Schrifttum (ab 2000):
Niermann, Änderungen im Bereich der ArbN-Besteuerung durch die LStR 2004, DB 2003, 2244;
Niermann, Änderungen im Bereich der ArbN-Besteuerung durch das StÄndG 2003, DB 2003, 2724;
Melchior, Das StÄndG 2003 im Überblick, DStR 2003, 2137;
Harder-Buschner, Aktuelle Änderungen im Bereich der ArbN-Besteuerung, NWB F 6, 4469;
Harder-Buschner, Änderungen der LSt durch die LStR 2004, NWB F 6, 4429;
Giloy, Steuerfreiheit von Zuschlägen für Sonntags-, Feiertags- oder Nachtarbeit, NWB F 6, 4457;
Wiese, Bereitschaftsdienst in Krankenhäusern – Zuschläge steuerfrei nach § 3b EStG?, NWB F 6, 4499;
Pezzer, Urteilsanmerkung zu BFH BStBl II 2005, 307, FR 2004, 1281;
Marburger, Sozialversicherungsrechtliche Änderungen durch das HBeglG 2006, NWB Nr 28/2006, 2357;
Bergkemper, Urteilsanmerkung zu BFH BStBl II 2009, 730, FR 2009, 1116;
Bergkemper, Urteilsanmerkung zu BFH BStBl II 2012, 144, FR 2012, 139;
Bergkemper, Urteilsanmerkung zu BFH, FR 2012, 321, FR 2012, 323;
Stähler, Abgrenzung von Bereitschaftsdienst, Bereitschaftszeit, Arbeitsbereitschaft und Rufbereitschaft, BB 2019, 2548;
Hilbert, Steuerfreiheit von Zuschlägen für Sonntags-, Feiertags- oder Nachtarbeit, NWB 24/2022, 1684;
Stöber, Zuschläge für Bereitschaftsdienst in Nachtstunden, an Sonntagen und an Feiertagen, NWB 51/2023, 3496.
I. Einführung
A. Die Entstehungsgeschichte der Vorschrift
1. Die Vorläufer-Vorschrift und das EStRG 1974
Rn. 1
Stand: EL 178 – ET: 01/2025
Vorläufer des § 3b EStG war § 34a EStG aF, der die Steuerfreiheit bestimmter Arbeitslohn-Zuschläge in den Jahren 1940–1945 und 1947–1974 regelte. Das ESt-ReformG (EStRG) 1974 v 05.08.1974 (BGBl I 1974, 1769) übernahm die Regelung des § 34a EStG aF in den § 3b EStG (ab VZ 1975). Durch diese systematische Stellung sollte der Charakter der Vorschrift als Steuerbefreiungs-Norm verdeutlicht werden. Materiellrechtlich änderte sich dadurch nichts. Zur Geschichte der Vorschrift s Wisser, DStZ 2000, 822; Rüsch in Frotscher/Geurts, § 3b EStG Rz 9ff (03/2024).
2. Änderungen des § 3b EStG seit dem EStRG 1974
Rn. 2
Stand: EL 178 – ET: 01/2025
Seit dem EStRG 1974 sind folgende Änderungen des § 3b EStG zu verzeichnen:
- SteuerreformG 1990 (EStRG 1990 v 25.07.1988, BGBl I 1988, 1093):
- Bisher waren bei den auf sonstigen Rechtsgrundlagen beruhenden Zuschlägen (§ 3b Abs 2 EStG aF) nur bestimmte Prozentsätze des Grundlohns steuerfrei. Diese Beschränkung auf Prozentsätze wird auch auf alle anderen Zuschläge (dh solche aufgrund gesetzlicher und tarifvertraglicher Grundlage) erweitert.
- Einbeziehung der Arbeitszeit ab 14 Uhr am 24. und 31.12., Begünstigung des Nachtzuschlages auch bei nur gelegentlicher Arbeit.
- einheitlicher Nachtarbeitszuschlag von 25 %.
- Sonderregelung in Abs 3 für den Fall, dass bei einem ArbN der Anteil der vor 0 Uhr aufgenommenen Nachtarbeit mehr als 50 % beträgt.
- Gleitende Übergangsregelung in § 52 Abs 3 EStG (s Plückebaum/Wendt/Emcke, Steuerreform 1990, 23): Soweit die Zuschläge den nach § 3b EStG steuerfreien Betrag um mehr als 6 % des Grundlohns im Lohnzahlungszeitraum überschreiten, bleibt für den im Kj 1990 endenden Lohnzahlungszeitraum der über diese Grenze hinausgehende Betrag zusätzlich steuerfrei; diese Grenze von 6 % erhöht sich für jedes nachfolgende Kj um jeweils 4 Punkte. Die Tarifpartner sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, die durch die Neuregelung eintretenden Nettolohneinbußen auszugleichen.
- WohnungsbauförderungsG (WobauFG v 22.12.1989, BGBl I 1989, 2408):
- Bei Nachtarbeit-Aufnahme vor 0 Uhr wird der Nachtarbeits-Zuschlag zwischen 0 und 4 Uhr auf 40 % erhöht (§ 3b Abs 3 EStG).
- Als Sonntags- und Feiertagsarbeit gilt jetzt auch die Arbeit zwischen 0 und 4 Uhr des auf den Sonn- oder Feiertag folgenden Tages (§ 3b Abs 3 EStG).
- Missbrauchsbekämpfungs- und SteuerbereinigungsG (StMBG v 21.12.1993, BGBl I 1993, 2310): Aufhebung der Übergangsregelung in § 52 Abs 3 EStG für Lohnzahlungszeiträume, die nach dem 01.01.1996 enden.
- JahressteuerG 1996 (JStG 1996 v 11.10.1995, BGBl I 1995, 1250): Streichung des § 52 Abs 3 EStG.
- StÄndG 2003 (v 15.12.2003, BGBl I 2003, 2645): Auf Empfehlung des Finanzausschusses (BT-Drs 15/1928) Einfügung eines Höchstbetrages von EUR 50 für den Grundlohn und damit auch für die Bemessung der steuerfreien Zuschläge in § 3b Abs 2 S 1 EStG durch Art 1 Nr 3, Nr 34a StÄndG 2003 ab VZ 2004. S a Rn 2, 5,14a, 52a.
- JStG 2007 (v 13.12.2006, BGBl I 2006, 2878): Ersetzung des Begriffs "vH" durch "Prozent" (Art 1 Nr 50 des Gesetzes, anzuwenden ab 19.12.2006, Art 20 Abs 1 des Gesetzes).
Durch die Neufassung des EStG v 08.10.2009 (BGBl I 2009, 3366) ergaben sich keine Änderungen des § 3b EStG.
B. Der Normzweck der Vorschrift
1. Die Konstitutivwirkung des § 3b EStG
Rn. 3
Stand: EL 178 – ET: 01/2025
Die von § 3b EStG angesprochenen Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit sind Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit (§ 19 EStG). Die Steuerbefreiung durch § 3b EStG, soweit sie reicht, ist daher konstitutiv.
2. Gründe für Steuerfreiheit dem Grunde nach
Rn. 4
Stand: EL 178 – ET: 01/2025
Als (sich teilweise überschneidende) Gründe für die Steuerfreiheit der Zuschläge durch § 3b EStG werden genannt:
- wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Gründe (BT-Drs 7/419, 16; BFH BStBl II 1987, 625; BAG BB 2001, 784);
- das Allgemeininteresse an der Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit...