Digitalisierung in der Immobilienwelt: Nachholbedarf am Bau

Bei der Digitalisierung der Baubranche gibt es noch viel Luft nach oben, wie eine Umfrage von PwC zeigt – dabei sind sich die Akteure bewusst: Roboter, Drohnen, Simulationen und Echtzeit-Reporting von der Baustelle bergen großes Potenzial.

Die deutsche Baubranche hat laut einer neuen Studie noch viel Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Das Potenzial von digitalisierten Prozessen und innovativen Instrumenten auf den Baustellen ist den im Herbst 2022 von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC befragten 100 Baufirmen, Planern und Projektsteuerern allerdings bewusst.

Digitalisierung am Bau: Digitale Lösungen kommen noch zu kurz

Jeder zweite Studienteilnehmer gab an, dass das eigene Unternehmen im Branchenvergleich einen hohen Digitalisierungsgrad aufweist – dabei schätzen sich die Planer besser ein als die Bauunternehmen. Doch sechs von zehn Befragten sehen zugleich deutlichen Nachholbedarf bei der Digitalisierung der operativen Prozesse und der Anwendung digitaler Lösungen wie virtueller Realität. Vergleichsweise gut aufgestellt sehen sich die Firmen bei der Digitalisierung von administrativen und projektbezogenen Prozessen wie Finanzen und Controlling oder Planungen und Kalkulation.

Nach Einschätzung von PwC-Expertin Rebekka Berbner erkennen immer mehr Akteure aus der Baubranche die Chancen digitaler Lösungen. Mehr als drei Viertel (88 Prozent) der Befragten sehen die Potenziale, die sich zum Beispiel durch Simulation und Visualisierung ergeben. Das sind elf Prozentpunkte mehr als bei einer entsprechenden Studie vor einem Jahr 2021.

Trotzdem: Nur etwa jeder dritte Unternehmer (36 Prozent) attestiert sich hier laut PwC gute Fähigkeiten. Die Lücke zwischen Potenzialen und digitalen Fähigkeiten liege bei 52 Prozentpunkten – das sind 15 Prozentpunkte mehr als bei der Vorjahresumfrage.

Große Kluft zwischen Potenzial und digitalen Fähigkeiten

Auch bei anderen digitalen Lösungen beobachten die Studienautoren diese Tendenz, etwa dem Einsatz von Echtzeit-Reporting auf der Baustelle, womit der Baufortschritt und die Entwicklung der Kosten aufgezeigt werden können.

Verbesserungen lassen sich laut PwC nur punktuell erkennen. Zum Beispiel bei der Drohnenüberwachung, dem Laserscanning zur präzisen Vermessung von Bauwerken sowie Robotik und Automatisierung. Hier konnten die Firmen die Differenz zwischen Potenzialen und Fähigkeiten nach eigener Wahrnehmung ein bisschen verkleinern. Nachholbedarf gibt es laut Studie auch bei Cloud-Technologien – also dem Abrufen von Rechenleistung, Software und Speicher aus dem Internet.

"Wir beobachten, dass es den Unternehmen nicht gelingt, die für den gewinnbringenden Einsatz der Tools notwendigen Fähigkeiten aufzubauen", sagt Berbner. Die Mehrheit (91 Prozent) der telefonisch befragten Bauunternehmen, Planer und Projektsteuerer ist der Meinung, dass die größte Hürde für die Nutzung digitaler Lösungen im Fachwissen und Fachkräftemangel liegt.

PwC-Studie "Bauindustrie in anspruchsvollen Zeiten: Geopolitik, Digitalisierung und Nachhaltigkeit"


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Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, Bauwirtschaft