Wohnungsmarkt: Mehr private Eigentümer verkaufen an Kommunen

Nicht nur hat die Stadt Dresden angekündigt, mehr als Tausend Wohnungen vom Immobilienriesen Vonovia kaufen zu wollen, auch in München bieten wohl immer mehr private Eigentümer ihre Bestände der Kommune an. Was steckt dahinter?

Dresden kauft dem Immobilienunternehmen Vonovia 1.213 Wohnungen ab. Neue Eigentümerin soll die städtische Wohnungsgesellschaft WiD Wohnen in Dresden GmbH & Co werden. Dem Vollzug des Kaufvertrags muss der Stadtrat allerdings noch zustimmen. Von dem Verkauf sind Wohnungen in den Stadtteilen Prohlis und Neustadt betroffen. Die Bestände seien, wie ein Großteil der Dresdner Bestände, früher bei der Woba gewesen, wie Matthias Wulff, Pressesprecher Ostdeutschland Unternehmenskommunikation bei Vonovia auf Nachfrage sagte.

Außerdem will Großvermieter Vonovia unbebaute Grundstücke mit einer Fläche von etwa zwölf Hektar an Dresden verkaufen: Dort sollen bis zu 1.800 weitere Wohnungen gebaut werden. Der Preis für das Gesamtpaket liege bei 87,8 Millionen Euro, gab die Stadt am 27. Oktober bekannt. "Mit dem Ergebnis werden wir den kommunalen Wohnungsbestand einerseits mehr als verdoppeln und gleichzeitig sichern wir unserer Stadt signifikante Flächenpotenziale für zukünftige Wohnflächenentwicklung", sagte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP).

Der Stadtrat hatte im März 2006 den Verkauf der städtischen Woba Dresden GmbH beschlossen, um schuldenfrei zu werden. Nun also die Rolle rückwärts. Vonovia hat in der Stadt nach eigenen Angaben derzeit rund 38.500 Wohnungen.

Wohnungswirtschaft begrüßt Rekommunalisierung

Der Verband der Wohnungswirtschaft (vdw) in Sachsen hat die Dresdener Pläne begrüßt, rund 1.200 Wohnungen von Vonovia kaufen zu wollen. So könnten die Herausforderungen auf den Wohnungsmärkten bewältigt werden, sagte Sprecher Alexander Müller. Für die Mieter würden sich keine Veränderungen ergeben, hieß es seitens der Stadt.

Dresden hatte im März 2006 zwei städtische Wohnungsgesellschaften unter dem Dach der Dresden Woba GmbH für rund 1,7 Milliarden Euro an den US-amerikanischen Finanzinvestor Fortress verkauft, um Schulden loszuwerden. Die Entscheidung war umstritten. 2015 kündigte Dresden an, eine neue Wohnungsbaugesellschaft gründen zu wollen. 2017 beschloss der Stadtrat die Gründung der WiD. Geschäftsführer ist Steffen Jäckel.

Stadt München prüft 80 Wohnunsangebote zum Kauf

Auch die Stadt München bekomme derzeit viele Immobilien zum Kauf angeboten, sagte Thomas Aigner, Inhaber und Geschätsführer der Aigner Immobilien GmbH, dem Mediendienst "Konii". Demnach liegen dem zuständigen Kommunalreferat aktuell mehr als 80 Offerten mit rund 2.500 Wohneinheiten zur Prüfung vor.

Aigner sieht den Grund darin, dass die Stadt als solventer Käufer auftritt, was für private Eigentümer mangels Alternativen angesichts hoher Zinsen eine lukrative Möglichkeit sei, eine Immobilie zu veräußern. Spätestens seit dem Kauf des Rischart-Geländes – einer etwa 3.800 Quadratmeter großen Entwicklungsfläche im Glockenbachviertel – sei bekannt, dass München bereit ist, sehr hohe Preise zu bezahlen: 87 Millionen Euro sind laut Aigner geflossen, entstehen sollen 100 neue Wohnungen. Die Gesamtbaukosten liegen nach ersten Schätzungen bei zirka 80 Millionen Euro.

Doch der Immobilienmakler meint: "Das Wohnungsproblem in München löst man nur mit dem Bau von neuen Wohnungen und der Ausweisung von Bauland."

Niedersachsen: Neue Landeswohnungsgesellschaft ab 2024

Die geplante Landeswohnungsgesellschaft (LWG) in Niedersachsen soll am 1.1.2024 an den Start gehen: In den kommenden zehn Jahren sollen bis zu 10.000 bezahlbare Wohnungen gebaut werden, wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtete. Bauminister Olaf Lies (SPD) kündigte an, dass ein Großteil davon geförderte Sozialwohnungen sein sollen. Auch der Kauf von Wohnungen werde geprüft und vollzogen, wenn es der Markt hergebe.

Die regierenden Parteien aus SPD und Grünen hatten die Gründung einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft im Koalitionsvertrag vereinbart. Das Startkapital soll dem Bericht zufolge 100 Millionen Euro betragen.


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dpa
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