Verzinsung des Fremdkapitals

In analoger Weise lässt sich die Entscheidungssituation eines Fremdkapitalgebers charakterisieren. Ein Fremdkapitalgeber wird dem in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Unternehmen nur dann neues Fremdkapital zur Verfügung stellen, sofern die Verzinsung des neuen Fremdkapitals und die (gesamte oder teilweise) Tilgung zusammen mit der Verzinsung der alten Schulden höher ist als die Verzinsung einer alternativen Kreditvergabe zuzüglich der Quote, in der die alten Schulden zurückgezahlt werden bzw. die aus der Verwertung der Sicherheiten erzielt werden kann. Diese Entscheidungssituation ist somit durch nachfolgende Ungleichung zu beschreiben:[1]

 
Zins- und Tilgungsquote der Altschulden +
Verzinsung der Neuschulden >
-
Verzinsung einer alternativen Kreditvergabe +
Zins- und Tilgungs- bzw. Verwertungsquote der Altschulden

Weitere Entscheidungskriterien

Neue Eigen- oder Fremdkapitalgeber haben bei ihrer Entscheidung keine Altanteile bzw. Altschulden zu berücksichtigen, womit sich die beiden oben stehenden Ungleichungen vereinfachen. In der Praxis fließen in die Entscheidung über die Kapitalbereitstellung an ein Sanierungsunternehmen neben der Rendite als rein ökonomischem Entscheidungsparameter oftmals auch politische und soziale Faktoren (Imageverlust, Förderauftrag, Arbeitsplatzerhalt etc.) mit ein. Außerdem ist bei der Entscheidung auch die Risikodimension zu berücksichtigen. Hierzu ist es sinnvoll, die Höhe potenzieller Verluste und deren Eintrittswahrscheinlichkeit zu bewerten. Die Risikodimension ist bei einem Krisenunternehmen tendenziell als hoch einzustufen, sodass dem höheren Risiko ein angemessener Ertrag im Sinne einer Risikoprämie gegenüberstehen sollte. Generell sind die Kapitalgeber gehalten, sich einen genauen Überblick über die Sanierungswürdigkeit und -fähigkeit des Unternehmens zu verschaffen, bevor sie den Sanierungsmaßnahmen der Geschäftsleitung zustimmen und dem Unternehmen neues Kapital zur Verfügung stellen.[2]

Zur weiteren Verdeutlichung einer doppelstufigen Sanierung wird im Folgenden schrittweise die Vorgehensweise am Beispiel des in die Krise geratenen Unternehmens Schieflage AG dargestellt.

[1] Vgl. Bieg/Kussmaul, Investitions- und Finanzierungsmanagement, Bd. 3: Finanzwirtschaftliche Entscheidungen, 2000, S. 92.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge