Anwendung von Investitionsrechnungen sinnvoll

Jede Wirtschaftlichkeitsbetrachtung stellt die Kosten einer geplanten Investition und deren Nutzen (Erlöse/Kosteneinsparungen) in Zusammenhang. Investitionsrechnungen – zu einer Übersicht über die gebräuchlichsten Verfahren s. Abb. 2 – sind Methoden, mit deren Hilfe die Wirtschaftlichkeit und somit die Vorteilhaftigkeit von Investitionsmaßnahmen dahingehend geprüft werden kann, inwieweit sie im Hinblick auf die Zielsetzungen eines Unternehmens zweckmäßig erscheinen bzw. welche Maßnahme empfehlenswerter als die anderen ist.

 
Investitionsverfahren Fokus
Statische Verfahren
Kostenvergleich Welche Investition kostet mich am wenigsten?
Gewinnvergleich Welche Investition erwirtschaftet den höchsten Gewinn?
Rentabilitätsvergleich Welche Investition bringt die höchste Verzinsung?
Amortisationsdauer Welche Investition ist am schnellsten wieder erwirtschaftet?
Dynamische Verfahren
Kapitalwertmethode Was erwirtschaftet meine Investition im Vergleich zu einer alternativen Anlage?
Annuitätenmethode Was erwirtschaftet meine Investition pro Periode im Vergleich zu einer alternativen Anlage?
Interner Zinsfuß Welche Verzinsung erwirtschaftet meine Investition?
Dynamische Amortisationsrechnung Welche Investition ist am schnellsten wieder erwirtschaftet?

Abb. 2: Investitionsverfahren im Überblick

Dynamische Verfahren mit Szenarien

Für komplexe umfassende Investitionsprojekte, wie sie IT-Investitionen i. d. R. darstellen, sind dynamische Investitionsrechenmethoden zu bevorzugen, da sie eine höhere Genauigkeit durch die Berücksichtigung des Zeitbezuges und die Anwendung einer Zinseszinsrechnung versprechen.[1] Problematisch ist die Ungewissheit, ob die zukünftigen Werte wie geplant eintreten werden. Deshalb macht es Sinn die Starrheit der Annahmen durch Szenarien zu flexibilisieren und diese in den Berechnungen zu berücksichtigen.

Total Costs of Ownership müssen berücksichtigt werden

Es ist auch wichtig zu berücksichtigen, dass die Anschaffungskosten bzw. -auszahlungen einer neuen Informationstechnologie nur einen kleinen Teil der gesamten Kosten ausmachen. Aus diesem Grund wurde das Total Cost of Ownership-Konzept (TCO) zur Erfassung aller einmaligen und wiederkehrenden (direkten und indirekten) Kosten einer IT-Investition entwickelt: Hardware, Software, Lizenzen, Schulung, Implementierung, Service, Upgrades, Datenverwaltung, Ausfallzeit usw.[2] Die entsprechenden Überlegungen fließen in das Kalkulationsmodell, mit dessen Hilfe die Vorteilhaftigkeit von IT-Investitionen im Einkauf berechnet werden soll, in Kapitel 4 ein.

Nichtsdestotrotz decken finanzielle Abschätzungen immer nur einen Teil einer umfassenden Betrachtung ab, wenngleich diesen, wie in Abb. 3 dargestellt, in der Praxis die höchste Bedeutung beigemessen wird.

Abb. 3: Zusammenhang Glaubwürdigkeit und Quantifizierbarkeit von IT-Investitionen

Scoring-Modelle für nicht-monetäre Größen

Darüber hinaus ist eine intensive Berücksichtigung von nicht direkt monetär bewertbaren Faktoren (z. B. erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit und/oder Stabilität durch neue Technologie) notwendig. Dies ist durch die Nutzwertanalyse und Scoring-Modelle möglich.[3]

Die Wirtschaftlichkeitsanalyse ist in einem Unternehmen in einem gesamtheitlichen Investitionsplanungs- und -steuerungsprozess einzubetten. Folgende Ansatzpunkte sind bei der Gestaltung zu berücksichtigen:

  • Definieren Sie einen schlanken Investitionsprozess mit Schritten und Verantwortlichkeiten und klaren Kriterien für die Genehmigung und beschreiben Sie ihn in Form einer Prozessdarstellung.
  • Der Investitionsprozess sollte investitionsgrößenabhängig gestaltet sein, d. h. kleine Investitionen sollen rasch beurteilt und nur bei größeren Investitionen zahlreiche Personen einbezogen werden. Ein IT-unterstützter Workflow dient dazu, dass entsprechend Investitionsgröße und -thema die notwendigen Entscheidungsträger die Informationen erhalten und eine Freigabe durchführen können.
  • Drehen Sie die Herangehensweise auch manchmal um. Ein Target-Costing-orientierter Ansatz ("Die Investition darf maximal X Euro kosten, wie erreichen wir diesen Wert?") führt häufig zu neuen Ideen.
  • Definieren Sie unterschiedliche Renditeerwartungen (kalkulatorische Zinsfüße) für verschiedene Investitionsklassen. Je risikoreicher, desto höher der Zinsfuß.
  • Führen Sie das Sammeln von Investitionsalternativen und deren Beurteilung in interdisziplinären Teams bestehend aus dem Fachbereich, dem Einkauf, dem Controlling sowie ggf. weiteren Personen/Abteilungen durch.
  • Führen Sie eine systematische Investitionskontrolle durch und erfassen Sie systematisch Planungsfehler und Lerneffekte für zukünftige Investitionen.
  • Bewerten Sie die Investitionsvorhaben und -alternativen mit dynamischen Investitionsrechnungen, insbesondere der Kapitalwertmethode und dem internen Zinsfuß.
  • Schränken Sie die Alternativensuche nicht zu rasch ein. Denken Sie dabei auch an Make-or-Buy oder Substitute.
  • Definieren Sie nicht-monetäre Kriterien, die die Investition erfül...

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