Bei bestimmten Leistungen dürfen die Sozialversicherungsträger nach ihrem eigenen Ermessen entscheiden. Dabei sind gesetzliche Grenzen zu beachten. Das Ermessen ist pflichtgemäß auszuüben und gerichtlich überprüfbar. Wenn aufgrund des Sachverhalts nur eine bestimmte Entscheidung möglich ist, gibt es keinen Ermessensspielraum (Ermessensreduzierung auf Null).
Ob das Gesetz ein Ermessen einräumt, ist dem Text zu entnehmen (z. B. "Die Krankenkasse kann ..."). Ein eingeschränktes Ermessen erlaubt eine "Soll-Vorschrift" (z. B. "Die Krankenkasse soll ..."). Sind die Voraussetzungen einer "Soll-Vorschrift" erfüllt, muss die Rechtsfolge gesetzt werden. Die Behörde darf nur in begründeten Ausnahmefällen davon abweichen.
Wird der Behörde ein Entschließungsermessen eingeräumt, befindet sie darüber, ob sie überhaupt tätig werden will (sog. Opportunitätsprinzip). Beim Auswahlermessen obliegt es der Behörde, die rechtmäßige sowie sachgerechte und zweckmäßige Auswahl von verschiedenen möglichen Maßnahmen zu treffen.
In der Praxis helfen Richtlinien des Vorstands oder der Geschäftsführung dabei, Ermessen richtig und gleichmäßig auszuüben. Diese Richtlinien binden den Sozialversicherungsträger, in gleich gelagerten Fällen gleichmäßig zu entscheiden (Selbstbindung der Verwaltung). Es gibt allerdings kein "Recht im Unrecht". Es kann sich deswegen niemand auf fehlerhafte Entscheidungen in der Vergangenheit berufen.