Im Rahmen des Working Capital Managements ist es bei Optimierungen entlang der gesamten Supply Chain wichtig, nicht nur einzelne Aspekte oder Teilprozesse isoliert zu betrachten, sondern das System als Ganzes im Blick zu behalten und Folgen der einzelnen Entscheidungen für das gesamte Unternehmen und seine Umwelt zu bedenken. Die wichtigsten Trade-off-Beziehungen[1] in der Optimierung des Forecast-to-Fulfill-Prozesses sind:

Lagerbestand vs. Produktvielfalt

Produktvielfalt und damit i. d. R. induzierte Teilevielfalt führen tendenziell zu höheren Lagerbeständen. Für jedes einzelne Produkt und Teil werden üblicherweise Sicherheitsbestände hinterlegt. Unternehmen müssen daher abwägen, ob und wie stark die Produktvielfalt reduziert werden kann, ohne dass die Nachteile durch mögliche Umsatzverluste oder höhere Produktionskosten die Vorteile aus der geringeren Kapitalbindung kompensieren. Verbesserungsmöglichkeiten ergeben sich z. B. durch Einführung von Baukastensystemen oder Modularisierung im Produktaufbau. Ein möglicher Lösungsansatz ist das sog. "Postponement", durch das kundenspezifische Produktauslegungen auf den spätesten möglichen Zeitpunkt innerhalb des Produktionsprozesses verschoben werden.

Lagerbestand vs. Kundenanforderungen

Um bei Bedarf schnell liefern zu können und eine hohe Kundenzufriedenheit sicherzustellen, sind Lagerbestände häufig unumgänglich. Daher gilt es, den optimalen Lagerbestand zu ermitteln, um einerseits die Kapitalbindungsdauer eines Unternehmens möglichst gering zu halten und andererseits die Zufriedenheit der Kunden nicht zu gefährden. Kurze Durchlaufzeiten und genaue Absatzprognosen auch durch direkten Kontakt zu Kunden und Zwischenhändlern sind von zentraler Bedeutung für die Lagerbestandsoptimierung.

Lagerbestand vs. Produktionsstrategie

Auch im Rahmen der Produktionsstrategie kann es zu Trade-off-Beziehungen kommen. Die Höhe an erforderlichen Lagerbeständen kann durchaus im Widerspruch zu möglichen Größenvorteilen ("Economies of Scale") stehen, die durch große Losgrößen erreicht werden.

Lagerbestand vs. Transportkosten

Insbesondere bei Produkten mit langen Transportwegen (z. B. Beschaffung aus Asien) ist eine Reduktion der Anzahl der Transportbewegungen erstrebenswert, um die daraus entstehenden Kosten zu reduzieren. Dadurch ergibt sich jedoch zumindest zeitweise ein erhöhter Lagerbestand bspw. durch höhere Losgrößen. Eine exakte Planung und Prognose der Bedarfe sowie Simulationen unterschiedlicher Alternativen bieten Ansätze der Optimierung.

[1] Vgl. Eitelwein/Wohlthat, 2005.

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