Tz. 513
Ein Mutter-Tochter-Verhältnis wird widerlegbar bei einem Anteilsbesitz von mehr als 50 % vermutet. Die Vermögenswerte des Tochterunternehmens werden dann zu 100 % konsolidiert (vgl. Kapitel 14), wobei für die "Vermögenswerte nicht beherrschender Anteilseigner" (non controlling interest; NCI) ein Merkposten im Eigenkapital i. H. der NCI-Anteile eingerichtet wird. Zudem ergibt sich die Besonderheit einer methodenabhängigen Bestimmung des goodwill der Höhe nach. Neben der purchased-goodwill-Methode, welche nur den "gekauften"goodwill aufdeckt, ist nach IFRS 3 auch wahlweise die Aufdeckung des gesamten goodwill (full-goodwill-Methode) möglich (IFRS 3.19), d. h. auch goodwill-Anteile der NCIs werden ausgewiesen.
Tz. 514
Bei Anwendung der purchased-goodwill-Methode ist der auf NCIs entfallende Anteil am goodwill außerbilanziell fortzuschreiben und fiktiv bei der Ermittlung des CGU Buchwerts einzubeziehen. Die goodwill-Abschreibung entfällt dann auf die dem Mutterunternehmen sowie den NCIs zurechenbaren Anteile, wobei letztere nur in der Schattenrechnung fortgeführt werden (IAS 36.93 und IAS 36.C6 rev. 2008). Bei Anwendung der full-goodwill-Methode wird die Wertminderung auf den bilanziell erfassten goodwill der NCIs und der Muttergesellschaft verteilt.
BEISPIEL
Der Kaufpreis für 80 % der Anteile an Einheit Z beträgt 250 Mio. EUR sowie der fair value der Minderheitenanteile (20 %) 50 Mio. EUR. Der fair value des Nettovermögens beträgt 200 Mio. EUR. Nachfolgend wird der goodwill exemplarisch bestimmt:
Posten | Wert in MEUR | |
Kaufpreis | 250 | |
+ | Fair value NCI | 50 |
- | Fair value Nettovermögen | 200 |
= | Goodwill | 100 |
Ermittlung des goodwill nach der full goodwill-Methode
Der Buchwert von Z nach Abschreibung (ND zehn Jahre) beträgt 280 Mio. EUR. Demgegenüber steht der erzielbare Betrag von Z i. H. von 220 Mio. EUR. Der Wertminderungsbedarf ist sowohl auf die Muttergesellschaft und auf die NCI zu verteilen. Auf die NCI entfallen dabei 20 % des Wertminderungsbedarfs (60 Mio EUR), der Rest entfällt auf die Muttergesellschaft.
Buchungssatz
Aufwand aus Abschreibung | 60 | an | goodwill | 60 |
Der Aufwand von insgesamt 60 Mio. EUR ist zwischen den Gesellschaftern aufzuteilen, auf die NCI entfallen 10 Mio. EUR.
Tz. 515
Wird das Wahlrecht zur Bilanzierung nach der full-goodwill -Methode nicht ausgeübt, belastet der Wertminderungsaufwand das Mutterunternehmen nur mit seinem Anteil, da der fiktive NCI-goodwill aus der Schattenrechnung bilanziell unwirksam bleibt (IAS 36.C4 und .C8).[629] Wird ein nach der purchased-goodwill -Methode mehrheitlich, jedoch nicht vollständig, erworbenes Tochterunternehmen bilanziert, führen weitere Zukäufe in späteren Perioden zu keiner weiteren Aufdeckung von goodwill (kein grossing up). Indessen reduziert sich der in der Nebenrechnung zur Buchwertermittlung zu berücksichtigende goodwill-Anteil der NCI auf deren Anteil am Unternehmen.[630]
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