Mietpreisbremse für Gewerbeimmobilien stößt auf Kritik

Der Vorschlag des Berliner Senats, eine Mietpreisbremse für Gewerbeimmobilien einzuführen, stößt in der Immobilienbranche auf Kritik. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) lehnt die Regulierung ab. So sieht es auch JLL und schlägt andere Lösungen vor.

ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner findet deutliche Worte gegen den Vorstoß des Berliner Senats.

"Einmal mehr zeigt die Berliner Senatsverwaltung, dass sie mit Rezepten der Vergangenheit Zukunft gestalten will. Das ist leider fatal." Dr. Andreas Mattner, ZIA-Präsident

Statt Stadtentwicklung betreibe der Senat eine "Mängelverwaltung", so Mattner weiter.

Der Berliner Senat will am heutigen Dienstag (13.8.2019) eine Initiative im Bundesrat einbringen, mit der Büro- und Ladenmieten gedeckelt werden sollen - ähnlich wie es dies im Bereich Wohnen bereits gibt. Details zu der Initiative "Einführung einer Gewerbemietpreisbremse in angespannten Gewerberaummärkten" nannte Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Bündnis 90/Die Grünen) allerdings nicht. Er wolle dadurch eine Einigung im Bundesrat nicht erschweren.

ZIA: Mehr Bauland statt Regulierung

Statt einer neuen Regulierung wäre es jedoch sinnvoller, mehr Bauland bereitzustellen, meint der ZIA. Benötigt werde ein zukünftsfähiges Konzept, damit eine bessere Mischung von Wohn- und Gewerberaum in Quartieren entstehen könne.

„Mit immer neuen Bremsen bringen wir keine PS auf die Straße des Neubaus, sondern Berlin fährt damit in die Blockade.“ Dr. Andreas Mattner

Auch das Immobilienberatungsunternehmen Jones Lang LaSalle (JLL) kritisiert den Vorstoß. Dieser gehe an der Realität des Gewerbeimmobilienmarkts vorbei. JLL glaubt, dass durch eine Mietpreisbremse die Bereitschaft, neue Immobilien zu bauen, zurückgehen wird. Das wirke sich mittelfristig negativ auf das Flächenangebot aus.

Ladenspitzenmieten im Abwärtstrend

Für den Bereich Einzelhandel erklärt Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany, dass die Nachfrage nach Ladenflächen durch den Strukturwandel im Handel sowieso bereits deutlich zurückgegangen sei.

"Die Zeiten, in denen Vermieter die Preise diktierten und beliebig anziehen konnten, sind in vielen Märkten längst vorbei.“ Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany

Die Deckelung der Mietpreise würde laut Wichner deshalb vielerorts gar nichts bringen.

Auch der Eindruck, dass es nur noch Ketten und Filialisten gebe, stimme nicht, so Wichner weiter. Tatsächlich seien aktuell bundesweit in den 110 größten Städten mit 52,2 Prozent nur knapp mehr als die Hälfte der Geschäfte in den Innenstädten Filialisten. Allerdings machen diese in etwa 80 Prozent der Fläche aus. In den zehn größten Einkaufsmetropolen ist der Anteil höher. Hier belegen Ketten laut Angaben von JLL rund 68 Prozent der Ladenlokale und rund 84 Prozent der Fläche.

JLL sieht Kommunen in der Pflicht

Auch für den Büroimmobilienmarkt sei eine Deckelung der Mietpreise nicht zielführend, meint JLL. Zwar seien die Büromieten tatsächlich zuletzt stark angestiegen, erklärt Stephan Leimbach, Head of Office Leasing JLL Germany - in Berlin in den vergangenen fünf Jahren um knapp 73 Prozent. Das liege aber am mangelnden Angebot. Seine Lösung: Schnellere Baugenehmigungen und eine "sinnvolle Entschlackung" von Vorschriften und Rechtssicherheit in Bezug auf Privateigentum. Wenn Städte und Gemeinden "ihre Kernaufgaben" wahrnähmen, so Leimbach, würde sich die Lage entspannen.

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