Digitale Transformation – der eine entscheidende Fehler

Neue Software-Lösungen sollen den Berufsalltag erleichtern. Doch immer wieder führen gut gemeinte Lösungen eher zu Frust. Auch wenn Corona-bedingt gerade etwas Muße ist, um neue Digitalisierungswelten zu entdecken, sollten Unternehmenslenker die Reise nicht allein antreten.

Die deutsche Wohnungs- und Immobilienwirtschaft befindet sich längst inmitten eines digitalen Umbruchs. Von Mieter- und Eigentümerplattformen über das Dokumenten- und Vertragsmanagement bis hin zum kompletten ERP-System als Cloud-Lösung und gar zum Service-Chatbot – das Angebot an digitalen Lösungen ist breit gefächert und vielfältig.

Dennoch ist man bei der Implementierung innovativer Technologien in der Branche noch zurückhaltend. Der prognostizierte PropTech-Hype ist bislang ausgeblieben, wie eine KPMG-Studie zum Digitalisierungsgrad und den Trends in der Wohnungswirtschaft zeigt.

Realität in vielen Unternehmen: Software, die keiner (gerne) nutzt

Worin liegt der Grund für diese Zurückhaltung? Die Ursachen dafür sind vielfältig. Bedeutende "Hemmschuhe" sind sicherlich der Aufwand und das Risiko, die mit jedem Digitalisierungsprojekt einhergehen: Die neue digitale Lösung muss implementiert und an die unternehmensinternen Prozessabläufe angepasst werden, die Mitarbeiter müssen sich auf das neue digitale Prozedere einstellen und dieses in ihren Arbeitsalltag integrieren. Gerade das misslingt bei vielen digitalen Neustarts. Und so verwundert es auch nicht, dass nach der Erfahrung von Experten vier von fünf Digitalisierungsprojekten scheitern.

Die tolle neue Software bleibt ungenutzt – die Mitarbeiter arbeiten weiterhin analog oder weichen auf Schatten-IT aus. Laut einer Untersuchung von Censuswide im Auftrag von McAfee gaben beispielsweise 53 Prozent der 500 befragten IT-Leiter an, dass die Hälfte der Mitarbeiter nicht genehmigte Cloud-Anwendungen für ihren Job einsetzt.

Warum scheitern Digitalisierungsprojekte? An den Mitarbeitern liegt es nicht 

Solche Zahlen sind alarmierend und für viele Unternehmenslenker der Grund, der Software oder gar den Mitarbeitern den "Schwarzen Peter" in die Schuhe zu schieben. Doch weitere Statistiken widerlegen eindeutig die Annahme, dass die Mitarbeiter die Bremsklötze im digitalen Getriebe sind. Die Unternehmensberater von Accenture haben 2019 in einer Studie für das World Economic Forum gefragt, wie die Arbeitnehmer selbst das Thema Digitalisierung wahrnehmen. Das Ergebnis spricht für sich: 94 Prozent der Befragten sind von den Auswirkungen digitaler Technologien auf ihren Job begeistert. 66 Prozent sind davon überzeugt, dass digitale Lösungen die Qualität ihrer Arbeit verbessern werden.  

Die Bereitschaft der Mitarbeiter ist also da – mit steigender Tendenz, da immer mehr Digital Natives in den Arbeitsmarkt drängen, für die der Umgang mit digitalen Lösungen ganz selbstverständlich ist. Allerdings wandelt sich die Aufgeschlossenheit gegenüber dem Digitalen schnell ins Gegenteil, nämlich in Ablehnung, wenn Mitarbeitern eine neue IT-Lösung "von denen da oben einfach übergestülpt" wird. Erst recht gilt das, wenn plötzlich alles von heute auf morgen ausgetauscht wird: das ERP-System als digitales Herz des Unternehmens und gleichzeitig auch noch das Ökosystem darum herum. Change braucht

  • eine Strategie, welche die Interessen der Geschäftsführung und der Mitarbeiter gleichermaßen berücksichtigt
  • Zeit 
  • ein nachvollziehbares Vorgehen Schritt für Schritt.

Es ist ähnlich wie beim Bauen: Wer die Möbel bereits in den Rohbau stellt, blockiert den Baufortschritt und erntet das Unverständnis aller Beteiligten. Genauso ist es bei der Einführung neuer Software-Lösungen.

Digitalisierung an den Mitarbeitern vorbei? Funktioniert nicht!

Wie bei jedem anderen Change-Projekt auch, kommt es entscheidend darauf an, die Mitarbeiter von Anfang an Step by Step auf die Reise in noch unbekanntes Terrain mitzunehmen und sie für die Neuerungen zu begeistern. Wer überzeugt und motiviert mitziehen soll, muss das gleiche Warum, die gleiche Richtung, das gleiche konkrete Ziel haben. Es geht also darum, die Mitarbeiter für die Strategie dahinter zu gewinnen, gemeinsam mit ihnen zu analysieren, welche Prozesse man optimieren könnte, wo es derzeit noch hakt, welche Medienbrüche es zu überwinden gilt.

Die Digitalisierungsexperten der Haufe Gruppe haben in zahlreichen Smart Change Analysen für Unternehmen hilfreiche Onboarding-Grundsätze identifiziert:

  • Frühzeitige und aktive Einbindung der beteiligten Mitarbeiter
  • Klare und transparente unternehmensinterne Kommunikation
  • Ausführliche Analyse der vorhandenen Prozesse und Herausarbeitung des Optimierungsbedarfs im gesamten Software-Ökosystem gemeinsam mit den Mitarbeitern
  • Stärkung der digitalen Kompetenzen durch ausführliche Schulung

Insbesondere der letzte Aspekt wird in der Praxis oft noch vernachlässigt. Fast zwei Drittel der wohnungswirtschaftlich geprägten Unternehmen setzen auf die Eigeninitiative ihrer Mitarbeiter und nicht auf zentral organisierte Maßnahmen, wenn es um den Erwerb von digitalen Kompetenzen geht. Erstaunlich, denn gleichzeitig sehen, so die KPMG-Studie, die meisten der Befragten die fehlenden Kompetenzen der Mitarbeiter als eines der größten Risiken der Digitalisierung.

Machen Sie es besser. Wir unterstützen Sie gerne. Profitieren Sie von unserer kostenlosen, produktunabhängigen Beratung zur Digitalisierungsstrategie. Oder Sie entscheiden sich für die Haufe Smart Change Analyse: Gemeinsam mit unseren Digitalisierungsexperten nehmen Sie alle relevanten Workflows in Ihrem Unternehmen unter die Lupe und erarbeiten in Workshops einen Digitalisierungsfahrplan. Sprechen Sie uns an. Wir unterbreiten Ihnen gerne ein entsprechendes Angebot.


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