Wandheizungssystem: Moderne Technik mit Tradition

Für das hochwertige Neubauprojekt Weinmeisterhof in Potsdam wählte der Bauherr ein Heizungssystem, das gut mit den eingesetzten baubiologisch unbedenklichen Baustoffen und dem Ziel harmoniert, die Baukosten und später die Heizkosten im Rahmen zu halten. Die Wahl fiel auf ein Wandheizungssystem.

Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Kosteneffizienz sind Prämissen für heutige Neubauprojekte. Dabei darf der Wohnkomfort für die Mieter nicht auf der Strecke bleiben, insbesondere wenn man gesundes Wohnen anbieten möchte. Alle Neubauwohnungen der Dr. Seifert Wilmersdorfer Hochbau AG sind Unikate. Sie werden mit hohem Qualitätsanspruch sowie handwerklichem Aufwand gestaltet. Dabei wird weitestgehend auf baubiologisch unbedenkliche Baustoffe gesetzt, und beinahe 95 % der Wohnungen sind barrierefrei konzipiert.
Die Dr. Seifert Wilmersdorfer Hochbau AG - ein vor 85 Jahren gegründetes privates Wohnungsunternehmen - bewirtschaftet rund 2.000 Wohnungen. Für das Projekt Weinmeisterhof mit 40 Wohneinheiten in sechs Baukörpern sowie 48 Tiefgaragenstellplätzen in Potsdam wurde daher nach einem geeigneten Heizungssystem gesucht, das nicht nur die Anforderungen erfüllt, die an exklusive Neubauten gestellt werden, sondern gleichzeitig auch die Baukosten und später die Heizkosten für die Mieter im Rahmen halten würde. Ausgewählt wurde ein innovatives System, das doch auf einer langen Tradition basiert – ein Wandheizungssystem. Warmwasser- und Raumwärmeerzeugung erfolgen über ein eigens dafür errichtetes umweltfreundliches Blockheizkraftwerk, welches durch Kraft-Wärme-Kopplung betrieben wird. Dank innovativer Materialien kommen die Gebäude ganz ohne Wärmedämmung aus.
Für den Wohlfühlfaktor in einer Wohnung sorgen nicht nur ein gut geschnittener Grundriss und eine schöne Lage. Auch das Raumklima ist entscheidend für den Komfort in den eigenen vier Wänden. Optimal für ein behagliches Raumklima ist eine Heizung, die mit Strahlungswärme, vergleichbar der Sonnenwärme, arbeitet. Für das Behaglichkeitsempfinden ist eine Oberflächentemperatur der Umschließungsflächen von 19 bis 22 oC ideal. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die relative Luftfeuchte, die optimal bei 45 % liegen sollte. Eine so angenehme Wohnatmosphäre sollten auch die Mieter des exklusiven und hochwertigen Mietwohnungsobjekts Weinmeisterhof genießen können. Deshalb kam ein herkömmliches Konvektionsprinzip mit Rippenheizkörpern nicht in Frage. Schnell war klar, dass alle Anforderungen mit dem Einbau eines Wandheizungssystems erfüllt werden – auch weil dadurch keine Mehrkosten für den Bauherren entstanden. Für die detaillierte Beratung und Ausführungsplanung wurde der Architekt Christoph Schwan aus Berlin gewonnen.

Funktionsweise und Wärmekosten
Das Prinzip der Wandheizung ist nicht neu. Schon die Römer leiteten Warmluft durch Hohlräume zwischen den Wänden, um ihre Thermen zu beheizen (Hypokaustenheizung). Die Vorteile liegen auf der Hand: Es funktioniert nach einfachen physikalischen Prinzipien – über Wärmestrahlung und Wärmeumwandlung. Die Wärme wird in Form von elektromagnetischen Wellen abgestrahlt. Diese Wellen sind absolut unschädlich und stehen in keiner Verbindung mit dem aktuell viel erwähnten Elektrosmog. Objekte in einem Raum absorbieren die Energie dieser Wellen teilweise und reflektieren sie zum Teil wieder. So werden Menschen, Möbel und Wände in einem Raum erwärmt, bei gleichzeitig relativ kühler Raumlufttemperatur. Die optimale Luftfeuchtigkeit von 45 % stellt sich automatisch ein.
Im Gegensatz zu dem herkömmlichen System der Konvektionsheizung funktioniert die Wandheizung ganz ohne Luftzirkulation. Durch die permanente Luftumwälzung beim Konvektionsprinzip werden feinste Partikel wie Milbenexkremente und Hausstaub transportiert. Die dadurch stärker auftretende Verstaubung führt zu einer erhöhten Belastung für Allergiker. Diese Problematik tritt bei der Wandheizung nicht auf. Die geringe Verstaubung ist besonders geeignet für Allergiker. Die Wärmestrahlung leistet auch einen Beitrag für das gesunde Wohnen, denn die entstehende optimale Raumluftfeuchtigkeit schont die Schleimhäute und vermindert die Gefahr von Erkältungen. Auch verhindert die Strahlungswärme und die relative Luftfeuchte die Schimmelbildung hinter Möbeln und Gemälden.
Die Schaffung eines angenehmen Wohnkomforts war ausschlaggebend bei der Entscheidung für das Wandheizungssystem. Auch die später anfallenden Nebenkosten überzeugten. Flächenheizsysteme wie die Wandheizung arbeiten nach dem Niedertemperaturprinzip. Im Gegensatz zum Konvektionssystem, das eine Wasservorlauftemperatur von bis zu 70 oC für eine optimale Heizleistung voraussetzt, benötigt die Wandheizung Vorlauftemperaturen von nur 25 bis 35 oC. Das führt zu einem deutlich geringeren Wärmeleitungsverlust und damit auch zu geringeren Energiekosten. Die temperierten trockenen Außenwände weisen doppelt so gute Wärmedämmeigenschaften gegenüber natürlich feuchten Wänden auf. Das hat auch positive Auswirkungen auf die Heizkosten der Mieter. Im Vergleich zu unseren anderen, herkömmlich beheizten Mietobjekten entsteht durch die Wandheizung eine Energiekostenersparnis von bis zu 20 % bei Verzicht auf Wärmedämmverbundsysteme.

Bauphase
Bei neuen Systemen wird oft mit Schwierigkeiten in der Umsetzung gerechnet. Diese Befürchtungen wurden beim Weinmeisterhof nicht bestätigt. Der Einbau der Wandheizung funktioniert ähnlich unkompliziert wie bei einer Fußbodenheizung. Auch musste nicht auf die Verwendung besonderer Baustoffe Rücksicht genommen werden. Die Kupferrohre wurden nach einem festgelegten Muster im Abstand von 15 bis 25 cm mit Klemmschienen auf dem Mauerwerk verlegt und an einen Heizkreisverteiler angeschlossen. Bei der Inbetriebnahme befüllte der Heizungsbauer die Rohre sorgfältig mit Heizwasser. Der Putz konnte direkt auf das Rohrsystem aufgetragen werden. In den Wohnungen ist die Raumtemperatur individuell über Raumthermostate einstellbar. Diese regeln am Heizkreisverteiler die Heizwasserdurchflussmenge in den Rohren.
Die einzige Gefahr während der Bauphase bestand darin, dass andere Gewerke die Rohre durchbohren könnten. Dank der Sensibilisierung der Arbeiter durch den Bauleiter ist es aber zu keiner Beschädigung gekommen.

Praxistest
Auch wenn es kompliziert klingt, eine Wandheizung macht das Wohnen und Einrichten nicht weniger individuell. Die Mieter wurden beim Einzug ausführlich über die Funktionsweise und die Handhabung des Wandheizungssystems informiert. Natürlich muss beim Anbringen von Bildern und Möbeln an die Wände die Verlegedichte der Kupferrohre berücksichtigt werden. Eine gewisse Vorsicht ist also angebracht. Die Leitungen verlaufen unter dem Putz aber nach einem festgelegten Muster. Die Lage der Heizleitungen wurde vom Architekten genauestens in Verlegezeichnungen vorgegeben. Das ausführende Handwerksunternehmen fertigte außerdem während der Montage eine Fotodokumentation jedes Wandheizungsabschnittes an. Diese Unterlagen liegen beim Wohnungsunternehmen vor und können jederzeit von den Mietern eingesehen werden.
Wer aber auf Nummer sicher gehen will, macht die Leitungen in seinen Wänden einfach sichtbar. Sowohl bei der Hausverwaltung als auch beim Hausmeister kann eine spezielle Wärmefolie der Mair Heiztechnik Vertriebsgesellschaft mbH ausgeliehen werden, die, auf die Wand aufgelegt, die Lage der Leitungen sehr genau anzeigt. Alternativ und außerhalb der Heizperiode ist ein bei jedem Elektriker vorhandenes Leitungssuchgerät zur Ortung geeignet. Sollte wirklich mal ein Nagel in der Rohrleitung landen, kommt es nicht gleich zur Überschwemmung. Meist entsteht nur eine Durchfeuchtung des Putzes. Die Reparatur ist, im Gegensatz zur Behebung von Schäden an einer Fußbodenheizung, mit wenig Aufwand verbunden. Das entstandene Loch wird einfach zugelötet. Im schlimmsten Fall muss ein neues Rohrstück eingesetzt werden. Die meisten Versicherungen decken die Kosten, die bei der Behebung solcher Schäden entstehen. Den Mietern wird trotzdem empfohlen, sich bei ihrer Hausrats- und Haftpflichtversicherung zu erkundigen und diese ggf. anzupassen.

Fazit der Mieter
Die Mieter haben nach ihrem Einzug positive Rückmeldungen gegeben. Die Wandheizung erzeugt ein hohes Behaglichkeitsgefühl und macht das Wohnen angenehmer. Die Entscheidung für ein Wandheizungssystem war genau die richtige: Beim nächsten Bauvorhaben wird dieses System wieder zum Einsatz kommen.

Peter Kluth, Vorstandsmitglied Dr. Seifert Wilmersdorfer Hochbau AG, Berlin

Schlagworte zum Thema:  Heizung, Wohnungswirtschaft