Um die Simulation betriebswirtschaftlich sinnvoll durchführen zu können sind einige weitere Angeben notwendig, die hier kurz diskutiert werden.

Für die planungsbezogene Risikoaggregation ist es notwendig, nicht nur die Planzahlen an sich zu kennen, sondern auch Zusammenhänge zwischen Planungspositionen im Modell abzubilden.

Dabei muss man sich aber immer vor Augen führen, dass modellieren bedeutet, Zusammenhänge komplexitätsreduzierend, also vereinfachend, darzustellen. Damit verbunden sind unweigerlich auch Informationsverluste bzw. Ungenauigkeiten bei den Ergebnissen. Es gilt somit ein gesundes Mittelmaß zu finden zwischen pragmatischen modelltechnischen Vereinfachungen und den daraus resultierenden Schätzfehlern.

Zu den üblicherweise zu betrachtenden Zusammenhängen zwischen Planungspositionen gehören bspw. Umsatzvariabilitäten. Berücksichtigt werden sollten aber auch Zusammenhänge zwischen GuV-Positionen und Bilanzpositionen, bspw. dürfte die Höhe von Forderungen und Lieferungen und Leistungen oder Vorräten auf Umsatzschwankungen reagieren.

Abb. 4: Wirkungszusammenhänge in der Planung

Unter 2 (stark) ähnlichen Unternehmen ist dasjenige als robuster zu bezeichnen, welche auf Schwankungen der Umsätze (insbesondere auf Rückgang) besser mit Änderungen der Kosten reagieren kann. Dies ist die sog. Variabilität der Kosten. Da während der Simulation für die mehrere tausend Fälle nicht einzeln entscheiden werden kann (und sollte) wie die Kosten auf Umsatzmengenänderung "reagieren", werden vereinfachend Variabilitäten erfasst. In dem Beispielunternehmen wurde der variable Anteil (bezogen auf den Umsatz) der wichtigsten Kostenpositionen (vereinfacht) wie folgt unterstellt

  • Materialkosten: 100 %
  • Personalkosten: 60 %
  • Sonstiger Aufwand: 0 %

Materialkosten werden somit als komplett variabel in Bezug auf Absatzmengenschwankungen angesehen. Personalkosten können "nur" zu 60 % an die (relative) Änderung der Absatzmenge angepasst werden und der sonstige Aufwand wird also komplett umsatzunabhängig angesehen. Vereinfachend wird angenommen, dass Änderungen der Absatzmenge in beiden Richtungen – also sowohl Senkung als auch Erhöhung – dieselbe (relative) Reaktion der Kosten nach sich ziehen.

Mehrperiodische Analysen notwendig

Da nicht nur eine Simulation für ein Planjahr durchgeführt wird, sondern für mehrere, sind auch Annahmen zu treffen, welche Abhängigkeiten zwischen den Perioden bestehen. Logischerweise baut Jahr 2 auf die in der Simulation "zufällig" generierten Zustände von Jahr 1 auf. Wird also in Jahr 1 weniger Gewinn erzielt, so reduziert sich auch das Eigenkapital am Ende von Jahr 1 und damit natürlich auch zu Beginn von Jahr 2. Bei den Risiken wird im Allgemeinen angenommen, dass sich die Risikoprofile der Jahre nicht unterscheiden, die prozentualen Planungsunsicherheiten identisch bleiben und auch ereignisorientierte Risiken in der gleichen Größenordnung auftreten können. Es ist allerdings insbesondere bei den Planungsunsicherheiten auch festzulegen, inwieweit sich realisierte Risiken einer Periode auch auf die Folgeperioden auswirken.

 
Intertemporale Parameter
Umsatz 0,5
Materialkosten 0,5
Personalkosten 0,5
sonstiger Aufwand 0,5

Modellierung von Illiquidität verlangt nach Modellierung von Kreditrahmen

Falls eine mögliche Bestandsbedrohung für ein Unternehmen analysiert werden soll, dann ist (spätestens) nach Basel II klar, dass beurteilt werden muss, ob Fremdkapitalgeber bereit sind, dem Unternehmen Kapital zur Verfügung zu stellen. Damit gilt es, den in der Zukunft unsicheren Kreditrahmen abzuschätzen. Dies kann man mit einer Abschätzung des dynamischen Bankenverhaltens erreichen. Hierzu wurde pragmatisch angenommen, dass das Kreditrahmen des Unternehmens in dem jeweiligen Simulationslauf aus dem Maximum des 5-fachen EBITDA und des 4-fachen Eigenkapitals bestimmt werden kann.

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