Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) stellte im Jahre 2017 in seinem alljährlichen Report zur Unternehmensnachfolge fest, dass immer mehr Unternehmensinhaber Schwierigkeiten haben, einen passenden Nachfolger zu finden. Fast 6.700 Betriebe wandten sich 2016 an die regionalen Industrie- und Handelskammern (IHK) mit der Bitte um Unterstützung bei der Suche nach einem passenden Unternehmensnachfolger gewandt. Damit erhöhten sich im sechsten Jahr in Folge die Anfragen bei den IHKs. Der Zuwachs beläuft sich auf mehr als 60 % seit 2010.

Die Ursachen für den Anstieg der Zahlen sind vielschichtig:

  • Immer mehr Unternehmer erreichen das Rentenalter. Gleichzeitig nimmt auf Grund des demografischen Wandels die Zahl derjenigen ab, die sich für den Aufbau einer unternehmerischen Existenz interessieren.
  • Unklare Regelungen im Rahmen der Erbschaftsteuerreform 2016 lassen viele Unternehmer befürchten, dass eine höhere steuerliche Belastung auf die Nachfolger zukommen wird.
  • Im Mittelstand ist in den vergangenen Jahren das Bewusstsein gestiegen, dass die Unternehmensnachfolge ein komplexer und zeitaufwendiger Vorgang ist. Das führt dazu, dass sich viele Unternehmer deutlich früher mit dieser Thematik auseinander setzen als noch vor Jahren.

Nach Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) wird sich die Situation in den kommenden Jahren verschärfen. Nach aktuellen Prognosen sieht das IfM für den Zeitraum 2018 – 2022 bei rund 150.000 Familienunternehmen Bedarf zur Regelung der Nachfolge. Das entspricht jährlich 30.000 Übergaben. Nach Ansicht des IfM werden die Nachfolgen Einfluss auf rund 2,4 Mio. Arbeitsplätzen haben.

53 % dieser Übergaben werden im familieninternen Kreis (Kinder oder andere Familienmitglieder) erfolgen, 18 % sollen im unternehmensinternen Verbund (Mitarbeiter) stattfinden. Die Zahl der unternehmensexternen Lösungen (externe Führungskräfte, andere Unternehmen oder andere Interessenten außerhalb des Unternehmens) wird mit 29 % taxiert.

Abb. 1: Gewählte Nachfolgelösungen[1]

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sieht in ihrem Mittelstandspanel 2017 für die kommenden fünf Jahre sogar eine Nachfolgewelle von 511.000 Unternehmen auf den deutschen Mittelstand zurollen. Insbesondere die größeren kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bevorzugen eine Betriebsübergabe, während bei den Kleinstunternehmen häufig auch die Stilllegung in Betracht gezogen wird. Der Spagat zwischen Nachfolge und Stilllegung wird nach Ansicht der Förderbank zur großen Herausforderung für den Mittelstand werden und das Gesicht der Unternehmenslandschaft in Deutschland stark verändern.

[1] Quelle: IfM Bonn, 2018.

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