ESG braucht die ERP-Systeme

Nachhaltigkeitsdaten über Tabellenkalkulationsprogramme erfassen? Das wird auf Dauer nicht funktionieren. Die Anforderungen, die durch die ESG-Richtlinien auf Immobilienfirmen zukommen, sind zu komplex – eine leistungsfähige digitale Unterstützung ist nötig. Kein ESG ohne ERP!

Nachhaltigkeitsmanagement gewinnt zunehmend an Bedeutung – Immobilien müssen "grün" und möglichst klimaneutral sein. Um den ESG-Anforderungen zu entsprechen, sind Maßnahmen an Neubauten genauso relevant wie die ganzheitliche Sanierung des Gebäudebestands.

Es geht um Photovoltaikanlagen, Wasser- und Abfallmanagement oder eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Aber auch Faktoren, die auf den ersten Blick keinen Immobilienbezug haben, müssen mitberücksichtigt werden, weil sie für zukünftige ESG-kompatible Investments entscheidend sind – zum Beispiel Hochwasserrisiken, Versiegelungsgrade oder Mobilitätsanbindung.

Dabei spielen neben den energetischen und technischen Aspekten (E wie Environmental) auch noch die Themen soziale Gerechtigkeit (S wie Social) und nachhaltige Unternehmensführung (G wie Governance) eine Rolle.

Umfassendes ESG-Konzept gefragt

Das Thema ist also hochkomplex und umfassend. Denn über all diese verschiedenen Aspekte müssen die Unternehmen unzählige Daten erfassen, verarbeiten und analysieren. Auch Berichte sind Pflicht. Dabei steigen die Anforderungen stetig, nicht nur bei den Standards, sondern auch beim dazugehörigen Reporting. Daten manuell zu erfassen und mit einem Tabellenkalkulationsprogramm zu verarbeiten, ist völlig ineffizient – und durch den Aufwand auch teuer.

Benötigt wird ein umfassendes ESG-Konzept – von der Analyse der Ziele in den verschiedenen Themenbereichen über das Erfassen und Verwalten aller relevanter Kennzahlen im Gebäude- und Anlagenbereich, das Messen der Verbrauchsdaten bis hin zum Festlegen von Optimierungsschritten.

Es geht um erhöhte Datenqualität, eine Real-Time-Erfassung ohne Medienbrüche und Revisionssicherheit. Dieser Daten-Dreiklang aus Verfügbarkeit-Aktualität-Verlässlichkeit lässt nur einen Schluss zu: Enterprise-Ressource-Planning (ERP)-Systeme werden rasant an Bedeutung zunehmen. Oder: Ohne ERP kein ESG!

ERP-Systeme mit integrierten Tools

Sollten sich da nicht ERP-Systeme als zentrale Drehscheibe anbieten? Was liegt nah und macht Sinn, was aber eben nicht? In der Immobilienbranche werden schon jetzt umfangreiche Daten zum Energieverbrauch gesammelt und berichtet. Mit Hilfe einer flexiblen Plattform (ERP und deren angebundene Partnerlösungen) lassen sich die ESG-relevanten Parameter auf ihre Langzeitentwicklung hin detailliert verfolgen. Das wiederum erlaubt es den Unternehmen, die Geschäftsprozesse enger an den Nachhaltigkeitsrichtlinien auszurichten.

ERP-Systeme sind in der Lage, alle relevanten Daten zusammenzubringen und die entsprechend umfangreichen Datenvolumina zu kontrollieren. Das System sollte deshalb unternehmensweit als einzig verlässliche Datenquelle implementiert werden. Dadurch können alle Arten von Berichten und Dashboards einfacher, schneller und konsistenter erstellt werden. ERP-Systeme mit integrierten Tools für Führungspraktiken und Workflowstrukturen können zudem die Unternehmensführung verbessern, etwa durch eine Aufteilung von Aufgaben und Pflichten oder die Generierung von detaillierten Prüfprotokollen.

CO2-Bilanzierung läuft auch über ERP

Wer über eine Bilanzierung von CO2 spricht, sollte dies deshalb nah am kaufmännischen Kern – und damit am ERP-System – aufbauen. Eine derartige Plattform bildet meines Erachtens den Single-Source-of-Truth auf dem Weg zu Null-CO2-Emissionen, auch in Bezug auf Stammdaten und Kosten. Nur mit einem guten ERP-System können die vorhandenen und noch zu entwickelnden Nachhaltigkeitszielbilder in Wohnungsunternehmen realisiert werden.

Wie sieht das Zusammenspiel der beiden Systeme konkret aus?

Ausgangsbasis für angebundene ESG-Lösungen zu Monitoring und Reporting ist ein definierter Datenumfang aus dem ERP. Haufe Real Estate setzt dabei beispielsweise auf langjährige Expertise und Workflows im Umgang mit offenen Schnittstellen, die im Haufe-Ökosystem gebündelt sind. Und auf den Best-of-Breed-Ansatz: Das ist die Philosophie, sich aus jedem Anwendungsbereich die beste Lösung herauszusuchen und in die eigene IT-Infrastruktur zu integrieren. Dieser Ansatz wird auch bei der Eruierung der ESG-Tools verfolgt. Über Dashboards werden Daten visualisiert, aggregiert, modelliert und anschließend zur Verfügung gestellt.

Neue Skills, neue Jobprofile

Zwar gehen Mitarbeitende der Branche heute schon tagtäglich mit Daten um. Zukünftig werden aber ganz neue und andere Skills gefragt und notwendig sein. Es wird neue Jobprofile geben, zum Beispiel auf die Wohnungswirtschaft spezialisierte Datenanalysten oder Young Professionals mit ausgeprägter Stärke für digitale Tools, Projektmanagement und Workflows. Darin liegt eine zusätzliche Herausforderung, die es für die Branche zu meistern gilt.

"Kein ESG ohne ERP" – das ist eine steile These, aber sie passt zu uns, weil sich Haufe Real Estate das Thema Nachhaltigkeit schon lange auf die Fahnen geschrieben hat. Wenn es jedoch um die Frage geht, wie wir unsere Lösungen nach ESG-Kriterien weiter entwickeln wollen, bin ich auch ein Stück weit auf Ihre Mithilfe angewiesen. Ich suche deshalb den Diskurs mit Kunden, anderen Software-Anbietern, potenziellen und bestehenden Partnern. Ich freue mich sehr auf Gespräche und über Anregungen – gerne auch unter stefan.klotz@haufe-lexware.com.