- KI: Der Status quo
- Was ist Deep Learning?
- Anwendungsbeispiele für KI
- Leistungsversprechen von KI richtig einschätzen
- Entstehung neuer und anderer Berufe im Bereich FM

Die gesamte Gebäudetechnik optimiert mit KI die Steuerung der Abläufe unter Berücksichtigung der ökonomischen und ökologischen Anforderungen.
Das zieht die Frage nach sich, wie es um die Arbeitsplätze steht, die durch KI überflüssig werden. Die Technologiegeschichte macht vorsichtig, wenn es um Prognosen geht. Betrachtet man das Zeitalter der Digitalisierung, so liegt der Schluss nahe, dass zwar Arbeitsplätze und sogar ganze Berufsgruppen verschwinden werden, dafür aber neue entstehen. Die Arbeit ist der Menschheit bisher zumindest nicht ausgegangen.
Stefan Schwan: "Damit einhergehend werden sich die Arbeitsplätze im Facility Management verändern. Tätigkeiten, die heute personalintensiv sind, wie zum Beispiel die Reinigung, können teilweise durch intelligente Systeme ersetzt oder sehr stark optimiert werden. Zum einen begegnet man so dem Personalmangel im FM. Zum anderen werden hierdurch neue Arbeitsplätze und Berufsbilder entstehen."
Mit Sicherheit ergeben sich für die Mitarbeiter einige positive Folgen, wie Drooms-Chef Alexandre Grellier ausführt: "Mit Hilfe von KI wird sich zum Beispiel die Arbeit von Beratern wieder stärker auf beratende Tätigkeiten konzentrieren, und der Anteil von einfacher, repetitiver Arbeit wird abnehmen. Früher war es wichtig, schnell und viel zu lesen, mit Nutzung der KI kann man den Fokus auf die Analyse der Inhalte legen und echten, beratenden Mehrwert leisten".
Umfrage: Noch hat KI nur gerigen Einfluss auf Immobilienunternehmen
Doch wird die Technologie in der Immobilienwirtschaft mit offenen Armen empfangen? Erstaunlicherweise ist das nicht der Fall. Wie eine Branchenumfrage des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen zeigt, sind zwar 88 Prozent der Befragten mit dem Begriff vertraut, aber nur sechs Prozent wenden bisher entsprechende Technologien in ihren Unternehmen an.
Die Befragten sehen in KI sogar unter allen neuen Technologien den geringsten künftigen Einfluss auf ihr Unternehmen. Möglicherweise hat das mit mangelnder Information zu tun, vielleicht aber auch mit der in der Branche ausgeprägten Vorsicht gegenüber technologischer Innovation. Glaubt man den Experten, wird sich dies in den nächsten Jahren ändern, wenn mehr positive Erfahrungen mit KI publik werden.
Die Nutzung von KI wird sich in nächster Zeit verstärken
Inzwischen gehen Pioniere eine wesentlich intensivere Nutzung von KI an. Die Technologie weitet sich ganzheitlich auf die Planung und Gestaltung von Gebäuden aus.
"Smart Building" und "Smart Commercial Building" sind Konzepte, die sich derzeit in der Erprobung befinden. Was darunter zu verstehen ist, erläutert Klaus Dederichs, Associate Partner und Head of ICT der Drees & Sommer-Gruppe. "Smart Commercial Building beschreibt ein intelligentes, mit IoT-Technologien (IoT = Internet of Things) ausgestattetes Gebäude, das den Nutzungsanforderungen entsprechend für alle Beteiligten sowohl einen ökonomischen als auch einen ökologischen Mehrwert generiert", so Dederichs. Eine gewerkeübergreifende Kommunikation der Gebäudetechnik werde durch eine selbstlernende und selbstoptimierende KI und vernetzte Sensorik realisiert. Durch eine zentrale Steuerungseinheit in Form einer Künstlichen Intelligenz, als "Brain" bezeichnet, könnten alle Gebäudeautomationssysteme und eingesetzte Technologien miteinander vernetzt werden.
Beispiel für intelligente Gebäudetechnik: das "cube berlin"
Die gesamte Gebäudetechnik bewirkt damit eine Steuerung der Abläufe unter Optimierung der ökonomischen und ökologischen Anforderungen. Wie ein solches Konzept umgesetzt wird, lässt sich in Berlin beobachten, wo auf dem Washingtonplatz der "cube berlin" entsteht, ein smartes Bürogebäude, mit dessen Fertigstellung Ende 2019 gerechnet wird.
Hier entfaltet KI die Fülle aller Möglichkeiten: Intelligente Gebäudetechnik erkennt die Anforderungen und Wünsche des Nutzers an jedem Ort, passt sich optimal an und unterstützt und optimiert die Arbeitsprozesse. Das reicht vom Buchungssystem bis hin zur individuellen Bedienung des Arbeitsplatzes und der Behaglichkeit. Das Gebäude verfügt über eine Art zentrales Gehirn, in dem die Daten aus allen technischen Anlagen zusammenlaufen. Es lernt aus den Daten des Betriebs, der Nutzer und der Umwelt, macht Vorschläge, wie das Gebäude in Zukunft betrieben werden soll, und optimiert es fortwährend. Beispielsweise können so die Regelungs- und Steuerungsfunktionen der Gebäudetechnik zielgerichtet auf das Verhalten der Nutzer eingestellt und dadurch Energie- und Betriebskosten gespart werden. Das aus dem Nutzerverhalten lernende System erlaubt es, die Prozesse vorausschauend anzupassen.
Generell können KI-Systeme beispielsweise Belüftungs- und Klimaanlagen automatisch den Wünschen der Nutzer anpassen, Schimmel oder Abnutzungserscheinungen im Gebäude rechtzeitig erkennen und die Instandhaltung automatisieren. Sogar die Aufzüge steigern ihren IQ, wie Sönke Mestemacher, Geschäftsleiter Service & Digital Innovation bei Schindler Deutschland, anmerkt: "Im Gebäude der Zukunft wird der Aufzug nicht nur die Etagen miteinander verbinden, sondern auch die Menschen. Als interaktives Kommunikationsmedium wird er ein Interface zum Informationsaustausch zwischen den Gebäudenutzern untereinander und den Betreibern darstellen und den Zutritt zu den verschiedenen Gebäudebereichen steuern".
Aus dem Internet of Things wird ein "Internet of Everything"
Blickt man in die fernere Zukunft, so sind die Anwendungsmöglichkeiten von KI schier unerschöpflich. Die Szenarien, die erörtert werden, reichen bis hin zur sich ohne menschliches Eingreifen selbst steuernden Zivilisation.
Doch Steffen Szeidl, Vorstand der Drees & Sommer SE, warnt davor, uns von Treibern zu Getriebenen der Technologie zu machen: "KI unterstützt die Vernetzung und Interaktion von Gebäuden, Energieversorgung, Logistik, Kommunikations- und Verkehrsmitteln und uns Menschen. Alles wird mit allem in Zukunft noch stärker in Beziehung treten. Aus dem Internet of Things wird ein 'Internet of Everything'".
Smart Buildings seien dann in Smart Cities integriert, in denen es sich nachhaltig und gesund leben lasse. Neue Wohn-, Arbeits- und Lebensmodelle können entstehen – etwa neue Wege der Nutzung von Gebäuden oder Fahrzeugen jenseits von Kauf oder Miete. Urban Farming könnte Teil der Versorgung der Städte und die Austauschbarkeit von Nutzungsmustern fände zukünftig in zunehmend vertikal statt horizontal orientierten Städten statt. Gemischt genutzte Gebäude beherbergten Büros, Hotels und Geschäfte genauso wie Wohnraum.
"Aber bei alldem gilt: Der Mensch muss die Zügel in der Hand behalten", so Szeidl: "Smart heißt nicht in jedem Fall immer mehr Technologie, es kann durchaus auch vorkommen, dass weniger Technologie mehr Lebensqualität bedeutet. Die menschliche, nicht die künstliche Intelligenz muss auch in Zukunft in der Kommandozentrale sitzen".
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