Wie das Wohnen auf dem Land wieder attraktiv wird

Ballungsräume und Wohnungsknappheit: Vor allem darum kreist in Deutschland die öffentliche Diskussion. Viel seltener im Fokus stehen die ländlichen Räume mit ihren ganz anders gelagerten Problemen. Für diese strukturschwachen Regionen gibt es zahlreiche Förderprogramme – und nicht wenige Beispiele zeigen, dass das Wohnen auch außerhalb der Großstädte attraktiv sein kann.

Wenn Axel Gedaschko auf die deutschen Wohnungsmärkte blickt, erkennt er große Unterschiede. "In den beliebten Großstädten wird Bauen und Wohnen für Normalverdiener unerschwinglich, während viele ländliche Regionen aufgrund von mangelnder Infrastruktur und immer weniger Dienstleistungen unattraktiv werden", stellt der Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen fest.

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Das fordert der Chef des wohnungswirtschaftlichen Spitzenverbandes. Die Politik müsse den Menschen gegenüber ehrlich sein: "Bei aller Anstrengung wird man das Problem der Wohnungsknappheit nicht allein in den großen Städten in Deutschland lösen können."

Förderprogramme in großer Zahl

Auf bundespolitischer Ebene ist das Problem durchaus erkannt – zumindest theoretisch. "Unser Ziel sind gleichwertige Lebensverhältnisse im urbanen und ländlichen Raum in ganz Deutschland", heißt es im Koalitionsvertrag von Union und SPD.

Eine ganze Reihe politischer Initiativen strebt die Umsetzung dieser Absichtserklärung an. So lud im Jahr 2018 Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zum "Zukunftsforum Ländliche Entwicklung" und initiierte zudem das Aktionsbündnis "Leben auf dem Land".

"Wenn Geschäfte, Schulen und Arztpraxen schließen und kein Bus mehr fährt, wenn der Leerstand zunimmt und Ortskerne veröden, dann entsteht ein Gefühl des Abgehängtseins", Julia Klöckner, Bundeslandwirtschaftsministerin

Um dieses "Auseinanderdriften von Stadt und Land" zu verhindern, müssten Staat und Gesellschaft an einem Strang ziehen.

Nicht untätig bleiben will auch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. Im September 2018 lud es zur Auftaktsitzung der Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" ein: Diese beschäftigt sich in sechs Facharbeitsgruppen mit unterschiedlichen Themen von kommunalen Altschulden über Raumordnung bis hin zur Teilhabe an der Gesellschaft. Bis Juli 2019 soll die Kommission einen Bericht mit detaillierten Vorschlägen vorlegen.

Konkrete Unterstützung bietet bereits jetzt das Bundesprogramm "Ländliche Entwicklung" (BULE). Unter immobilienwirtschaftlichen Gesichtspunkten besonders interessant ist das Modul, das sich der Förderung von Mehrfunktionshäusern verschrieben hat. Gemeint sind damit Gebäude, die unterschiedliche Funktionen unter einem Dach vereinen – zum Beispiel einen Dorfladen, eine Landarztpraxis, einen Pflegestützpunkt und Vereinsräume.


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