
Das Homeoffice hat sich etabliert, wie eine Studie zeigt. Ein Zurück in den klassischen Arbeitsalltag gibt es nicht. Trotzdem ist das Bürogebäude nicht "out", wie neue Analysen zeigen. Vor allem die Young Talents suchen sie: Moderne Büros mit guter Anbindung. Auf was kommt es jetzt an?
In den kommenden drei bis fünf Jahren werden bis zu zehn Prozent weniger Büroflächen gebraucht. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie hat sich das Arbeiten im Homeoffice etabliert und wird in Zukunft ein fester Bestandteil der Arbeitswelt sein. Das sind Ergebnisse einer Umfrage von Catella Research unter Immobilienexperten.*
Die Relevanz des klassischen Büros bleit jedoch bestehen, auch wenn sich die Anforderungen an die Flächen ändern werden. "Ein Zurück in die konjunkturell verlaufende Nachfragezyklik bei der Büroflächenabsorption wird es nicht mehr geben", sagt Prof. Dr. Thomas Beyerle, Head of Research bei Catella. "Und die Anforderungsprofile für Büroflächen ebenso wie für Wohnraum haben sich nachhaltig verändert."
Homeoffice: Fester Bestandteil der Arbeitswelt
Die Teilnehmer der Umfrage sind sich einig, dass das Homeoffice eine gute Ergänzung zum Arbeiten im klassischen Büro darstellt: 93 Prozent stimmten dem "voll zu" oder "eher zu". Immerhin rund 72 Prozent der Experten sagen, dass sie "eher" oder "vollständig" das Büro weiterhin als Zentrum des Arbeitsalltags sehen.
Zwei bis drei Wochentage im Homeoffice haben sich durchgesetzt. Knapp ein Drittel (62 Prozent) der Befragten hält das so. Weitere rund 17 Prozent arbeiten mehr als drei Tage pro Woche im Homeoffice. Diese Entwicklung werde neue Anforderungen an das Büro nach sich ziehen, hält Catella fest. Eine zentrale Lage und ein energetisch nachhaltig ausgerichtetes Gebäude sind demnach trotz des Megatrends ESG nur einer mittleren Relevanz zuzuordnen.
Büroflächen: Was ist jetzt gefragt?
Knapp 60 Prozent der Befragten stimmen zu, dass die Bürofläche trotz einer gleichen Anzahl an Angestellten reduziert wird, 42 Prozent sind sich nicht sicher oder sprechen sich gegen eine Reduktion der Büroflächen aus. Ein Rückgang um fünf bis zehn Prozent der aktuellen Bürofläche in den kommenden drei bis fünf Jahren wird von knapp 60 Prozent der Experten für möglich gehalten. Mehr als 15 Prozent der Umfrageteilnehmer halten einen Rückgang der benötigten Bürofläche von mehr als zehn Prozent für wahrscheinlich.
Ein ähnlich großer Anteil der Befragten geht laut Catella Research von keinem quantifizierbaren Rückgang der Bürofläche aus – jedoch werden sich die bestehenden Büroflächen neuen Anforderungen stellen müssen. Eine gute Anbindung an das öffentliche Verkehrssystem und modern gestaltete Gemeinschaftsflächen werden mit einer hohen Priorität eingestuft. Ein hochwertiges Bürogebäude ist für eine Vielzahl von Aspekten relevant. Hier stechen die Anziehung von Young Talents, der kollegiale Austausch und die Teamarbeit sowie Kundenbesuche deutlich heraus. Diese Thematiken werden von 36 Prozent der Befragten als "sehr relevant" eingestuft.
*Der Fragebogen wurde an 750 Experten aus der Immobilienbranche versendet, 111 der Befragten haben ihn vollständig beantwortet (Rücklaufquote: 15 Prozent).
Bürokonzepte verändern sich
Nach zwei Jahren Homeoffice-Praxis und dem wohl endgültigen Ende eines Pandemie-bedingten Zwangs kristallisiere sich heraus, dass sich die Nachfrage nach Büroflächen nicht verringern wird, teilt Aengevelt Research unter Berufung auf verschiedene Studien mit – auch wenn hybride Arbeitsmodelle mit Homeoffice-Anteilen die Regel werden.
Dabei gebe es Unterschiede nach Branchen, Unternehmensgröße und Zahl der Homeoffice-Tage pro Woche. In der Informationswirtschaft ist der Anteil der Unternehmen, die auch nach dem Ende der Pandemie hybride Arbeitsmodelle anbieten werden, gestiegen, wie eine repräsentative Arbeitgeberbefragung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt. Dahingegen planen etwa im verarbeitenden Gewerbe – wegen des hohen Anteils an ortsgebundenen Tätigkeiten – weniger Unternehmen die Einführung von Homeoffice-Tagen.
Der Trend gehe insgesamt zu neuen Arbeitswelten mit zunehmenden Gemeinschafts- und Kooperationsräumen und mehr Fläche für den individuellen Arbeitsplatz. In einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln gaben zum Beispiel nur rund sechs Prozent der Unternehmen an, die Büroflächen reduzieren zu wollen. Fast dreimal so viele (rund 17 Prozent) wollen die Flächen umgestalten und etwa Gruppen- oder Großraumbüros in kleinere Büroeinheiten umwidmen. "Das kann sogar zu erhöhter Büroflächennachfrage führen, insbesondere wenn zusätzliche Kommunikationsflächen geschaffen werden", schreibt Aengevelt.
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