Boom von Mezzanine-Kapitel vor der Finanzkrise

Besonders in den Boom-Jahren 2004 bis 2007 griffen auch viele Mittelständler auf Mezzanine-Finanzierungen zurück. Gab es anfangs Mezzanine-Kapital nur in individualisierter Form, wurde ab 2004 Mezzanine-Kapital gebündelt, verbrieft, in handelbare Form restrukturiert und in sog. Zweckgesellschaften (Special Purpose Vehicle) eingebracht.[1]

Die so entstandenen Produkte köderten Anleger mit Renditeversprechen von bis zu 20 % und fanden reißenden Absatz. Die strukturierenden Banken erschlossen sich attraktive Einnahmen aus Gebühren von bis zu 5 % der Darlehenssumme und für die Unternehmen bot sich eine Möglichkeit der Finanzierung zu niedrigen Kapitalkosten. Die Kredite wurden zu Paketen von teilweise über 500 Mio. EUR verschnürt, an Investoren weitergereicht und verschwanden über die Einbringung in eine externe Zweckgesellschaft aus den Bilanzen der Banken (sog. Off-Balance-Sheet-Geschäft). Es brach ein regelrechter Hype nach Mezzanine-Kapital aus und die Folge waren kostengünstige Finanzierungsmöglichkeiten für die Unternehmen von teilweise gerade einmal 6,5 %.

Das böse Erwachen danach

Besonders Mittelständler griffen reichlich zu und erwarteten, dass eine Anschlussfinanzierung am Ende der Laufzeit problemlos möglich wäre.[2] Diese Erwartungen wurden durch den Ausbruch der Finanzkrise und den Zusammenbruch des Verbriefungsmarktes enttäuscht. Seit 2007 kamen kaum noch Mezzanine-Finanzierungen zustande. Die Banken sahen sich nicht in der Lage, ihre seinerzeitigen Zusagen auf Prolongation einzuhalten, wodurch der Markt für Mezzanine-Kapital austrocknete. Die Unternehmen wiederum standen plötzlich ohne die Möglichkeit einer in Aussicht gestellten günstigen Anschlussfinanzierung durch Mezzanine-Kapital da und mussten in der Krise auf teureres Fremdkapital zurückgreifen, was bei Unternehmen mit krisenbedingten Insolvenzgefahren existenzbedrohend wirkte.

Laut einer aktuellen Studie, die PricewaterhouseCoopers im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erstellte, dürften die eigentlichen Problemlagen aus den Folgen dieser Finanzierung für den Mittelstand noch bevorstehen. Bis zum Jahr 2014 werden knapp 4,7 Mrd. EUR an Verbindlichkeiten fällig, die derzeit im Eigenkapitel von mehr als 700 mittelständischen Unternehmen schlummern.[3] Ein großer Teil dieser Unternehmen wird sicherlich Fremdkapital zur Refinanzierung des Mezzanine-Kapitals aufnehmen. Ob das Mezzanine-Kapital jedoch komplett mit Fremdkapital refinanzierbar ist, bleibt fraglich. Andererseits würde aber eine reine Ersatzfinanzierung über Fremdkapital die Eigenkapitalquote der betroffenen Unternehmen teilweise existenzbedrohend abschmelzen.

Refinanzierungs­mix ist wichtig

Für die betroffenen Unternehmen wird es daher entscheidend sein, sich den für sie passenden Refinanzierungsmix zu erschließen. Neben klassischen Darlehen werden daher auch die Thesaurierung von Gewinnen, individualisiertes Mezzanine-Kapital sowie Private Equity ggf. eine entscheidende Rolle spielen müssen. Von besonderer strategischer und operativer Bedeutung ist aber eine Stärkung des Innenfinanzierungspotenzials mittelständischer Unternehmen.

[1] Vgl. Schäfer/Kuhnle (2006), S. 30 – 35.
[2] Vgl. Die Welt vom 27.1.2009.
[3] Vgl. PwC (2011), S. 15 ff.

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