In einer Einleitung zu einem Operation-Research-Buch von 1970 heißt es "Wenn man nicht mehr weiter kann, fängt man zu simulieren an".[1] Ob dies nun gute Poesie ist, sei dahingestellt. Die wissenschaftliche Haltung in den Wirtschaftswissenschaften in dieser Zeit war allerdings eindeutig: Optimieren ist besser als simulieren.

Fast 50 Jahre später ist man sich jedoch einig, dass Optimierung nur bei sehr einfachen Bedingungen möglich und auch nur bei relativ konstanten Rahmenbedingungen sinnvoll ist. Unternehmensführung ist mehr als eine große Optimierungsrechnung. Gutes Management lässt sich auch eher als "Ausbalancieren" unterschiedlicher Interessen beschreiben. Daher überrascht es nicht, dass die Simulation in der Praxis zumindest im Controlling deutlich beliebter als die Optimierungsrechnung ist. Mit ihr lassen sich komplexe Szenarien mit vielen Abhängigkeiten, Veränderungen und Wirkungen auf Zielgrößen besser abschätzen.

Der Controller als Lotse der Unternehmensführung kann von der Simulation in vieler Hinsicht profitieren. Zielkonflikte, Limitationen und sonstige Widersprüche können aufgedeckt, kritische Situationen frühzeitig erkannt und Maßnahmen entwickelt werden. Gleichzeitig kann sich auch das Bewusstsein über die Stärke von Wirkungsbeziehungen verbessern.

Gegenüber anderen Bereichen wie Risikomanagement oder Strategieentwicklung liegt der Controller laut einer Studie aus dem Jahr 2012 zwar noch etwas zurück, aber im Funktionsranking mit 3,82 von 5 Punkten recht weit vorne.

Somit geht es nicht um die Frage, ob simuliert wird, sondern ob

  • der jeweiligen Situation angemessen simuliert wird und
  • die eingesetzten Werkzeuge hierzu adäquat sind.

Die Diskussion um die richtige Methode und Unterstützung ist notwendig. Schließlich sind zahlreiche Methoden und Werkzeuge zum Teil als Open Source und zum Teil kostenpflichtig verfügbar. Die Gefahr ist groß, mit ungeeigneten Werkzeugen in eine Komplexitätsfalle zu geraten oder beim Aufbau eines Modells zu grob vereinfachen zu müssen.

In diesem Beitrag sollen die Anforderungen an eine Simulation aus Sicht eines Controllers konkretisiert und verfügbare Werkzeuge dahingehend überprüft werden, ob die Anforderungen abgedeckt werden können.

Zudem werden die Möglichkeiten zur Verbesserung der Simulation durch Predictive Analytics näher beleuchtet. Die Betrachtung dieses Einflusses ist ein relativ neues Gebiet. Allerdings ist ein hohes Potenzial hinsichtlich der Gestaltung realitätsnaher Simulationssysteme zu erwarten.

[1] Vgl. Stahlknecht, 1970, S. 1.

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