Energieverbrauch: Tausende Euro werden unnötig verheizt

Kalte Nächte, warme Tage, plötzlich Sonne nach trüben Stunden – der Frühling ist voller Wetterkapriolen. Diese Schwankungen sind Gift für klassische Gebäudetechnik. In den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst kommt es daher zu hoher Energieverschwendung. Anders gesagt: Es wird unnötig geheizt, gekühlt und belüftet.
Wie groß das Potenzial ungenutzter Einsparungen ist, zeigt eine Langzeitanalyse der vergangenen fünf Jahre: In den von uns betreuten Gebäuden liegen die Einsparungen in den Übergangsmonaten März bis Mai und September bis November konstant über dem Jahresdurchschnitt – im Mittel bei rund 30 Prozent.
Umgekehrt heißt das: Wenn solch hohe Einsparungen in den Übergangsjahreszeiten möglich sind, dann wird diese Energie vorher unnötig verschwendet. Dabei gibt es längst Lösungen, die die Energieverschwendung beenden – und das bei gleichem oder sogar verbessertem Raumklima.
Wetterdynamik und klassische Regelsysteme
Das Phänomen der hohen Energieverschwendung in den Übergangsjahreszeiten überrascht nicht: Während es nachts oft noch einstellig kühl ist, steigen die Temperaturen tagsüber – je nach Wetterlage – auf mehr als 20 Grad. Anders als im Sommer oder Winter, wo das Temperaturniveau relativ konstant ist, wechseln sich im Frühling und Herbst sehr unterschiedliche Bedingungen oft innerhalb weniger Stunden ab.
Mit dieser Dynamik sind klassische Regelsysteme, die auf einfachen Wenn-Dann-Logiken oder starren Zeitplänen beruhen, überfordert. Das Problem: Solche Systeme reagieren nur und verfolgen keinen vorausschauenden Ansatz. Sie sind oft statisch eingestellt und vergangenheitsorientiert. Sie heizen oder kühlen, weil es bereits zu kalt oder zu warm geworden ist. Die Folgen sind unter anderem: Räume werden zwangläufig überheizt und müssen dann wieder gekühlt werden, Lüftungsanlagen laufen auf Volllast – und das alles auf Kosten von Energie, Geld und CO2.
Um das mit einem Vergleich verdeutlichen: Wer im Auto 100 Kilometer pro Stunde fährt und nach dem 50er-Schild anfängt, die Geschwindigkeit zu reduzieren, muss reagieren und voll auf die Bremse treten – Bewegungsenergie geht in Form von Wärme verloren. Beim vorausschauenden Fahren wird die Geschwindigkeit vorher reduziert, es wird agiert. Im besten Fall muss der Fahrer sogar gar nicht bremsen, und keine Energie geht verloren.
Digitale, autonome Lösungen sparen Energie
Hier zeigt sich die Stärke eines leistungsfähigen, prädiktiven und autonomen Systems besonders, das Heizen, Lüften und Klimatisieren als Einheit versteht und jeweils umfassend regeln kann. Es verbindet aktuelle Gebäudedaten mit Wetterprognosen, Sonnenverläufen und Nutzungsprofilen – und erkennt dadurch schon früh, wann welche Maßnahmen sinnvoll sind.
Wenn es etwa um 8 Uhr morgens noch kalt ist, aber für 10 Uhr starker Sonnenschein und steigende Außentemperaturen vorhergesagt sind, dann reduziert das System die Heizleistung gezielt – und zwar rechtzeitig. Das spart Energie, ohne dass der Raum auskühlt. Gleichzeitig verhindert es ein Überhitzen zur Mittagszeit und damit unnötige Kühlung.
Je volatiler das Wetter und die Außentemperaturen sind, desto dynamischer muss die Regelung reagieren. Idealerweise werden alle 15 Minuten neue Regelparameter für Heizen, Lüften und Klimatisieren an die Anlagen geschickt – die gleichzeitig auf längerfristigen Prognosen basieren, zum Beispiel zu Außentemperatur und Sonnenstunden über 24 Stunden. Das Ergebnis: HLK-Anlagen arbeiten im optimalen Teillastbereich ohne Komforteinbußen.
Manuell wäre eine solche kontinuierliche, optimale Regelung unmöglich. Bei so vielen verschiedene Input-Daten (bis zu mehreren tausend) und so vielen Regelparametern (Output) lässt sich eine optimale Regelstrategie manuell nicht aufstellen. Selbst für erfahrene Gebäudetechniker und FM-Mitarbeitende wäre dies eine unlösbare Aufgabe.
Gebäudeoptimierung: Chance für ESG-Manager
Gebäudetechnik wird häufig dem (technischen) Asset Management zugeordnet. Gleichzeitig ist sie für die Erreichung von ESG-Zielen essenziell – gerade im Bestand. Denn Heizen, Lüften und Klimatisieren zählen hier zu den größten Treibern von Energieverbrauch und Emissionen.
Fossile Energieträger wie Gas verursachen beim Heizen direkt CO2. Aber auch Strom und Fernwärme sind im deutschen Energiemix weiterhin mit signifikanten Emissionsfaktoren belegt. Energieeffizienz und Dekarbonisierung gehen also Hand in Hand: Jede eingesparte Kilowattstunde senkt sowohl die Betriebskosten als auch die CO2-Emissionen.
Viele ESG-Verantwortliche treiben dieses Thema heute deshalb gemeinsam mit dem Asset Management voran. In einigen Unternehmen wurden die Bereiche bereits strukturell zusammengeführt, etwa durch Net-Zero-Verantwortliche auf Asset Management-Ebene. Besonders große Hebel haben ESG-Teams, die portfolioweit agieren: Sie können Gebäudeoptimierung strategisch verankern, die Relevanz für Investitionsentscheidungen sichtbar machen – und den Anstoß geben, technische Lösungen mit messbarem Impact für Nachhaltigkeit und Werterhalt in die Fläche zu bringen.
Smarte Regelung für jedes Gebäude
Die zentrale Erkenntnis: Gerade in Zeiten hoher Volatilität braucht es Systeme, die diese Komplexität aktiv nutzen. Die Jahreszeiten Frühling und Herbst sind besonders gute Beispiele dafür, die belegen, warum jedes Gebäude über eine autonome, prädiktive und intelligente Anlagenregelung verfügen sollte. Um die hohe und unnötige Energieverschwendung zu verhindern.
Eine gute, smarte und digitale Lösung hebt Einsparpotenziale, die immer da waren, die ohne den Einsatz einer prädiktiven Regelung aber niemals gehoben werden könnten. Im Sommer und Winter funktioniert das sehr gut. Und im Frühling und Herbst noch besser.
Hier schon reingehört?
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