Forsa-Umfrage: Sorge vor Cyber-Angriffen bremst Smart-Home-Markt

Türen, Fenster, Alarmsysteme – selbst Waschmaschinen und Staubsauger können vernetzt sein. Und mit intelligenten Thermostaten lässt sich beim Heizen bares Geld sparen. Doch bislang setzt sich das Smart Home in der Praxis nicht durch, zeigt eine Forsa-Umfrage. Die Angst vor Cyber-Angriffen überwiegt.

Smarte Thermostate wissen, welche Räume geheizt werden und wann welche Temperatur gewünscht ist. Sie können Räume energiesparend aufheizen oder schalten bei einer Fensteroffen-Erkennung automatisch herunter, wenn gelüftet wird. Durch konsequenten Einsatz könnten mit einem smarten Heizungssystem bis zu 30 Prozent der Heizkosten eingespart werden, heißt es in einer Umfrage zum Thema Smart Home des Forschungsinstituts Forsa im Auftrag des TÜV-Verbands (VdTÜV).

Trotz aller Vorteile setzen aber bislang nur elf Prozent der 1.005 von Forsa befragten Personen auf smarte Heizsysteme und auch nur wenige auf andere intelligente Lösungen: Acht Prozent verwenden vernetzte Rauchmelder, sechs Prozent Video-Überwachung und fünf Prozent Bewegungsmelder. Fast drei von vier Befragten (74 Prozent) nutzen derzeit gar keine smarten Haustechnikgeräte.

Smart Home: Jeder Dritte sorgt sich um Cyber-Sicherheit

Ein Grund für die Zurückhaltung ist der Umfrage zufolge das geringe Vertrauen in die Sicherheit smarter Produkte: Mehr als ein Drittel (39 Prozent) der Befragten haben bisher aus Sorge vor Cyber-Angriffen auf den Kauf von Smart-Home-Produkten verzichtet.

Zwei von drei (66 Prozent) der Umfrageteilnehmer glauben, dass ein sehr hohes Risiko besteht, dass mit dem Internet verbundene Fernseher, Alarmanlagen oder Staubsauger-Roboter Ziel eines Hacker-Angriffs werden. 68 Prozent haben große Sorge, dass smarte Geräte persönliche Daten missbrauchen. Und vier von fünf Befragten (80 Prozent) sagen, sie wüssten nicht, wie gut die Geräte gegen Cyber-Angriffe geschützt sind. Nur jeder Dritte (34 Prozent) vertraut den eingebauten Sicherheitsfunktionen der Hersteller.

"Die stärkste Nutzung im Smart Home sehen wir im Bereich Medien und Gaming", sagt VdTÜV-Präsident Dr. Dirk Stenkamp. Zwei von drei Haushalten (67 Prozent) haben inzwischen einen internetfähigen Fernseher. Rund jeder Dritte der Befragten verwendet Internetradios (36 Prozent) oder Bluetooth-Lautsprecher, mit denen man Musik streamen kann (34 Prozent). Knapp jeder Vierte nutzt Spielekonsolen (24 Prozent) oder eine Smart Watch (23 Prozent). 14 Prozent haben sich intelligente Lautsprecher mit Sprachsteuerung wie Amazon Echo, Apple Home Pod oder Google Home angeschafft. Im Vergleich zu einer VdTÜV-Umfrage vor zwei Jahren ist das in dieser innovativen Produktkategorie ein Anstieg um nur vier Prozentpunkte.

Datensicherheit: Wie kann sich der Nutzer schützen?

Aus der Umfrage ergibt sich auch, dass viele der Nutzer wenig tun, um die IT-Sicherheit der Geräte zu gewährleisten. "Ein großes Sicherheitsrisiko für das Smart Home sind die Nutzer selbst", erklärt Marc Fliehe, Bereichsleiter Digitalisierung und IT-Sicherheit beim TÜV-Verband.

Durch falsche Einstellungen oder unachtsamen Gebrauch könnten sich Dritte schnell und unbemerkt Zugriff etwa auf die Heizanlage erschleichen. "Dann können die Hacker die Raumtemperatur erhöhen oder ausschalten und sich im schlimmsten Fall über die Anwendung Zugriff auf andere Systeme im Smart-Home und deren Daten verschaffen", so Fliehe. Er empfiehlt folgende Sicherheitsvorkehrungen:

  • Sichere Passwörter erstellen: Voreingestellte Passwörter sind einfaches Einfallstor für Hacker-Angriffe. Tipp: Direkt bei der Installation ändern und ein sicheres Passwort erstellen. Ein sicheres Passwort sollte aus mindestens zehn Zeichen bestehen, darunter Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen.
  • Richtige Verschlüsselung verwenden: Bei WLAN-Routern empfiehlt es sich WPA3, den aktuellsten Verschlüsselungsstandard für WLAN, zu verwenden.
  • Datenfreigaben prüfen: Insbesondere dann, wenn die Smart-Home-Geräte über Smartphone oder Tablet gesteuert werden, hilft der Blick in die Datenschutzerklärung der Hersteller: Nur die nötigen Rechte freigeben, die für die Funktionalität eines Geräts tatsächlich notwendig sind.
  • Software aktuell halten: Veraltete Softwareversionen stellen ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar, also Software-Updates bei Smart-Home-Geräten und Routern regelmäßig installieren. Software-Updates beinhalten zudem oft erweiterte Funktionen oder eine bessere Kompatibilität mit verschiedenen Geräten.
  • Auf Prüfzertifikate achten: Im Bereich Smart-Home gibt es mittlerweile von unabhängigen Prüfstellen erteilte Prüfzertifikate für die IT-Sicherheit des Geräts. Beispiel: TÜV-Prüfzeichen CyberSecurity Certified (CSC).


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Schlagworte zum Thema:  Datenschutz, Smart Home