Immobilienwirtschaft korrigiert Wohnungsbedarf nach oben

750.000 fehlende Wohnungen bis 2025 prognostiziert der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) – das sind 50.000 mehr als der Verband Anfang 2023 angenommen hat.

Bis zum Jahr 2025 könnten in Deutschland 750.000 Wohnungen fehlen und damit 50.000 mehr als Anfang 2023 taxiert, bis 2027 werden sogar 830.000 Wohnungen prognostiziert – das sind neue Zahlen des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) zur Wohnungsentwicklung.

Wohnungsbau: Kein Ausweg aus der Krise?

"Aus der toxischen Mischung von extrem schnell nach oben geschossenen Zinsen und hohen staatlichen Abgaben kann sich die Branche auf absehbare Zeit selbst nicht befreien", sagt ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner. Der Staatsanteil am Produkt Wohnen liege aktuell bei 37 Prozent, dazu zählt der Verband auch die seit Jahren steigende Grunderwerbsteuer in vielen Kommunen. "Wir sind noch immer nicht im Tal angekommen, weil zu wenig getan wird, um das Problem mit aller Konsequenz anzugehen. Derzeit wird noch kein Ausweg aus der Krise angeboten", so Mattner.

Entwicklung des Wohnungsmangels (Stand November 2023)

ZIA-Grafik Entwicklung des Wohnungsmangels (11_2023)

Problem selbstgenutztes Wohneigentum

Der ZIA-Präsident widerspricht auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der fehlendes Bauland und von Investoren falsch gebaute Wohnungen für die Ursache hält: "Diese Einschätzung ist nicht von dieser Welt." Es gebe genügend ungenutzte Baugenehmigungen und jede gebaute Wohnung in allen Segmenten würde helfen.

Der Staat habe mit seinem Mantra für selbstgenutzten Wohnraum über Jahrzehnte den Bau von Eigentumswohnungen angeheizt, unter der Ampel-Regierung gebe es dafür "munter" Förderprogramme und nun ausschließlich den Wunsch, nur dafür die Grunderwerbsteuer zu senken. So würden keine bezahlbaren Mietwohnungen entstehen: Der Staat müsste vielmehr auf einen Teil der Abgaben verzichten und ein KfW-Kreditprogramm im Segment bezahlbares Wohnen schaffen.

Wohnungswirtschaft begrüßt Scholz'sche Bauland-Forderung

Der vbw Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen begrüßte indessen die am 12. November von Scholz in Heilbronn erklärte Idee zum Umdenken in der Baupolitik. Es brauche die Ausweisung von mehr Bauland – auch auf der Grünen Wiese, sagte der Kanzler.

Eine Forderung, die der vbw im Positionspapier "Kosten senken – Verfahren beschleunigen. Lösungswege für das bezahlbare Bauen in Baden-Württemberg" formuliert. Es reiche nicht aus, über Nachverdichtung und Aufbauten neue Wohnungen zu erstellen. Außerdem müssten die Zeiträume für die Erstellung von Bebauungsplänen verkürzt werden. Die Änderungsverfahren seien mit zwei bis vier Jahren deutlich zu lang. Bebauungspläne sollten vorhabenbezogen erstellt werden können und befristet sein, damit veraltete Bebauungspläne neue Projekte nicht verzögern, so der Verband.


Das könnte Sie auch interessieren:

Schwer verkäuflich: Wohnbauland-Deals auf Tiefststand

Mehr als zwei Millionen Wohnungen auf Dächern möglich

Besser fördern, weniger regeln, mehr bezahlbare Wohnungen

Kommunale Wohnungspolitik: Nebenwirkung "steigende Mieten"

Schlagworte zum Thema:  Wohnungsbau