Tz. 22

Bei der ordentlichen Kapitalherabsetzung (§§ 222 ff. AktG, § 58 GmbHG) vermindert die Gesellschaft ihre Grund- bzw. Stammkapitalziffer, um frei werdendes Kapital anderweitig zu verwenden. Ab der Eintragung der Kapitalherabsetzung im Handelsregister ist die niedrigere Nennkapitalziffer zu bilanzieren.[73] Auf die Durchführung der Kapitalherabsetzung kommt es nicht an.[74] Soll das frei werdende Vermögen ausgeschüttet werden, ist nach h. M. eine Verbindlichkeit zu passivieren[75]; die Gegenansicht verlangt eine Sonderrücklage.[76] Soll der frei gewordene Betrag in der Gesellschaft verbleiben, ist er als Kapitalrücklage gem. § 272 Abs. 2 Nr. 4 HGB zu verbuchen.[77] In der GuV ist gem. § 240 Satz 1 AktG ein Ertrag aus Kapitalherabsetzung auszuweisen. In Ergänzung zu § 160 AktG ist darüber gem. § 240 Satz 3 AktG im Anhang zu berichten.[78]

 

Tz. 23

Bei der vereinfachten Kapitalherabsetzung (§§ 229 ff. AktG, §§ 58a ff. GmbHG) wird das Kapital zum Ausgleich eingetretener Buchverluste, d. h. zur Beseitigung einer Unterbilanz herabgesetzt.[79] Auch in diesem Fall ist die neue Kapitalziffer mit Eintragung des Beschlusses im Handelsregister auszuweisen. Die frei gewordenen Beträge werden umgebucht und führen zum Wegfall entsprechender Verlustvorträge.[80] Liegen die angenommenen Verluste tatsächlich nicht vor, sind die aus der Kapitalherabsetzung erlösten Beträge in eine vorläufig unausschüttbare Sonderrücklage einzustellen (§ 232 AktG, § 58c GmbHG). Wegen der Ausschüttungssperre von fünf Jahren (§ 58c Satz 2 i. V. m. § 58b Abs. 3 GmbHG) passen die Positionen von § 272 Abs. 2 Nr. 1–4 HGB nicht so recht und es ist eine Sonderrücklage nach § 272 Abs. 2 Nr. 4 HGB auszuweisen.[81] Die dort verbuchten Beträge sollten aber nach Ablauf der Sperrfristen aufgelöst und § 272 Abs. 2 Nr. 4 HGB zugeordnet werden.

 

Tz. 24

Bei der Einziehung von Aktien (§§ 237 ff. AktG) bedarf es neben der Eintragung des Kapitalherabsetzungsbeschlusses im Handelsregister einer wirksamen Durchführung der Einziehung.[82] Ab diesem Zeitpunkt entfällt der Vorspaltenausweis der entsprechenden Anteile beim gezeichneten Kapital.[83] Werden die Anteile unentgeltlich zur Verfügung gestellt bzw. aus freien Rücklagen (bzw. zu Lasten des Bilanzgewinns) erworben, ist der Nennbetrag gem. § 237 Abs. 5 AktG in der Kapitalrücklage zu buchen; gemeint ist wohl jene aus § 272 Abs. 2 Nr. 1 HGB.[84] In der GmbH ist die Kapitalherabsetzung durch Einziehung von Anteilen nicht geregelt. Jedoch ändert sich das Stammkapital nicht, weil die Nennbeträge der anderen Geschäftsanteile automatisch erhöht werden.[85]

[73] ADS, § 272 HGB Rn. 38; Reiner, in: MüKo-HGB, § 272 HGB Rn. 54.
[74] Förschle/Hoffmann, in: BeckBilKo, § 272 HGB Rn. 75; Reiner, in: MüKo-HGB, § 272 HGB Rn. 54.
[75] ADS, § 272 HGB Rn. 38; Förschle/Hoffmann, in: BeckBilKo, § 272 HGB Rn. 75; Reiner, in: MüKo-HGB, § 272 HGB Rn. 54.
[76] Lutter, in: KK-AktG, 2. Aufl., § 225 AktG Rn. 45; Oechsler, in: MüKo-AktG, § 225 AktG Rn. 38.
[77] Lutter, in: KK-AktG, 2. Aufl., § 225 AktG Rn. 46; pauschaler Förschle/Hoffmann, in: BeckBilKo, § 272 HGB Rn. 76 "Kapitalrücklage".
[78] Koch, in: Hüffer, AktG, § 240 AktG Rn. 6.
[79] Förschle/Hoffmann, in: BeckBilKo, § 272 HGB Rn. 80.
[80] Reiner, in: MüKo-HGB, § 272 HGB Rn. 55.
[81] Casper, in: GroßKo-GmbHG, 1. Aufl., § 58c GmbHG Rn. 5; Hüttemann/Meyer, in: GroßKo-HGB, § 272 HGB Rn. 32; Koch, in: Hüffer, AktG, § 232 AktG Rn. 6; Priester, in: Scholz, GmbHG, § 58c GmbHG Rn. 8; Schulze-Osterloh, in: Baumbach/Hueck, GmbHG, 18. Aufl., § 42 GmbHG Rn. 211.
[82] Förschle/Hoffmann, in: BeckBilKo, § 272 HGB Rn. 95; Reiner, in: MüKo-HGB, § 272 HGB Rn. 57.
[83] Reiner, in: MüKo-HGB, § 272 HGB Rn. 57.
[84] Das wird – soweit ersichtlich – nicht diskutiert, ergibt sich aber bei Koch, in: Hüffer, AktG, § 237 AktG Rn. 38; Lutter, in: KK-AktG, 2. Aufl., § 237 AktG Rn. 112; Oechsler, in: MüKo-AktG, § 237 AktG Rn. 108; Zätzsch, Eingefrorene Aktien in der Rechnungslegung: HGB versus AktG und Europarecht – Auswirkungen im Steuerrecht, in: Hommelhoff/Zätzsch/Erle (Hrsg.), Gesellschaftsrecht, Rechnungslegung, Steuerrecht: Festschrift für Dr. Welf Müller, München 2001, 773 (786), wo jeweils pauschal § 272 Abs. 2 HGB erwähnt und zudem auf § 150 Abs. 3, Abs. 4 AktG verwiesen wird.
[85] ADS, § 272 HGB Rn. 44; Förschle/Hoffmann, in: BeckBilKo, § 272 HGB Rn. 96; Reiner, in: MüKo-HGB, § 272 HGB Rn. 58.

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