Tz. 62

Der subjektive Tatbestand von § 331 Nr. 3a HGB setzt vorsätzliches Handeln voraus (vgl. Tz. 41 ff., auch zu verschiedenen Irrtumskonstellationen). Wie bei den Nr. 1 und 2 genügt Eventualvorsatz. Die Versicherung "nach bestem Wissen", dass der Abschluss oder Lagebericht ein zutreffendes Bild des Unternehmens vermittelt, bedeutet nicht, dass ein vorsätzlicher Verstoß nur bei "sicherer Kenntnis" des Gegenteils (i. S. v. dolus directus II) bejaht werden könnte. Auch wer die Unrichtigkeit nur billigend in Kauf nimmt, handelt nicht mehr "nach bestem Wissen". Die Formulierung begründet handelsrechtlich sogar die Verpflichtung, sich um möglichst vollständiges Wissen zu bemühen. Die Gegenansicht verkehrt die gesetzgeberische Intention also ins Gegenteil.[108] Bei Erklärungen "ins Blaue hinein" dürfte die Bejahung eines bedingten Vorsatzes im Einzelfall sogar leichter fallen, als dies bei § 331 Nr. 1 und 2 HGB der Fall ist.[109]

[108] Ebenso Dannecker, in: GroßKo-HGB, § 331 HGB Rn. 178 f.; Olbermann, in: Graf/Jäger/Wittig, Wirtschaftsstrafrecht, § 331 HGB Rn. 85; Quedenfeld, in: MüKo-HGB, § 331 HGB Rn. 43; Südbeck, in: Park, Kapitalmarktstrafrecht, § 331 HGB Rn. 83 f.; Waßmer, in: MüKo-BilR, § 331 HGB Rn. 97; dolus directus zweiten Grades verlangen dagegen Heldt/Ziemann, NZG 2006, 652 (654); Park, Der strafbare Bilanzeid gem. § 331 Nr. 3a HGB, in: Jung/Luxenburger/Wahle (Hrsg.), Festschrift für Egon Müller, Baden-Baden 2008, 531 (547); zust. Sorgenfrei, in: MüKo-StGB, § 331 HGB Rn. 128 a. E.; allg. zu den Vorsatzformen vgl. Sternberg-Lieben/Schuster, in: Schönke/Schröder, StGB, § 15 StGB Rn. 64 ff.
[109] Altenhain, in: KK-RechnR, § 331 HGB Rn 128; krit. Waßmer, in: MüKo-BilR, § 331 HGB Rn. 97.

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