Tz. 64

Gesonderte Kapitalrücklagen sind auf jeden Fall die aus § 218 AktG.[199] Ebenfalls ist eine Sonderrücklage für Beträge gem. §§ 231, 232 AktG, §§ 58b Abs. 3, 58c GmbHG zu bilden.[200] Auch für Nachschüsse ist durch die Vorgabe in § 42 Abs. 2 Satz 3 GmbHG der Ausweis einer Sonderrücklage anerkannt.

 

Tz. 65

Nachschüsse sind keine Leistung auf das gezeichnete Kapital. Sie sind in der Kapitalrücklage zu verbuchen. Sie sind dort gesondert auszuweisen, weil Ihre Rückzahlung nur unter erschwerten Bedingungen möglich ist (§ 30 Abs. 2 Satz 1, Satz 2 GmbHG) und zudem eine wiederholte Einziehung möglich ist (§ 30 Abs. 2 Satz 4 GmbHG).[201] Vielfältige – ungeklärte – Folgefragen sind mit ihr verbunden. Das liegt daran, dass Nachschüsse gegenüber anderen Finanzierungsformen keine große praktische Bedeutung erlangt haben.[202] So wird bislang zwar unterstellt, dass Nachschüsse zur Verlustverrechnung aufgelöst werden können bzw. müssen[203], jedoch wird nicht die Frage diskutiert, ob sie aus späteren Gewinnen erneut zu bilden sind. Das lässt sich durchaus bejahen, weil andernfalls die Voraussetzungen von § 30 Abs. 2 Satz 2 GmbHG und die Folgen von § 30 Abs. 2 Satz 4 GmbHG umgangen würden. Vorzuziehen ist jedoch die gegenteilige Auffassung. Kapitalrücklagen gem. § 272 Abs. 2 Nr. 1 bis Nr. 3 HGB dürfen sogar unter keinen Umständen an die Gesellschafter ausgeschüttet werden, taugen jedoch gem. § 150 Abs. 4 AktG unproblematisch zur Verlustverrechnung. Sie müssen bei Folgegewinnen auch nicht wieder aufgebaut werden.[204] Das ergibt sich daraus, dass die Gläubiger die Dotierung des Haftungsfonds durch eine über das Grundkapital hinausgehende Kapitalrücklage nicht erwarten können.[205] So verhält es sich auch bei Nachschüssen im GmbH-Recht. Wenn diese zur Verrechnung mit Verlusten oder zur Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln (§ 57d GmbHG) verwendet werden, haben sie ihre Zweckbestimmung erfüllt.

[199] Unstreitig, siehe nur ADS, § 272 HGB Rn. 88; Förschle/Hoffmann, in: BeckBilKo, § 272 HGB Rn. 200; Kropff, in: MüKo-BilR, § 272 HGB Rn. 145.
[200] ADS, § 272 HGB Rn. 87; Hüttemann/Meyer, in: GroßKo-HGB, § 272 HGB Rn. 32; Kropff, in: MüKo-BilR, § 272 HGB Rn. 144.
[201] ADS, § 42 GmbHG Rn. 25; Fleischer, in: MüKo-GmbHG, § 42 GmbHG Rn. 16; Förschle/Hoffmann, in: BeckBilKo, § 272 Rn. 217; Kropff, in: MüKo-BilR, § 272 HGB Rn. 240; Schulze-Osterloh, in: Baumbach/Hueck, GmbHG, 18. Aufl. 2006, § 42 GmbHG Rn. 210; a. A. Lutter/Hommelhoff, in: Lutter/Hommelhoff, GmbHG, § 42 GmbHG Rn. 49; Küting/Reuter, in: HdR, § 272 Rn. 129.
[202] Fastrich, in: Baumbach/Hueck, GmbHG, § 26 Rn. 1; Hommelhoff/Kleindiek, in: Lutter/Ulmer/Zöllner (Hrsg.), Festschrift 100 Jahre GmbH-Gesetz, Köln 2012, 421 (422 ff.).
[203] Förschle/Hoffmann, in: BeckBilKo, § 272 Rn. 217; Schulze-Osterloh, in: Baumbach/Hueck, GmbHG, 18. Aufl., § 42 GmbHG Rn. 210.
[204] Bezzenberger, Das Kapital der Aktiengesellschaft: Kapitalerhaltung – Vermögensbindung – Konzernrecht, München 2002,  174; Kropff, in: MüKo-AktG, Band 5/1, 2. Auflage 2003, § 150 AktG Rn. 2 und 4.
[205] H.-P. Müller, Differenzierte Anforderungen für die Leistung von Sacheinlagen in das Eigenkapital von Kapitalgesellschaften, in: Kübler/Mertens/Werner (Hrsg.), Festschrift für Theodor Heinsius zum 65. Geburtstag am 25. September 1991, Berlin 1991, 591 (593, 603 f.).

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