Immobilienunternehmen: Kriterien, die am Arbeitsmarkt zählen

Der virulente Fachkräftemangel trifft kleine Immobilienunternehmen meist besonders hart. Umso wichtiger ist es, gezielt gegenzusteuern und attraktive Arbeitsplätze zu bieten - mit einer modernen Unternehmenskultur und einer zukunftsgewandten Strategie.

Bis freie Stellen in wieder besetzt sind, vergehen heute durchschnittlich 130 Tage. Vor zehn Jahren war es halb so lange. Viele Überstunden, hoher Arbeitsdruck und Rückgang der Produktivität sind die Folgen. Wenn für die Mieterschaft sowie die Eigentümerinnen und Eigentümer immer weniger Zeit bleibt, sinkt nicht nur die Kundenzufriedenheit. Für die Mitarbeitenden wird die Belastung zu hoch, ständiger Termindruck und Dauerstress führen zu Unzufriedenheit. Von da ist es nicht weit zur inneren oder tatsächlichen Kündigung. Verlässt ein einflussreiches Teammitglied das Unternehmen, droht, was Wissenschaftler "Turnover Contagion" nennen: Andere folgen dem Beispiel und kündigen ebenfalls.

So weit muss es aber nicht kommen. Die Geschäftsführenden oder Vorständinnen und Vorstände wissen, wie wichtig es ist, die eigene Philosophie glaubwürdig nach außen zu tragen. Wer das Positive sichtbar macht, erhält die Aufmerksamkeit der begehrten Talente. Und gerade kleinere Unternehmen überzeugen Bewerberinnen und Bewerber mit starken Vorteilen, dafür sehe ich viele Beispiele in unserem Kundenkreis.

Organisationen streben eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit an. Sie nutzen die Digitalisierung, um unproduktive Verwaltungsarbeit zu minimieren und Ressourcen wie Papier oder unnötige Fahrten zu sparen. Eine moderne Unternehmenskultur steht auf der Agenda oder wird schon umgesetzt. Das ist aber auch nötig:

Das Image der Immobilienbranche: Luft nach oben

Leider wird die Immobilienbranche in der Öffentlichkeit nicht durchweg positiv wahrgenommen, auch wenn es in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden ist. Gewinnorientiert, rücksichtslos, unmoralisch – diese Vorurteile existieren. Von einem schlechten Image zeugt der " Globeone Purpose Readiness Index (PRI) 2022", der die Glaubwürdigkeit von Sinnversprechen bekannter Unternehmen und Organisationen misst. Für die Untersuchung haben rund 4.300 Konsumenten 130 bekannte Marken in fünf Dimensionen beurteilt: Nachhaltigkeit, Authentizität, Ehrlichkeit, Profitorientierung und Zukunftsfähigkeit. Am glaubwürdigsten sind NGOs mit einem PRI von 70,5, gefolgt von der Technologiebranche mit 68,3. Unter den letzten fünf Plätzen befinden sich drei börsennotierte Immobilienunternehmen – mit einem PRI von 47,4 schneidet die Branche am schlechtesten ab.

Lichtblick: Mitarbeitende bewerten Immobilienunternehmen gut

Was leistet das Unternehmen für die Gesellschaft? Wie transparent kommuniziert es? Wie zuverlässig hält es Versprechen ein? Glaubwürdigkeit ist nicht nur für Kundinnen und Kunden – und damit für den wirtschaftlichen Erfolg – wichtig, sondern auch für Bewerber:innen, die das Vertrauen und die Sicherheit brauchen, beim passenden Arbeitgeber zu landen. Praktischerweise lässt sich heute viel über Unternehmen recherchieren, zum Beispiel auf dem Bewertungsportal Kununu.

Eine für Haufe erstellte Auswertung des Portals liefert interessante Anhaltspunkte, wie die Branche aus Bewerbersicht bewertet wird. Beim "Kununu Score" liegt sie mit dem Durchschnittswert 3,55 im Bereich "Gut". Auch die Vorgesetztenbewertungen liegen mit 3,42 im oberen Drittel. Aufschlussreich ist ein Blick in die "Top Companys 2023" in der Kategorie Klein- und Mittelbetriebe. Diese Auszeichnung, die Kununu an etwa fünf Prozent der gelisteten Unternehmen vergibt, haben sich 206 von insgesamt 239 Immobilienunternehmen verdient. Kleine und mittlere Immobilienunternehmen sollten demnach bei Fachkräften alles andere als ein Glaubwürdigkeitsproblem haben.

Und was betonen Mitarbeitende, die mit ihrem Immobilienunternehmen so zufrieden sind, dass sie über alle Bereiche hinweg vier bis fünf Sterne vergeben? Zum Beispiel, dass ihre Vorschläge und Ideen beachtet werden. Dass sie von ihren Vorgesetzten Rückhalt und Wertschätzung erfahren. Ebenfalls honoriert werden Punkte wie ein komfortabler Arbeitsplatz, moderne Technologie, abwechslungsreiche Aufgaben, gelebte Unternehmenskultur, starker Zusammenhalt oder ein diverses Team. Die guten Bewertungen zu lesen, war für mich durchaus inspirierend.

5 Empfehlungen für Ihre Positionierung am Arbeitsmarkt

Was müssen Sie in Ihrem Unternehmen verändern oder was noch besser kommunizieren, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden? Die wesentlichen Punkte, auf die vor allem junge Fachkräfte Wert legen, kurz zusammengefasst:

  • Klare Strategie und Zukunftsorientierung: Die Mitarbeitenden haben ein gutes Gespür, wenn es um die Zukunftsfähigkeit ihres Jobs geht. Sie schätzen ein stabiles Umfeld, eine Strategie, die Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft hat und ihnen eine Perspektive gibt, mit ihrer Arbeit einen sinnvollen Beitrag im Unternehmen und in der Gesellschaft zu leisten.
  • Ökologische und soziale Verantwortung: Diese Themen bewegen die junge Generation besonders stark. Welche Beiträge für Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Gesellschaft leistet Ihr Unternehmen bereits, im Quartier, in der Wohnungseigentumsanlage? Was werden Sie mit dem Team in den kommenden Jahren anpacken? Möglichkeiten gibt es unzählige. Vielleicht habe Sie schon einmal über Corporate Volunteering nachgedacht. Dabei bringen Mitarbeitende ihre Arbeitszeit und ihr Know-how pro bono ein, zum Beispiel in gemeinnützigen Einrichtungen.
  • Moderne Führungskultur: In diesem Umfeld werden Mitarbeitende gehört und gesehen und es werden ihnen neue Räume aufgestoßen. Eigenverantwortung und selbstbestimmtes Handeln, offene und transparente Kommunikation, wertschätzende Fehler- und Feedbackkultur, mehr Mitbestimmung – vieles, was in dieses Konzept passt, ist in modernen Immobilienunternehmen längst Praxis. Dazu gehört auch die Förderung des Einzelnen sich zu entwickeln, zu lernen sowie Erfahrungen zu sammeln und Verantwortung zu übernehmen.
  • Flexibilität und Work-Life-Balance: Bieten Sie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Teilzeit- oder Jobsharing-Modelle an, steigert das die Attraktivität des Arbeitsplatzes. Denn so lassen sich Privat- und Berufsleben besser vereinen. Gesunde Getränke, Wellnessangebote oder eine bezuschusste Mitgliedschaft in Fitnessstudio oder Sportverein sind gern gesehene Benefits. Doch viel wichtiger ist der gute Kontakt zu Ihren Mitarbeitenden, der Sie sofort erkennen lässt, wenn etwas im Argen liegt.
  • Moderne Arbeitsplatzausstattung: Mit der Digitalisierung schaffen Sie die Basis für ein beflügelndes Arbeitsumfeld, in dem Ihre Fachkräfte effizient, bequem und vernetzt agieren – ob sie Kunden betreuen, Projekte steuern oder für die ESG relevante Daten auswerten. Eine verlässliche ERP-Plattform, daran angebunden moderne PropTech-Tools, KI-Systeme – all das hilft Ihnen, gute Prozesse zu schaffen und Routinen zu automatisieren. Damit Ihre Mitarbeitenden mehr Zeit haben für wichtige, wertschöpfende und spannende Aufgaben.

Wenn Sie sich als glaubwürdiger Arbeitgeber präsentieren wollen, nutzen Sie Portale wie Kununu und Social Media wie LinkedIn oder Instagram. Es gibt Tools, wie zum Beispiel Recunited, mit denen Sie Ihre Unternehmenskultur bewerten können und ein Check anbieten können, ob Bewerberinnen und Bewerber zu Ihnen passen. Auch Ihre Mitarbeitenden können auf ihren Social Media-Kanälen nach Teamkolleginnen und -kollegen suchen – und so zu Botschaftern Ihrer Arbeitgebermarke werden.