Prof. Dr. Stefan Behringer, Prof. Dr. Ralf Eberenz
Das Aufgabenspektrum des Konzerncontrollings hat sich nach unserer Beobachtung auch durch einen anderen Aspekt verändert. Ausgelöst durch vielfältige und tiefgreifende Veränderungen im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, geopolitischen und regulatorischen Umfeld, haben sich wesentliche Rahmenbedingungen erfolgreichen Wirtschaftens grundsätzlich geändert. Im Vergleich zu anderen Industrienationen scheint insbesondere Deutschland die Folgen der Coronapandemie, der Inflation, des Ukrainekrieges und der Belastungen aus einer immer weiter ausufernden Bürokratie besonders schwer zu verkraften. Viele Unternehmen sehen sich damit selbst in einer Krisensituation oder zumindest in einer Phase besonderer wirtschaftlicher Belastung. Dadurch werden für das Konzerncontrolling "klassische" Themen wieder wichtiger. Kostenrechnung, insbesondere die Produktkostenrechnung, Ergebnisrechnung, Cashflow Planung, Umsatzvorausschau etc. sind alte Bekannte aus dem Instrumentenkasten des Controllings. Sie erweisen sich gerade im Zeichen von wirtschaftlichen Problemen als unverzichtbar für die Schaffung finanzieller Transparenz. Sie müssen in unsicheren Zeiten verlässlich und vor allem schnell die nötigen Steuerungsinformationen generieren, um für das Management eine hinreichende Entscheidungsbasis zu liefern. Diese Kernaufgaben nehmen bei ständig schwankender Datenlage deutlich mehr Zeit in Anspruch und lassen die Beschäftigung mit dem ein oder anderen Modethema in den Hintergrund treten. Zumal, wenn neben die kurzfristigen Steuerungsherausforderungen auch noch strategische Grundsatzfragen zur Geschäftsmodellgestaltung bzw. zur langfristigen Geschäftsausrichtung treten.
Aus unserer Sicht deutet nichts darauf hin, dass in den kommenden Jahren wieder mehr Ruhe und Planbarkeit eintritt. Die Volatilität und Unsicherheit des Geschäftsumfeldes bleibt hoch und damit bleibt auch das Konzerncontrolling als entscheidender Informationslieferant für das Management herausgefordert. In dieser Konstellation ist ein faktischer Rollback zu den Kernaufgaben des Controllings nachvollziehbar. Auch wenn empirische Erhebungen bisweilen andere Schlagworte ganz oben in den aktuellen Nennungen zu den wichtigsten Aufgaben des Controllings zeigen.
Die Erörterung der Thesen 3-7 folgt in Teil 2 im Controller Magazin 1/25. Die Thesen 8 und 9 folgen dann in Teil 3 im Controller Magazin 2/25.