Patrick Hehl, Dr. Marco Möhrer
Zusammenfassung
Mit den Gesetzesanforderungen der EU-Taxonomie spielt Nachhaltigkeit in den Finanzbereichen von Unternehmen eine noch größere Rolle. Ab dem Geschäftsjahr 2025 müssen nicht börsennotierte Unternehmen wie Bosch die drei Taxonomie-KPIs Umsatz, Investitionsausgaben (CapEx) und Betriebsausgaben (OpEx) anhand von Nachhaltigkeitskriterien bewerten und im Lagebericht veröffentlichen. Um die etablierten Finanzkennzahlen gemäß EU-Taxonomie zu verarbeiten, setzt das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen auf ein digitalisiertes Reporting mit seiner eigenentwickelten Controlling-Lösung "myGreenBusiness". Die Software Anwendung erhielt vom Internationalen Controller Verein die Auszeichnung "Controlling Excellence Award 2024".
1 Einleitung
Zur Implementierung der Anforderungen aus dem EU Green Deal, insbesondere der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und EU-Taxonomie, hat Bosch Anfang 2022 ein Gemeinschaftsprojekt aus den verschiedenen Fachbereichen ins Leben gerufen. Bosch hat somit frühzeitig begonnen, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Dies hat vor allem mit der langjährigen strategischen Positionierung des Konzerns zum Thema Nachhaltigkeit zu tun.
Abb. 1: Verleihung des Controlling Excellence Award 2024 des ICV am 29. April 2024 in München (v.l. Juryleiter Prof. Dr. Utz Schäffer; Marco Möhrer; Patrick Hehl; Henri Catenos, Bereichsleiter Finanzen, Treasury und Reporting bei Bosch; ICV Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Heimo Losbichler)
Omnibus-Initiative: Entwurf mit weitreichenden Änderungen veröffentlicht
Die EU-Kommission hat am 26.2.2025 den Entwurf eines Omnibus-Pakets zur Entbürokratisierung der Nachhaltigkeitsberichts- und Aufsichtspflichten für Unternehmen veröffentlicht. Formal werden Änderungen der bestehenden Richtlinien CSRD, der EU Taxonomie-Verordnung und der Europäischen Lieferkettenrichtlinie CSDDD vorgeschlagen.
Inhaltlich schlägt die EU-Kommission eine deutliche Verschlankung der CSRD durch die Einführung einer neuen Größenklasse vor, ab der die Regulierung nun erst greifen soll. Zudem soll der zeitliche Anwendungspunkt für gewisse Unternehmen verschoben und die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) überarbeitet bzw. vereinfacht werden.
Ausführlichere Informationen zur Omnibus-Initiative finden Sie hier.
2 Projekt und Vorgehen zur Umsetzung der EU-Taxonomie
Bosch versteht unter Nachhaltigkeit die Balance zwischen den ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimensionen der Geschäftstätigkeit als Teil einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Neben der Nachhaltigkeit spielt auch die Digitalisierung eine zentrale Rolle im Kerngeschäft des Unternehmens. Mit der nun entwickelten Controlling-Lösung myGreenBusiness werden beide Themenfelder miteinander verknüpf t. Im Ergebnis steht die Digitalisierung der EU-Taxonomie durch ein praktikables Controlling-Tool, was zu Entlastungen im Reporting und einer Standardisierung der Dokumentation des Prozesses führt.
Enge Kooperation zwischen Finance und Nachhaltigkeit
Seit dem Projektstart Anfang 2022 arbeiten Finance und Nachhaltigkeit insbesondere für die Umsetzung der EU-Taxonomie noch enger zusammen. Die Projektorganisation für die Umsetzung der EU-Taxonomie setzt sich aus Teammitgliedern der Zentralabteilungen Finance & Reporting sowie Nachhaltigkeit zusammen. Hinzu kommen Projektmitglieder aus rund 15 Geschäftsbereichen, die ihre Fachexpertise aus den operativen Einheiten einbringen. Vertreten sind zum Beispiel Koordinatoren für Nachhaltigkeit, Produktexperten und Controller aus den vier Unternehmensbereichen Mobility, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology.
In der bisherigen Umsetzung zeigte sich eine relativ hohe Abdeckung in vielen Wirtschaftsaktivitäten der EU-Umweltziele "Klimaschutz" und "Übergang zur Kreislaufwirtschaft". Die breite Aufstellung über Branchen und Regionen hinweg führt dazu, dass Bosch mit der Klassifizierung des Produktportfolios unterschiedlichen Ansprüchen der EU-Taxonomie gerecht werden muss. Wirtschaftsaktivitäten für den Unternehmensbereich Mobility stellen andere Anforderungen an die Geschäftsbereiche als etwa die der Unternehmensbereiche Consumer Goods und Energy and Building Technology. Der Unternehmensbereich Industrial Technology ist aktuell weniger stark repräsentiert, da der Maschinenbausektor nur zu kleinen Teilen von der Regulierung erfasst ist. Unterschiedliche Technologien zu klassifizieren war aber nicht die einzige Herausforderung im Projekt. Auch die globale Aufstellung von Bosch ist fordernd, wie sich am Beispiel der Haushaltsgeräte zeigt: Die globalen Umsätze, Investitionen und Betriebsausgaben sind gemäß Nachhaltigkeitskriterien auf Basis des europäischen Energie-Labels zu bewerten. In vielen außereuropäischen Märkten findet es allerdings keine oder nur geringe Anwendung.
Auswahl der Pilotbereiche nach Abdeckung in der Taxonomie
Bei der Analyse und Erhebung der Taxonomie-KPIs ist das Projektteamitera...