Prof. Dr. Stefan Behringer, Prof. Dr. Ralf Eberenz
Das Konzerncontrolling als wesentliche Unterstützungsfunktion für die Führung eines Konzerns hat einen im Zeitverlauf stabilen Katalog methodischer, überwachender und gestaltender Aufgaben zu bewältigen. Hierzu gehören vor allem die Steuerung des Konzernergebnisses, die Festlegung von Controlling-Methoden und -Richtlinien, die Koordination zwischen Geschäftsbereichen, bereichsübergreifende Sonderaufgaben und auch die unternehmensweite Organisations- und Personalentwicklung im Controlling. Allerdings verändern sich die Rahmenbedingungen und geschäftlichen Herausforderungen für Unternehmen und damit auch für die Konzerncontrolling-Funktionen permanent und teilweise tiefgreifend. Wir haben uns deshalb bereits im Jahre 2016 gefragt, mit welchen Entwicklungstendenzen und kommenden Herausforderungen sich das Konzerncontrolling in der näheren Zukunft wird beschäftigen müssen. Seitdem zeigen sich neue Entwicklungen. Weitreichende technologische, gesellschaftliche, politische und geopolitische Veränderungen erfordern ebenso weitreichende wirtschaftliche Anpassungen der betroffenen Unternehmen. In diesem Beitrag sollen deshalb unsere damaligen Thesen zur Entwicklung des Konzerncontrollings kritisch überprüft und aktualisiert werden.
Wir konzentrieren uns dabei wieder auf die Herausforderungen, die bereits in den letzten Jahren sichtbar wurden und verstärkt auch in naher Zukunft die Rollen und Aufgaben des Konzerncontrollings bestimmen werden. Ausgehend von einem weiterentwickelten Operating Model als Ordnungsrahmen für die Diskussion stellen wir neun aktualisierte Thesen zur Entwicklung des Controllings in Konzernen vor. Sie sind nicht empirisch-quantitativ hergeleitet, sondern spiegeln bewusst unsere subjektiven Beobachtungen auf Basis unserer persönlichen Führungserfahrungen, vielfältiger Beratungsprojekte und einschlägiger Forschungstätigkeit wider.
Aufbauend auf unserem Beitrag zu den Entwicklungstendenzen und Herausforderungen für das Konzerncontrolling aus dem Jahre 2016, sollen hier die seinerzeitigen Thesen einer Überprüfung unterzogen und aktualisiert werden. Die Entwicklungen der letzten Jahre haben unsere Beobachtungen und Prognosen überwiegend bestätigt, aber sie lassen sich nur teilweise in die Zukunft fortschreiben. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Einzelne Entwicklungen sind schlicht zu einem gewissen Abschluss gekommen, so beispielsweise die Integration von externem und internem Rechnungswesen. Andere dauern zwar an, sind in ihrer Bedeutung aber von neueren Entwicklungen verdrängt worden und wieder andere haben an Bedeutung stark zugenommen. Abb. 1 zeigt im Überblick die alten Thesen mit unserer Einschätzung ihres Bestätigungsgrades und die aktualisierten Thesen inklusive einer groben Qualifizierung, inwieweit es sich hierbei um wirklich neue Entwicklungen oder um Weiterentwicklungen handelt.
Abb. 1: Kritische Beurteilung der Thesen aus 2016 und Überleitung zu den aktualisierten Thesen