Zusammenfassung

 
Überblick
  • Die Steuerung eines Unternehmens ist eine komplexe Aufgabe, die konsistente Steuerungsinformationen zeitnah benötigt. Die Realität ist heute eine andere: Silostrukturen in Finanzen und Controlling machen die Unternehmenssteuerung langsam und ineffizient. So ist z. B. eine Vertriebsergebnisrechnung mit dem kalkulatorischen SAP COPA nicht mit der Finanzbuchhaltung integriert.
  • Mit SAP S/4HANA als IT Enabler stellt die SAP eine neue IT-Infrastruktur zur Verfügung, die insbesondere im Rechnungswesen konsistente Steuerungsinformationen realtime zur Verfügung stellen kann. Zudem wird mit S/4HANA die Vertriebsergebnisrechnung mit der Finanzbuchhaltung integriert, Kernsteuerungselement sind künftig die Sachkonten und deren Attribute.
  • In dem Beitrag werden zunächst grundsätzliche Neuerungen durch S/4HANA dargestellt. Anschließend werden die neuen Datenstrukturen für die Ergebnisrechnung detailliert bis auf Buchungsebene beschrieben. Am Ende werden die Vorteile der integrierten Vertriebsergebnisrechnung zusammengefasst.

1 (R)evolution der Unternehmenssteuerung

1.1 Heterogene Strukturen – das Streben nach Homogenität

Überwindung der Silostrukturen im Rechnungswesen

Es war in der Vergangenheit immer das Ziel von CFOs die Silos im Rechnungswesen zu überwinden und eine konsistente und transparente Sicht zur Steuerung des Unternehmens zu etablieren. Dazu war es bisher notwendig, die vorhandenen heterogenen Strukturen (z. B. Vertrieb, Finanzbuchhaltung und Controlling) in einem Data Warehouse zusammenzuführen.

Die SAP hat die Heterogenität mit IT-Silos unterstützt, die es dem jeweiligen Fachbereich erlauben, jeweils seine "eigene" Wahrheit in eigenen Tabellen zu speichern und im Reporting darzustellen.

Mit S/4HANA liefert die SAP im ERP-System eine neue Systemarchitektur aus, die im Rechnungswesen Datenstrukturen und Prozesse radikal verändert. Neben dem signifikant vereinfachten Datenmodell (z. B. Entfall der Summensatztabellen) werden erstmals alle Berichtsinformationen für die Vertriebsergebnisrechnung (COPA), das Finanzwesen und das Controlling an einer Stelle zusammengeführt – dem Universal Journal. Damit ist im ERP-System faktisch ein Einkreissystem im Rechnungswesen eingeführt worden.

1.2 SAPs Antwort auf das Streben nach Homogenität

IT als Enabler für ein einheitliches Rechnungswesen

Mit S/4HANA hat die SAP die klassische Trennung zwischen Finanzen und Controlling aufgehoben und alle Informationen auf Einzelpostenebene an einer Stelle zusammengeführt: im sogenannten Universal Journal (technisch: Tabelle ACDOA Accounting Document Actual).

In dieser Tabelle werden alle bisherigen Rechnungswesen-Datensilos zusammengefasst, die in Verbindung mit einem Konto gebucht werden (s. Abb. 1). Damit ist auch die Marktperspektive des Vertriebs (Kunden, Regionen, Produkte) integraler Bestandteil der neuen Einzelpostentabelle.[1]

Abb. 1: Universal Journal (Tabelle ACDOA – ACounting DOcument Actual)

Das Rückgrat des Rechnungswesens ist das Sachkonto, das künftig der Dreh- und Angelpunkt der kaufmännischen Berichterstattung sein wird.

Im Bereich Finanzen ist mit dem Universal Journal die Trennung zwischen Hauptbuch und Nebenbuch aufgehoben. So ist es z. B. möglich, das "Abstimmkonto Forderungen" direkt nach Kunden oder Profit-Centern "aufzureißen". Auch die Materialwirtschaft hat Einzug gehalten: Die Materialbewertung wird vorgangsbezogen analog dem heutigen Material Ledger im Universal Journal fortgeschrieben. Die neue Einzelpostenstruktur erlaubt die vollständige Integration der Vertriebsergebnisrechnung, da alle relevanten Marktinformationen wie Kunde oder Produkt in Verbindung mit dem Sachkonto Umsatz oder Warenlieferung gespeichert werden.

Das war bisher in R/3 auch mit der buchhalterischen Ergebnisrechnung möglich, allerdings hatte diese so große funktionale Defizite (z. B. fehlender Aufriss der Standardherstellkosten), dass die Unternehmen in Deutschland fast ausschließlich die kalkulatorische Ergebnisrechnung für die interne Steuerung genutzt haben.

 
Hinweis

COPA weiterhin möglich, aber nicht empfehlenswert

Diese Form der Ergebnisrechnung wird es auch weiterhin in S/4HANA geben, allerdings ist das kalkulatorische COPA nicht in das Universal Journal integriert und sollte daher nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt werden.

[1] Vgl. Krüger, 2015, 155 ff.

2 Integrierte Vertriebsergebnisrechnung

2.1 Erfolgsfaktoren einer Vertriebsergebnisrechnung

Kernelemente einer Vertriebsergebnisrechnung

Horváth & Partner haben einen Best-Practice-Ansatz zum Aufbau einer Ergebnisrechnung etabliert. Dabei sind strukturell im Zeilenschema der Ergebnisrechnung 5 Erfolgsfaktoren zu berücksichtigen (s. Abb. 2).

Abb. 2: Erfolgsfaktoren der Ergebnisrechnung

Für die Messung der Sales-Performance sind die Preisdurchsetzung, der Ausweis von Standardherstellkosten mit Aufriss der Wertschöpfungsanteile sowie die Standardmarge relevant.

Punkt 1: Zur Messung der Preisdurchsetzung ist der Ausweis von Listenpreisen notwendig, die üblicherweise über Konditionen im R/3 abgebildet werden.

Punkt 2: Unter den direkten Vertriebskosten sind z. B. Frachtkosten oder Garantiekosten zu verstehen, die anfallen, um die Produkte an den Endkunden zu versenden. Es handelt sich dabei, wie der Name besagt, um direkte – ...

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