Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten kommt dem Working Capital Management eine hohe Bedeutung zu. Zwar ist einerseits das aktuelle Zinsniveau zur Unternehmensfinanzierung auf einem historischen Tiefstand, doch andererseits wird dafür das Rating von Unternehmen und deren Finanzierungsstruktur umso kritischer unter die Lupe genommen. Vor allem in Zeiten einer erwarteten konjunkturellen Abschwächung kommt es dadurch umso mehr auf eine solide und langfristige Finanzierung an, damit etwaige Insolvenzrisiken vermieden werden können.

Das Working Capital wird auch Net Working Capital oder auch Netto Umlaufvermögen genannt und setzt sich grob aus

  • den Forderungen aus Lieferung und Leistung (LuL) und den geleisteten Anzahlungen
  • abzüglich der Verbindlichkeiten aus LuL sowie den erhaltenen Anzahlungen
  • plus der Bestandshöhe der Vorräte

zusammen. Abb. 1 zeigt dies exemplarisch im Zusammenhang der Return on Capital Employed (ROCE) Kennzahl.

Abb. 1: Zusammensetzung des Working Capital

Die im Working Capital gebundenen Mittel können schnell zu geringerer Rentabilität und Liquiditätsproblemen führen. Vor allem bei stark wachsenden Unternehmen mit hohem Kapital- und Investitionsbedarf muss intensiv auf die Höhe des Working Capital geachtet werden. Auch lange Forderungslaufzeiten sorgen dafür, dass z. B. Rohstoffe vorfinanziert werden müssen.

 
Praxis-Beispiel

Mittelständischer Lebensmittelhersteller beliefert großen Handelskonzern

Ein mittelständischer Lebensmittelhersteller beliefert einen großen Handelskonzern. Durch seine dominierende Marktstellung kann der Abnehmer ein Zahlungsziel von 90 Tagen nach Lieferung durchsetzen. Dadurch ist der Zulieferer gezwungen, auch seine Verbindlichkeiten hinauszuschieben, was z. B. einen Verzicht auf evtl. Skontogewährung mit sich bringt. Außerdem muss er seine Kosten für die Forderungslaufzeit finanzieren, was hohe Liquidität erfordert. Wenn diese nicht vorhanden ist, müssen teure kurzfristige Finanzierungsmittel genutzt werden, welche sich direkt negativ auf das Ergebnis auswirken.

Grundsätzlich zielt das Working Capital Management darauf ab, die Durchlaufzeit des im Umlaufvermögen gebundenen Kapital zu minimieren und dadurch liquide Mittel freizusetzen. Als Resultat soll die Zeitspanne zwischen Zahlungsausgang für Material und Zulieferungen gegenüber dem Zahlungseingang aus verkauften Fertigerzeugnissen so kurz wie möglich gehalten werden. Zusätzlich sind die Lagerbestände so zu gestalten, dass eine den Anforderungen entsprechend gestaltete Verfügbarkeit (je nach Branche und Wettbewerb) bei gleichzeitiger Minimierung des Kapitalbedarfs erreicht werden kann. Im Grunde genommen verfolgen alle Handlungsfelder ein Hauptziel: Die Freisetzung von liquiden Mitteln und somit die systematische Reduzierung des Kapital- und Finanzierungsbedarfs.

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