Digitalisierung: Erfolgsrezept für klimaneutralen Wohnungsbestand

Die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die Mieten auf einem bezahlbaren Niveau zu halten, das ist die große Herausforderung der Wohnungswirtschaft für die kommenden Jahre. Erfolgstreiber für die Klimaneutralität ist die Digitalisierung – auch wenn das mancher nicht hören will.

18 Millionen Wohngebäude in Deutschland sollen bis 2050 klimaneutral sein, also so gut wie kein CO2 mehr produzieren – ein ambitioniertes Vorhaben. Aber viele der 3.000 Mitglieder des GdW verfügen beispielsweise heute noch über keine eigene CO2-Bilanz. Vor allem den kleineren und mittelständischen Unternehmen fehlt es meist an Zeit, Instrumentarien und Strategien.

Oft werden einzelne Maßnahmen ins Auge gefasst und bestenfalls realisiert, doch der strategische Blick fehlt, mit welchen Schritten das Wohnungsunternehmen am schnellsten und effizientesten die CO2-Ziele erreichen kann. Viele denken immer noch nicht ganzheitlich genug. Sie lassen ordentlich dämmen und tauschen die alten Heizkessel gegen moderne Heiztechnologie aus. Doch das reicht, längst nicht aus. Das beweisen die Zahlen:

Die deutschen Immobilieneigentümer haben im vorigen Jahrzehnt knapp 500 Milliarden Euro in verschiedenste bauliche Maßnahmen investiert, um Wohngebäude besser zu dämmen. Der Einspareffekt war überschaubar, wie eine Studie des DIW in Zusammenarbeit mit Ista ergeben hat. Der Rückgang der Emissionswerte durch die Maßnahmen lag nur bei rund 20 Prozent. Um die Witterungseinflüsse bereinigt, schrumpft der Wert auf unter drei Prozent zusammen. Das zeigt klar: Für das Erreichen der Klimaziele müssen die Koordination und der Wirkungsgrad deutlich erhöht werden. Man braucht weitere Instrumente und Maßnahmen.

Digitale Instrumente sind unverzichtbar

Das Spannende für die Wohnungswirtschaft ist, dass wir mit der Digitalisierung neue Methoden und Technologien zur Verfügung haben, um Herausforderungen wie dem Klimaschutz, ganz anders begegnen zu können, indem wir Prozesse vereinfachen und Daten erheben und auswerten, um bessere Entscheidungen zur Erreichung der Klimaziele zu treffen – täglich beim Heizen und Lüften, aber auch bei der Auswahl der Investitionen in bauliche Veränderungen und die Energietechnik.

Die neue Heizkostenverordnung legt fest, dass Mieter derzeit tagesaktuelle Verbrauchsinformationen erhalten. Aber eben erst zum Ende des Monats. Um das Verhalten nachhaltig zu verändern, müsste die Dateneinsicht in Echtzeit erfolgen. Diese Daten-Transparenz würde meiner Meinung nach eine wirkliche Verhaltensänderung auslösen.

Ein Wohnungsunternehmen in Hoyerswerda hat ein digitales Mieter-Portal, das aber nur zehn Prozent der Mieter schon genutzt haben. Regelmäßig einloggen tut sich sogar nur ein Prozent. So kann es nicht funktionieren. Nur wenn Daten in ausreichender Menge erhoben, richtig ausgewertet, nutzerfreundlich aufbereitet und zeitnah übermittelt werden, nutzen sie Mieter auch und ändern ihr Verhalten. Wir brauchen ein Anreizsystem für die Nutzung von Apps! Leider oft ein Traum: Viele Wohnungsunternehmen haben nicht einmal alle E-Mail-Adressen ihrer Mieter!

Aber selbst wenn alles vorliegt: Gerade beim Datenmanagement stehen wir erst am Anfang. Ohne eine bessere Ausstattung der Gebäude zur Funkübertragung der Daten, die Nutzern zur Verfügung gestellt werden, können die Daten nicht besser genutzt werden. Hier muss nachgerüstet werden.

Anreize etwa auf spielerische Art über Gamification

Gut aufbereitete Daten der Verbräuche in Echtzeit, vor allem, wenn sie über Handy abrufbar und mit konkreten Tipps zum besseren Lüftungs- oder Heizverhalten kombiniert werden, werden helfen, die Mieter ins Boot zu holen. Das kann durchaus auf spielerische Art über Gamification erfolgen. Vieles, was Mietern neu und unbekannt ist – und die Erfordernisse rund um den Klimawandel gehören definitiv dazu –, ist häufig mit Angst vor Veränderung verbunden. Über ein Spiel in der App, können Zusammenhänge erfahrbar gemacht werden und Verhaltensänderungen im geschützten Rahmen der App eingeübt werden. Das hilft bei der Akzeptanz.  

Deshalb: Wohnungsunternehmen müssen die Potenziale der Digitalisierung nutzen. Transparente Verbrauchsdaten sind die Basis, das Verhalten der Mieter zu beeinflussen und die richtigen Investitionen zu tätigen. Ohne diese Transparenz kann die Klimawende nicht gelingen.