her, sondern habe das Startup selbst mit einer Analyse seines Londoner Büros beauftragt, erzählt Gizzatov. Das Ergebnis: Colliers konnte deutlich mehr Menschen auf demselben Raum unterbringen und sich die Anmietung neuer Räumlichkeiten sparen.

Die Ersparnis liegt Gizzatov zufolge bei einer Million Euro im Jahr. Weitere Raumbelegungsanalysen von Büros weltweit seien mit Colliers vereinbart. Auch der Energiekonzern Innogy SE stützt Basking.io als Schlüsselinvestor und Partner maßgeblich.

Branchenübergreifende Kundschaft

Als Kunden kommen Unternehmen quer durch alle Branchen infrage. Das inzwischen zehnköpfige Team liefert mittels einer webbasierten App die Belegungsanalyse wahlweise von Räumen, Etagen oder dem ganzen Portfolio.

Immobilienmanager eines Unternehmens können so auf Basis von Rechnerleistung und künstlicher Intelligenz rasch Szenarien durchspielen und versuchen, Leerzeiten zu minimieren beziehungsweise Belegungszeiten zu optimieren. Eine Standardanalyse für Räumlichkeiten von zirka 2.000 Quadratmetern kostet den Angaben zufolge 7.000 Euro.

Datenschutz: jede Information verschlüsselt

Eine zentrale Rolle in Deutschland spiele der Datenschutz, bekennt Gizzatov. Für Basking.io gilt genau wie für andere die Datenschutzgrundverordnung – ein Spannungsverhältnis zwischen Schutz und aussagekräftiger Analyse, das es stets neu auszuloten gelte.

"Wir sehen nur einen Ausschnitt des Wifi-Protokolls", erklärt der Gründer. "Wir wissen nicht, welche Person hinter den Daten steht und garantieren vollständige Anonymisierung."

Die Daten beziehen sich den Angaben zufolge ausschließlich auf Räume und Stunden, nie auf Menschen. Außerdem werde jede Information von Anfang bis Ende verschlüsselt. Damit dürfte die digitale Lösung des Startups nicht nur effizienter und exakter sein als traditionelle Zählmethoden – sondern auch personen- und datenschutzrechtlich sicherer.


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Schlagworte zum Thema:  Wohnungswirtschaft, Startup, PropTech, Innovation