Mit der Entlastung billigen die Wohnungseigentümer die zurückliegende Amtsführung des Verwalters für den jeweils genannten Zeitraum als dem Gesetz, der Gemeinschaftsordnung und seinen vertraglichen Pflichten entsprechend. Gleichzeitig sprechen die Wohnungseigentümer dem Verwalter auf diese Weise für die künftige Verwaltertätigkeit ihr Vertrauen aus.[1] Dabei hat die Entlastung rechtlich die Wirkung eines negativen Schuldanerkenntnisses gegenüber dem Verwalter gemäß § 397 Abs. 2 BGB, das jegliche nicht aus einer Straftat resultierenden Schadensersatzansprüche und anderen konkurrierenden Ansprüche wegen solcher Vorgänge ausschließt, die die Wohnungseigentümer bei gehöriger, zumutbarer Sorgfalt mindestens hätten erkennen können.[2]

 
Hinweis

Keine Entlastung für strafbare Handlungen

Für strafbare Handlungen kann dem Verwalter niemals "Entlastung" erteilt werden, selbst wenn diese den Wohnungseigentümern bei der Beschlussfassung positiv bekannt waren.[3]

 
Praxis-Beispiel

Fehlbuchung und Unterschlagung

Die Mitarbeiterin der Vorverwalterin hatte eine Fehlbuchung in Höhe von 3.000 EUR zulasten der ehemals verwalteten Eigentümergemeinschaft veranlasst. Für die entsprechende Wirtschaftsperiode wurde der Verwalterin Entlastung erteilt. Der Nachfolgeverwalter deckte Unterschlagungen der Vorverwalterin auf. In diesem Zusammenhang begehrte die Wohnungseigentümergemeinschaft neben den unterschlagenen Geldern auch Ersatz für die 3.000 EUR aufgrund der Fehlbuchung.

Die Klage musste bezüglich der Fehlbuchung in Höhe von 3.000 EUR scheitern. Der hieraus entstandene Schadensersatzanspruch war durch die Entlastung der Vorverwalterin für das betreffende Geschäftsjahr nachträglich erloschen.[4] Freilich war die Klage aber insoweit erfolgreich, als sie die unterschlagenen Gelder zum Gegenstand hatte.

 
Praxis-Tipp

Entlastung sollte seitens der Eigentümer nicht erteilt werden

Wie das Beispiel zeigt, sind die 3.000 EUR infolge fahrlässiger Fehlbuchung durch den Verwalter im Zuge der Entlastung für die Eigentümergemeinschaft unrettbar verloren. Aus diesem Grund sollte dem Verwalter aus Sicht der Wohnungseigentümer niemals Entlastung erteilt werden. Ist ein entsprechender Beschlussantrag zur Tagesordnung gestellt und stimmen die Wohnungseigentümer mehrheitlich gegen eine Entlastung, hatte der Verwalter bereits vor Inkrafttreten des WEMoG am 1.12.2020 kein Rechtsschutzbedürfnis mit Blick auf eine entsprechende Anfechtungsklage, da er keinen Anspruch auf Entlastung hat. Seit Inkrafttreten des WEMoG hat der Verwalter bereits kein Recht mehr, eine Beschlussklage nach § 44 WEG zu erheben.

Die Entlastung bezieht sich stets ausschließlich auf die gemeinschaftlichen und durch die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer geltend zu machenden Ansprüche, nicht auch auf die individuellen Ansprüche einzelner Eigentümer im Zusammenhang mit deren Sondereigentum.

 
Praxis-Beispiel

Verzögerte Beschlussdurchführung

Im Bereich einer Wohnung waren mangels ausreichender Isolierung Feuchtigkeitsschäden an der Außenwand aufgetreten. Die Wohnungseigentümer hatten entsprechende Erhaltungsmaßnahmen beschlossen. Nachdem der Verwalter den Beschluss auch nach Ablauf eines Jahres noch nicht umgesetzt hatte, war die Wohnung mittlerweile unbewohnbar geworden. Dem Verwalter wurde im Rahmen der Eigentümerversammlung bestandskräftig Entlastung erteilt.

Der dargestellten Konstellation liegt die frühere Rechtslage zugrunde, nach welcher der Verwalter gegenüber den Wohnungseigentümern zur Beschlussdurchführung verpflichtet war.[5]

Die Pflicht zur Beschlussdurchführung trifft seit Inkrafttreten des WEMoG am 1.12.2020 die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer, da ihr nach § 18 Abs. 1 WEG die Verwaltung des Gemeinschaftseigentums obliegt. Geht man allerdings weiterhin davon aus, dass der Verwaltervertrag Schutzwirkung zugunsten der Wohnungseigentümer entfaltet, könnten geschädigte Wohnungseigentümer Ansprüche direkt gegen den Verwalter geltend machen. Diese so praxisrelevante Frage ist erheblich umstritten und erst die Rechtsprechung wird hier eine Klärung herbeiführen können.

Einmal unterstellt, man würde weiterhin von einer Schutzwirkung des Verwaltervertrags zugunsten der Wohnungseigentümer ausgehen, gilt Folgendes: Da sich die dem Verwalter erteilte Entlastung lediglich auf die durch die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer geltend zu machenden Ansprüche bezieht, kann der betroffene Wohnungseigentümer einen ihm entstandenen Mietausfallschaden trotz erteilter Entlastung gegen den Verwalter geltend machen und auch sonstige an seinem Sondereigentum entstandene Schäden. Freilich aber dürfte dies dann nicht gelten, wenn auch er für die Entlastung des Verwalters gestimmt hat.

Weitere Konsequenzen erteilter Entlastung

  • Ist dem Verwalter Entlastung erteilt worden, so stand der Entlastungsbeschluss nach früherer Rechtslage auch einer Abberufung des Verwalters oder einer Kündigung des Verwaltervertrags entgegen, soweit Abberufung oder Kündigung auf Gründe gestützt wurden, die vom Entlastungsbeschluss umfasst w...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt VerwalterPraxis. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge