Zusammenfassung
Der Bausektor ist einer der großen Verursacher von Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2-Emissionen). Um die Klimaziele zu erreichen und Umwelt, Natur und die Gesundheit der Menschen zu schützen, muss das Bauwesen neue Wege gehen. Nachhaltigkeit bei der Wahl der Baustoffe und Herstellungsverfahren ist dabei das A und O. Doch welche Baustoffe sind wirklich nachhaltig? Wie nachhaltig sind die konventionellen Baustoffe wie beispielsweise Beton? Können diese Baustoffe mittlerweile durch nachhaltigere Produkte ersetzt werden? Oder gibt es neue Herstellungsverfahren und Weiterentwicklungen, mit denen die konventionellen Baustoffe nachhaltiger und ressourcenschonender eingesetzt werden können?
Dieser Beitrag stellt die wichtigsten Baustoffe vor: Holz, Beton, Kupfer und Ziegel (Backstein). Er beantwortet, was die Baustoffe nachhaltig macht, wo ihre Schwachstellen im Hinblick auf den Nachhaltigkeitsaspekt liegen und welche Entwicklungen es gibt, um diese Produkte und ihre Herstellungsverfahren klimaneutral zu gestalten. Einleitend wird zunächst die Frage beantwortet, was unter nachhaltigem Bauen zu verstehen ist.
1 Nachhaltiges Bauen: Dimensionen der Nachhaltigkeit
Nachhaltiges Bauen muss die 3 Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und gesellschaftliche/soziale Werte – berücksichtigen. Diese 3 Dimensionen stellen den Ausgangspunkt für die Entwicklung der Prinzipien und Bewertungsgrundlagen für ein nachhaltiges Bauen dar.
1.1 Ökologische Dimension
Bei der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit wird als ein primäres Schutzziel die Ressourcenschonung durch einen optimierten Einsatz von Baumaterialien und Bauprodukten, eine geringe Flächeninanspruchnahme, die Erhaltung und Förderung der Biodiversität sowie eine Minimierung des Energie- und Wasserverbrauchs angestrebt. Betrachtet werden alle erforderlichen Energie- und Stoffströme von der Gewinnung über den Transport und Einbau bis hin zum Rückbau sowie die globalen und lokalen Umweltwirkungen durch den Energieverbrauch aus der Herstellung der Baustoffe und in der Phase der Gebäudenutzung.
1.2 Ökonomische Dimension
Bei der ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit werden über die Anschaffungs- beziehungsweise Errichtungskosten hinausgehend insbesondere die Baufolgekosten betrachtet. Im Fokus stehen demnach die gebäudebezogenen Lebenszykluskosten, die Wirtschaftlichkeit und die Wertstabilität. Wie Beispiele aus der Praxis zeigen, können die Baufolgekosten die Errichtungskosten um ein Mehrfaches überschreiten. Durch eine umfangreiche Lebenszykluskostenanalyse lassen sich zum Teil erhebliche Einsparpotenziale während der Planung identifizieren. Als Lebenszykluskosten (englisch: Life-Cycle-Costs, abgekürzt LCC) werden dabei insbesondere die Errichtungskosten und die Baunutzungskosten betrachtet.
1.3 Soziale Dimension
Unter der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit sind die kulturelle Identität als auch die gesellschaftlichen Werte in der Region der Gebäudeentstehung zu sehen. Hierzu gehören v. a. immaterielle Werte wie Gesundheit, Mobilität, Lebensqualität, Chancengleichheit, Partizipation und Bildung. Diese Dimension der Nachhaltigkeit stellt somit einerseits die Nutzerbedürfnisse und Funktionalität, andererseits die kulturelle und ästhetische Bedeutung des Gebäudes in den Mittelpunkt.
1.4 Normierung "Nachhaltigkeit von Bauwerken"
Der Nachhaltigkeitsaspekt wird durch die Novellierung der EU-Baunormen gewürdigt, etwa durch DIN EN 15643 "Nachhaltigkeit von Bauwerken – Allgemeine Rahmenbedingungen zur Bewertung von Gebäuden und Ingenieurbauwerken". Insbesondere mit der Novellierung der Norm DIN EN 15804 "Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen – Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte" können Planer, Bauherren und Baufirmen mittlerweile eine Auswahl der nachhaltigsten Materialien vornehmen. Denn die Norm enthält Nachhaltigkeitsbewertungen für jedes Bauprodukt und jede Bauleistung und beschreibt, in welchen Phasen des Produktlebenszyklus welche Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden müssen. Laut dieser Norm sind die 3 oben aufgeführten Dimensionen der Nachhaltigkeit gleichberechtigt zu berücksichtigen.
2 Holz: Der nachwachsende Baustoff aus dem Wald
"Der Holzbau ist ein Baustein des nötigen Wandels im Bausektor. Er bedarf jedoch einer differenzierten Betrachtung."
Holz gilt grundsätzlich als nachhaltiger Baustoff, denn es wächst immer wieder nach. Werden Wälder nicht vollkommen vernichtet, so steht Holz als Baustoff den Menschen (theoretisch) als Baustoff immer wieder neu zur Verfügung. Im Laufe der Geschichte hat sich bis heute leider gezeigt, dass der Mensch die Ressource Holz nicht nachhaltig nutzt. Ohne eine nachhaltige Waldwirtschaft verschwanden während des Mittelalters und der Neuzeit vielerorts Wälder aufgrund von Übernutzung. Erst durch eine nachhaltige Forstwirtschaft stehen Wälder und damit Holzressourcen in Mitteleuropa wieder fast überall zur Verfügung. Mittlerweile kann die Nachhaltigkeit der lokalen bzw. regionalen Forstwirtschaft in Deutschland und immer mehr Ländern weltweit (v. a. des "globalen Nordens") durch Zertifizierungssysteme (z. B. Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes, kurz PEFC, und Forest Ste...